Das Scheingrab |
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Eine sehr selten vorkommende Grabart ist das Scheingrab, das sog. Kenotaph. Hat man innerhalb eines Friedhofes eine Grube, die alle Anzeichen für ein Grab aufweist, aber keinerlei menschliche Knochenreste enthält, und kann man ausschliessen, daß diese aufgrund der Bodenverhältnisse spurlos vergangen sind, spricht man von einem Scheingrab. Problematisch jedoch ist es, wenn man eine solche Grube als Einzelbefund ausserhalb einer Nekropole findet. Dann besteht die Gefahr, das Kenotaph mit einem Hortfund, in diesem Fall einer kultisch begründeten Deponierung, zu verwechseln. Der Kupferdolch und die drei Steinspitzen aus dem Weicheringer Scheingrab Eines dieser so seltenen Kenotaphe wurde in der glockenbecherzeitlichen Nekropole von Weichering (Ende des 3. Jahrtausends v. Chr.) ausgegraben. Es bestand aus einer regulären Grabgrube und enthielt als Beigaben einen Henkelbecher, Steinpfeilspitzen (kleine Pfeile) und einen für die damalige Zeit sehr wertvollen Kupferdolch, jedoch fanden sich weder verbrannte noch unverbrannte Menschenknochen, wie es in den anderen Gräbern dieses Friedhofes der Fall war. Scheingräber wurden zur Erinnerung an Verstorbene eingerichtet, die an einem auswärtigen Ort bestattet werden mussten oder die auf Reisen oder bei der Jagd verunglückt waren und von den Hinterbliebenen nicht zur Beisetzung nach Hause zurückgebracht werden konnten. by Audi Akademie ©1998 |