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10.09.2022

Nachhaltige Integration

Angebote für ukrainische Geflüchtete

Seit sechs Monate herrscht in der Ukraine Krieg und viele Menschen mussten aus ihrem Heimatland fliehen. Derzeit leben rund 1260 Personen in Ingolstadt, die einen Antrag auf Aufenthaltserlaubnis gestellt haben. Darüber hinaus wurden rund 520 weitere Personen erfasst, die mittlerweile Ingolstadt schon wieder verlassen haben.

Zu Beginn waren die meisten Geflüchteten in städtischen Unterkünften untergebracht oder wurden von Familien aufgenommen. Mittlerweile wohnt der überwiegende Teil in privaten Wohnungen – unentgeltlich, zur Untermiete oder in eigenen Mietwohnungen. 237 Personen leben noch in städtischen Unterkünften oder in Notwohnungen.

Für neu ankommende Geflüchtete aus der Ukraine gibt es in Ingolstadt eine Notaufnahmeeinrichtung für Kriegsflüchtlinge. Dort sind aktuell 27 Personen untergebracht.

In den ersten Monaten der Flüchtlingsbewegung erhielten hilfsbedürftige Geflüchtete aus der Ukraine Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Ab Juni 2022 erfolgte durch eine Gesetzesänderung die sozialhilferechtliche Gleichstellung mit den in einem Asylverfahren anerkannten Geflüchteten und damit die Berechtigung zum Bezug von Leistungen nach dem SGB II bzw. SGB XII.

773 Personen erhalten Leistungen vom Jobcenter (Stand 15.08.2022). Diese untergliedern sich in 522 Erwachsene und 251 Kinder. 77 Prozent der erwerbsfähigen Leistungsbezieher sind Frauen. Davon sind 42 Prozent alleinerziehende Mütter mit Kindern unter 15 Jahren. Der überwiegende Anteil der Kinder sind 6 Jahre und älter (161). Von den 522 erwachsenen Leistungsberechtigten werden 392 Personen als arbeitslos geführt. In den letzten beiden Wochen sind noch weitere Anträge eingegangen, die rund 100 Personen umfassen. Geflüchtete, die die Regelaltersgrenze überschritten haben oder voll erwerbsgemindert sind, erhalten Leistungen nach dem SGB XII des Amtes für Soziales. Dies sind insgesamt 119 Personen. Bisher haben 267 Personen noch nicht alle Voraussetzungen erfüllt, um in eines der beiden Grundsicherungssysteme zu wechseln und erhalten weiterhin Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz.

Wie verläuft die Integration?
Die Geflüchteten sind sehr motiviert und bereit sich beruflich und gesellschaftlich zu integrieren. Viele Sorgen ergeben sich durch die unklare Situation im Heimatland. Der Integrationsprozess erfolgt unabhängig von der Bleibeperspektive, da derzeit nicht absehbar ist, wie lange das Kriegsgeschehen noch anhält und wann bzw. ob eine Rückkehr erfolgen kann. Alle ukrainischen Kriegsgeflüchteten können sich selbstverständlich immer an die Migrationsberatungsstellen hinsichtlich Fragestellungen zum Thema Integration und Berufsanerkennung wenden.

Da die meisten Geflüchteten keine oder keine ausreichenden Deutschkenntnisse vorweisen können, ist der erste Schritt, einen Integrationssprachkurs zu besuchen. Derzeit besuchen 79 Personen einen Integrationssprachkurs. Es sind aktuell nicht genügend Teilnehmerplätze vorhanden, so dass zur Überbrückung alternative Integrationsmaßnahmen, die vom Jobcenter angeboten werden, besucht werden. Hieran nehmen 24 Geflüchtete teil. In einem weiteren Schritt wird beim Vorliegen einer Qualifikation ein Anerkennungsprozess angestoßen. Hierbei erfolgt eine enge Zusammenarbeit mit den Migrationsberatungsstellen. Viele Ukrainerinnen und Ukrainer sind gut qualifiziert und können Berufs- und Studienabschlüsse vorweisen. Diese sind vorwiegend im Bereich Industrie und Handel, Verwaltung und Soziales zu verorten. In einigen Fällen ist es schon jetzt den Geflüchteten gelungen eine Beschäftigung aufzunehmen.

Der Schlüssel für eine nachhaltige Integration vor allem auf dem Arbeitsmarkt, ist der Spracherwerb. Es wird jedem Geflüchteten ermöglicht einen Integrationskurs zu besuchen. Sollte im Anschluss daran eine Qualifizierung oder Weiterbildung notwendig sein, steht den ukrainischen Geflüchteten der umfassende Maßnahmenkatalog des Jobcenters zur Verfügung.

Ein weiteres Problem ergibt sich durch die teilweise nicht sichergestellte Kinderbetreuung. Die Bereitschaft, sich hierbei untereinander auszuhelfen, ist zwar groß, die Integration auf dem Arbeitsmarkt ist dadurch trotzdem erschwert, vor allem, da sich viele alleinerziehende Frauen unter den Geflüchteten befinden. Ukrainische Familien können sich über den KITA-Finder für einen Betreuungsplatz anmelden. Leider ist hier die Lage durch den Fachkräftemangel angespannt. Schulpflichtige Kinder der Jahrgangsstufen 1 bis 4 werden in den Regelklassen beschult und erhalten eine zusätzliche Deutschförderung. Für die Jahrgangsstufen 5 bis 9 werden für die Schülerinnen und Schüler, die aktuell aufgrund fehlender Deutschkenntnisse noch nicht am Regelunterricht teilnehmen können, sogenannte Brückenklassen eingerichtet. In diesen Klassen steht vor allem der Aufbau von deutschen Sprachkenntnissen im Vordergrund. Darüber hinaus stehen Mathematik und Englisch verpflichtend auf dem Stundenplan. Ab der Jahrgangsstufe 10 können die Schülerinnen und Schüler den für sie passenden Bildungsweg wählen.

Um Kindern und Jugendlichen auch die soziale Integration zu ermöglichen, können die ukrainischen Familien die Leistungen für Bildung und Teilhabe in Anspruch nehmen.

Alle zuständigen Stellen bemühen sich darum, dass eine Integration in Ingolstadt gelingen kann und arbeiten eng miteinander zusammen. Es steht eine Vielzahl an Angeboten aus den verschiedensten Bereichen zur Verfügung.