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06.05.2018

Neue CD des Georgischen Kammerorchesters

Musikalische Lebenslinien und Lebensläufe

Mit seiner jüngsten CD-Einspielung, veröffentlich am 27. April, bildet das Georgische Kammerorchester Ingolstadt unter seinem Chefdirigenten Ruben Gazarian besondere „Lebenslinien und Lebensläufe“ musikalisch ab. Im Mittelpunkt stehen die Komponisten Anton Arensky, Paul Hindemith, Franz Schreker und Felix Mendelssohn Bartholdy.

Anton Arensky gilt als der letzte Vertreter der sogenannten „eklektischen Moskauer Schule“. Sein Streichquartett Nr. 2 von 1894, hier in der Bearbeitung für Streichorchester, widmete er „Dem Andenken an P. Tschaikowsky“. Mit einer quasi vorausahnenden Reminiszenz wartet die frühe Streichersinfonie Nr.10 von Felix Mendelssohn Bartholdy auf: Die Adagio-Einleitung endet mit einer Passage, die stark an Tschaikowskys Streicherserenade op. 48 von 1880 erinnert. Seine zwölf Streichersinfonien schuf Mendelssohn zwischen 1821 und 1823 für die Sonntagskonzerte in seinem Elternhaus und zeigte seine eigene, höchst originelle Handschrift. Im Klima eines umfassenden gesellschaftlichen Auf- und Umbruchs im Wien um 1900 erforschte Franz Schreker die dunklen verschlungenen Pfade der menschlichen Seele. Sein Intermezzo und Scherzo für Streichorchester von 1900 vereint schillernde Klangsinnlichkeit und dramatisch wirksame Klangfülle. Wie Schreker sah sich auch Paul Hindemith im erstarkenden Nationalsozialismus als „entarteter Komponist“ verfolgt. Seine Fünf Stücke op. 44/4 für Streichorchester changieren ebenfalls zwischen hochexpressivem Ausdruck, klarer Form und klanglicher Transparenz: aber mit stilistisch und ästhetisch anderen Lösungen. Ende der 1920er Jahre komponiert, entstanden sie ursprünglich für Laienmusiker und zeigen, wie sehr Hindemith die Aufhebung der Grenzen zwischen Kunst- und Laienmusik anstrebte.