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16.08.2022

Digitalisierung XXL

Im Stadtarchiv werden 37.000 große Dokumente eingescannt

Für den Aufbau eines „Digitalen Lesesaals“ wurde vom Ingolstädter Stadtarchiv zusammen mit dem Amt für Informations- und Datenverarbeitung ein A0 Auflichtscanner beschafft. Damit sollen nun nach und nach die rund 37.000 großformatigen Archivalien des Stadtarchivs hochwertig digitalisiert und – soweit rechtlich möglich – schrittweise online zur Verfügung gestellt werden.

Bisher bestand im Stadtarchiv nur die Möglichkeit, Archivgut bis zur Größe DIN A3 über die vorhandenen Geräte einzuscannen. Der neu beschaffte Zeilenscanner ermöglicht nun auch die Digitalisierung der großformatigen Baupläne, Landkarten, Plakate und Urkunden. Eine Digitalisierung mit herkömmlichen Durchzugscannern kommt für diese oft fragilen und mehrere 100 Jahre alten Archivalien nicht in Frage, die Objekte würde die Prozedur nicht unbeschadet überstehen. Der hierdurch verursachte Schaden wäre immens, nicht nur substantiell, sondern auch finanziell, wenn man an die dafür erforderlichen Restaurierungsmaßnahmen denkt.

Um den für die speziellen Belange des Stadtarchivs richtigen A0-Scanner zu finden, wurde zunächst ein umfangreicher Kriterienkatalog über die technischen und vor allem konservatorischen Anforderungen aufgestellt. Aufgrund der Seltenheit solcher Großgeräte führte der Weg anschließend nach Leipzig und ins österreichische Vorarlberg, wo man verschiedene in Frage kommende Großscanner vor Ort begutachtete. Nach der langwierigen Beschaffungsphase konnte der Scanner nun final in Betrieb genommen werden – als deutschlandweit zweiter der aktuellen Baureihe des Herstellers.

Gerade zum Schutz der Originalobjekte vor Schäden durch die Benutzung erweist sich die Digitalisierung als optimale Möglichkeit für deren bestmöglichen Erhalt. Denn jede Vorlage der Großformate aus den kühlen Magazinräumen im warmen Lesesaal stellt nicht nur eine mechanische, sondern vor allem auch eine klimatische Belastung der Objekte dar. Der neu beschaffte Scanner wird hier Entlastung bringen. Überdies arbeitet er während des Scanvorgangs mit einer extra geringen Lichtbelastung ohne UV- und Infrarotstrahlung für die Objekte und erfüllt damit europäische Qualitätsnormen im Bereich der Digitalisierung. Der Scanner arbeitet zudem hocheffizient und kann eine A0-Fläche in elf Sekunden abscannen.

Aber nicht nur die Objekte profitieren von den Vorteilen der hochmodernen Technik, auch die interessierte Öffentlichkeit kommt in deren Genuss: die Inaugenscheinnahme der manchmal mehr als quadratmetergroßen Originale bei der Benutzung wird mittels Digitalisat erheblich erleichtert. Gewünschte Details können per Zoomfunktion digital vergrößert betrachtet werden – in den nächsten Jahren je nach Objekt sogar bequem im eigenen Wohnzimmer. Dank der hohen Auflösung und der Tiefenschärfe des neuen Scanners lassen sich je nach Archivale einzelne Feder- und Pinselstriche von Grafiken oder bauliche Details in Bauplänen, die selbst dem Betrachter des Originals oder des Gebäudes entgangen sind, klar und eindeutig auf den Scans erkennen. Im Falle eines Verlusts des Originals, z.B. durch Brand oder andere Katastrophen, könnten die künftigen hochwertigen Scans wohl auch als Sicherungskopie des Objektinhalts dienen. Ein 100-prozentiger Ersatz für das Original können und sollen sie dennoch nicht sein, aber beeindruckend gute Kopien, die ihre Betrachter – einschließlich der Archivbeschäftigen – immer wieder staunen lassen.