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28.05.2018

Schafe als Landschaftspfleger

Wiederaufnahme der Beweidung entlang der Donau

Früher waren große Schafherden an der Donau ein fast alltäglicher Anblick. Heute erinnern sich nur noch wenige ältere Bürgerinnen und Bürger an die Zeit, als der Schäfer mit seiner Herde und den Hütehunden im Stadtgebiet Ingolstadt unterwegs war. Das soll sich nun wieder ändern, denn Schafherden tragen nicht nur zum Erhalt der Kulturlandschaft bei, die Tiere sorgen auch durch ihren Tritt und Verbiss für eine dichte Grasnarbe auf den Donaudämmen.
Durch Vermittlung des Umweltamtes und in enger Abstimmung mit der Donau-Wasserkraft AG und dem Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt als Eigentümer der Dämme bzw. Deiche an der Donau konnte nun wieder ein Wanderschäfer für die Landschaftspflege entlang der Donau gewonnen werden.
Dieser Schäfer ist in den vergangenen Wochen, unterstützt von geschulten Hütehunden, mit etwa zweihundert Schafen und Ziegen von Solnhofen über Wellheim, Pietenfeld und Tauberfeld gezogen und hat mittlerweile Ingolstadt erreicht.
Beginnend bei den Magerwiesen in der Schleiferschütt südlich von Gerolfing beweiden die Schafe nun den nördlichen Donaudamm stromabwärts bis zur Staustufe Ingolstadt und pflegen dort die Magerrasen am Donaupavillon. Beweidet werden auch die Hochwasserschutzdeiche in Haunwöhr sowie zwischen Westlicher Ringstraße und Mitterschüttweg am Baggersee mit der angrenzenden Fohlenweide. Um Schäden an empfindlichen Arten zu vermeiden, werden Bereiche mit bekannten Orchideenvorkommen auf allen Magerrasenflächen vor Beginn der Beweidung durch Zäune geschützt.
Beim diesjährigen Beweidungsdurchgang handelt es sich um einen „Probelauf“, der durch das europaweite Donauprojekt „Danube Parks connected“ gefördert und finanziert wird.
Voraussetzung für den Erfolg dieser traditionellen Pflegemaßnahme in der Ingolstädter Kulturlandschaft ist unter anderem die Akzeptanz in der Bevölkerung, vor allem bei Spaziergängern und Radfahrern. Hundehalter werden gebeten ihre Tiere beim Spazierengehen anzuleinen, damit es nicht zu Konflikten mit den Hütehunden kommt. Radfahrer brauchen gegebenenfalls etwas Geduld beim Befahren des Donauradwanderwegs.
Die Rücksichtnahme lohnt sich, denn mit der Wiederaufnahme der Beweidung wird die Artenvielfalt auf den Dämmen, Deichen und Magerrasen gefördert und ein Beitrag zum Biotopverbund geleistet. Die Schafe dienen nämlich auch als „Taxis“ für Pflanzensamen und Insekten, die sie in ihrer Wolle transportieren und beim Rasten abstreifen. Auf natürliche Weise werden damit voneinander isolierte Flächen, wie hier die Magerstandorte an der Donau, vernetzt. Unglaublich, aber wahr: sogar der Schafkot ist naturschutzfachlich bedeutsam, denn er trägt als Lebensraum für spezialisierte Käferarten zur Biodiversität in unserer Stadt bei.