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30.04.2020

„Stärker als Gewalt“

Gemeinsame Plakataktion von Bundesfamilienministerium und der Stadt

Gemeinsam mit dem Bundesfamilienministerium startet die Stadt Ingolstadt die Initiative „Stärker als Gewalt“. Supermärkte und der Einzelhandel sind die Orte, die noch regelmäßig aufgesucht werden. Mit Plakaten soll dort Hilfe und Unterstützung bei häuslicher Gewalt aufzeigt werden. Bundesfamilienministerin Franziska Giffey eröffnete die Aktion am Mittwoch in einem Berliner Supermarkt.

Die Corona-Krise stellt für viele Familien und Partnerschaften eine Belastung dar. In Corona-Zeiten können Ängste, Befürchtungen und Sorgen hinzukommen, die wiederum Überforderung, Stress und eine Eskalation mit sich bringen können. So kann das eigene Zuhause für gefährdete Frauen zu einem gefährlichen Ort werden. Schon ohne Corona erleiden jährlich über 100.000 Frauen in Deutschland häusliche Gewalt. Die Zahlen aus China und Frankreich lassen auch bei uns mehr Opfer von Körperverletzungen, sexualisierter Gewalt, Bedrohungen und Mordversuchen erwarten. Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass in solchen Ausnahmesituationen mehr Frauen Hilfe und Unterstützung benötigen. Doch ist der Zugang zu Hilfe und Unterstützung in der Corona-Krise mit Kontaktbeschränkungen und Quarantäne erschwert.

Deshalb ist es der städtischen Gleichstellungsbeauftragten Barbara Deimel wichtig, die gemeinsame Initiative zu unterstützen. „Die Plakataktion in den Supermärkten und im Einzelhandel bringt die Unterstützungsmöglichkeiten ganz nah zu den Frauen. Denn keine Frau muss Gewalt erleiden oder erdulden. Betroffene Frauen sollen Hilfe und Unterstützung bekommen, auch jetzt in der Corona-Krise“, so Deimel.
Sie weiß, dass von Gewalt betroffene Frauen sehr viel Mut und Kraft brauchen, sich Hilfe und Unterstützung zu holen. Am einfachsten geht das über das bundesweite Hilfetelefon, so ihre Erfahrung. Dort sitzen Frauen und beraten vertraulich, kostenlos, anonym, Tag und Nacht und in 17 Sprachen (116016 oder www.hilfetelefon.de).
Hilfesuchende Mädchen, Frauen und auch Männer können sich mit Fragen zur körperlichen oder psychischen Gewalt an die Beraterinnen wenden und so Unterstützung bekommen.
Weiter merkt Deimel an, dass das Problem häusliche Gewalt alle gesellschaftliche Schichten und Ethnien betreffe. Gewalt gegen Frauen sei nicht abhängig von Bildung, Staatsangehörigkeit, Religion oder vom Selbstbewusstsein der Frau. Am häufigsten erleben Frauen Gewalt im familiären Umfeld oder im sozialen Nahbereich.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO bezeichnet Gewalt gegen Frauen als eines der größten Gesundheitsrisiken von Frauen. Gewalt verletzt die Menschenwürde und hat für die Betroffenen und deren Angehörige weitreichende, oft jahrzehntelange Folgen für deren körperliche und psychische Gesundheit. Die Täter sind meist Ehemänner, Freunde oder Ex-Partner.

Die Gleichstellungsbeauftragte setzt auch darauf, dass die Gesellschaft, insbesondere die Nachbarschaft und das nähere Umfeld, hier aufmerksam bleibt und Gewalt auch von außen erkennt. Gewalt fängt nicht erst bei Schlägen an. Demütigungen, Drohungen oder Einschüchterungen gehören ebenso dazu. „Wenn es bei den Nachbarn immer wieder mal laut wird, Lärm und Geschrei an der Tagesordnung sind, sollten wir alle auch an häusliche Gewalt denken“, erklärt Barbara Deimel. „Denn häusliche Gewalt entwickelt sich in einem schleichenden Prozess und es ist für Betroffene sehr schwer sich aus der Gewaltsituation zu befreien. Hinsehen und Hinhören in der Nachbarschaft oder im persönlichen Umfeld kann hier der Anfang eines Gewaltausstiegs sein.“

Informationen, wie Nachbarn oder Freunde konkret unterstützen können, bietet auch die Internetseite des Bundesministeriums www.stärker-als-gewalt.de. Bei akuter Gewalt ist es weiterhin wichtig sofort die Polizei unter der Telefonnummer 110 zu rufen.

Hilfe und Unterstützung bei Gewalt gegen Frauen findet man unter anderem bei:

• Polizeinotruf: Telefon 110
• Hilfetelefon 24 Stunden bei Gewalt gegen Frauen (in 17 Sprachen): Telefon 116 016 und im Internet unter www.hilfetelefon.de
• Beratung bei sexualisierter Gewalt: Telefon 0841 17353 und unter www.wirbelwind.de
• Frauenhaus: Telefon 0841 309 700, auch ambulante telefonische Beratung

Initiative: www.stärker-als-gewalt.de
Die Bundesrepublik Deutschland hat 2017 die Istanbul-Konvention ratifiziert. Prävention und Bekämpfung von Gewalt an Frauen sind seither gesetzlicher Auftrag. Die Initiative „Stärker als Gewalt“ ist eine Initiative des Bundesfrauenministeriums und Teil des Aktionsprogrammes „Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen“ der Bundesregierung.
Besondere Aufmerksamkeit verdienen auch die Präventionsbeiträge der Dachorganisationen für Jungen-, Männer- und Väterarbeit in der Schweiz (www.maenner.ch), Österreich (www.dmoe-info.at) und Deutschland (www.bundesforum-maenner.de).
Aus der Profession Männer zu beraten und zu begleiten ist ein „Survival-Kit“ entstanden, das Männer in Stressmomenten der Corona-Krise unterstützt und Hilfemöglichkeiten an die Hand gibt, nicht gewalttätig zu werden. Das „Survival-Kit“ ist im Internet abrufbar.