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Das Heilig-Geist-Spital zu Ingolstadt

Jubiläum der bedeutendsten Ingolstädter Sozialstiftung

Am 25. Juli 2019 wurde die Ingolstädter Heilig-Geist-Spital-Stiftung 700 Jahre alt. Auf Initiative des städtischen Stiftungsreferenten und berufsmäßigen Stadtrats Dirk Müller ist der Ingolstädter Autor Gerd Treffer der Geschichte dieser ältesten und bedeutendsten Sozialstiftung nachgegangen und hat sie als Buch mit zahlreichen Urkunden – darunter ein Abdruck der Gründungsurkunde des Spitals Ludwig des Bayern im Salbuch des Spitals, Plänen und Fotografien aus sieben Jahrhunderten illustriert vorgelegt.
Geschildert wird die Gründung als herzogliche Stiftung, damals noch außerhalb der Stadtmauern mit dem Wirtschaftshof auf der anderen Schutterseite. Die Stiftung war, entgegen einer verbreiteten landläufigen Meinung, kein „Krankenhaus“, sondern eine Sozialstation für „Bedürftige“, für Durchwanderer und Pilger und wandelte sich rasch vom herzoglichen Spital zum Bürgerspital, auch zu einer Einrichtung, in der sich „Pfründner“ einkaufen konnten, in der etwa auch Zünfte Plätze für ihre Mitglieder im Alters- und Krankheitsfall erwarben.
Behandelt wird auch die spirituelle Dimension, die klösterliche Disziplin, die Verzahnung mit der Spitalkirche, die später barockisiert und zu einem architektonischen Kleinod wurde. Nachgegangen wird dem Leben im großen Gemeinschaftssaal, der „Dürftigen Stuben“, der durchaus schmackhaften Verpflegung.
Überraschen mag der weitgestreute Besitz der Stiftung an landwirtschaftlichen Gütern von Reichertshofen bis Stammham und der Besitz von 105 Häusern im Stadtgebiet. Neu ist vielen vermutlich auch, dass das Spital um ein Haar mit einem „klinischen Institut“ und einer Hebammenschule zur ersten Universitätsklinik Bayerns geworden wäre. Aufgezeigt wird der Neubeginn nach der Säkularisation, zu Wort kommen Bewohner der Prinzregentenzeit. Gezeigt werden die Zerstörung im Zweiten Weltkrieg und die Folgeeinrichtungen bis heute.

Beiträge zu dem Buch stammen von Martina Pohl, Archivarin im Stadtarchiv Ingolstadt, die ebenso sachkundig wie detailliert den umfangreichen jahrhundertealten Urkundenbestand zum Ingolstädter Spital darstellt, und von Doris Wittmann vom Stadtmuseum Ingolstadt, der besten Kennerin der Ingolstädter Kirchengeschichte, die der „Spital-idee“ nachgeht, der Frage, aus welchen Quellen und Motiven sich die Sorge um die Bedürftigen speist (ein Thema, dem auch in den 1930er Jahren die Gnadenthalschwester Erentrudis Rieder in ihrer Doktorarbeit zum Ingolstädter Spital nachging und das den Nestor der Ingolstädter Historiker Sigfried Hofmann in zahlreichen seiner Aufsätze beschäftigte – und die beide ausführlich zitiert sind).
Ein Beitrag stammt von Daniela Blaschke, der langjährigen Leiterin des modernen Spitals am neuen Ort in der Fechtgasse; sie stellt u.a. die Entwicklung eines breitgefächerten Pflege- und Betreuungsangebots der beiden Stiftungseinrichtungen nach Einführung der Pflegeversicherung heraus. Ihr Beitrag wird flankiert von Bildern von Gert Schmidbauer zum Thema „Fotografiertes Ehrenamt“, die auch – kombiniert mit alten Fotografien aus Archiven und Urkunden – in den künstlerischen Collagen von Wolfgang Friedl auftauchen, die den Band durchziehen. Ein abschließender Beitrag stammt von Dirk Müller, der als Stiftungsreferent und „Interims-Vorstand“ der Stiftung mit einer grundsätzlichen und juristisch fundierten Betrachtung zur kommunalen Stiftungsidee in die Zukunft weist.

Gerd Treffer: Das Heilig-Geist-Spital zu Ingolstadt. 700 Jahre. Zur Geschichte, zur Bedeutung, zum Nutzen und zum Erfolg der bedeutendsten Ingolstädter Sozialstiftung im Dienste der Bedürftigen, der Pfründner, der Bürgerinnen und Bürger Ingolstadt. Mit Beiträgen von Dirk Müller, Wolfgang Friedl, Martina Pohl, Doris Wittmann und Daniela Blaschke.
Herausgegeben von der Heilig-Geist-Spital-Stiftung Ingolstadt, 2019. ISBN 978-3-98-207700-0
128 Seiten