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Ein Zuhause für Tauben

Pilotprojekt zur Populationskontrolle

Im Ingolstädter Hauptbahnhof waren zwischen den Bahnreisenden zuletzt auch immer wieder andere „Gäste“ anzutreffen: Tauben. Auf der Suche nach Futter schlenderten die Tiere durch die Empfangshalle und die dortigen Geschäfte. Vor allem die Hinterlassenschaften der Vögel sorgten für Handlungsbedarf. Die Stadtverwaltung, der Bezirksausschuss Münchener Straße sowie ehrenamtliche Helfer sorgen nun mit einem Taubenschlag im direkten Bahnhofsumfeld für Abhilfe. Erste Erfolge sind bereits kurz nach Eröffnung erkennbar.
In der so genannten „Halle 8“, einem ehemaligen Bahnhofsgebäude zwischen dem Parkhaus und dem Kulturzentrum „neun“, wurde jetzt ein Taubenschlag eingerichtet. Dafür wurde ein ehemaliger Bandübungsraum im ersten Stock umgebaut. Für die Ausbauarbeiten durch einen Schreiner hat der Bezirksausschuss Münchener Straße rund 5.600 Euro zur Verfügung gestellt. Um den laufenden Betrieb kümmern sich ehrenamtliche Helfer sowie eine 450-Euro-Kraft. Die Kosten hierfür werden von der Stadt übernommen. Der Taubenschlag folgt dem so genannten „Augsburger Modell“. Das bedeutet, dass die Tauben im Taubenschlag gefüttert werden und so nicht auf Nahrungssuche gehen müssen. Das wiederum vermeidet Verschmutzungen und Belästigungen im öffentlichen Raum. Des Weiteren erfolgt eine Geburtenkontrolle durch Eientnahme. Die Eier werden den Nestern entnommen und durch Imitate ersetzt. Die echten Eier werden von den Ehrenamtlichen gesammelt und dem Zoo Wasserstern zum Verfüttern überlassen. „Der Eiertausch erlaubt es uns, die Tauben-Population zu kontrollieren und zu stabilisieren.“, erklärt der städtische Umweltreferent Rupert Ebner.
In Augsburg ist das Verfahren sehr erfolgreich. In 20 Jahren konnten bereits rund 111.000 Eier getauscht werden. Über die Stadt verteilt gibt es inzwischen 13 Taubenschläge. Auch für Ingolstadt ist der Taubenschlag am Hauptbahnhof als Pilotprojekt zu sehen, bei Erfolg soll es an anderen Stellen im Stadtgebiet weitere Taubenhäuser geben. In der Innenstadt scheitert das Vorhaben derzeit noch an einer mangelnden Örtlichkeit. Manuela Kellner kümmert sich als Projektbetreuerin ehrenamtlich um den Taubenschlag am Hauptbahnhof. „In der relativ kurzen Zeit seit der Eröffnung haben sich schon mehrere Taubenpaare fest im Schlag niedergelassen und die ersten Eier konnten erfolgreich ausgetauscht werden“, berichtet Kellner. Für die Lehrerin an einer Ingolstädter Mittelschule ist klar: „Der Eiertausch ist die einzige erfolgversprechende Art, um die Tauben-Population zu kontrollieren. Verjagen oder Vergrämen ist keine sinnvolle Alternative, da die Tiere immer wieder zu ihrem Nest zurückkehren.“