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Autor: Gerd Riedel, Magnus Wintergerst
Lehrgrabung Schmidtmühle

 

Auf der Suche nach den Ursprüngen Ingolstadts

Lehrgrabung des Historischen Vereins Ingolstadt

Die Grabungskampagne 2011, bei der, wie schon in den vergangenen Jahren, interessierte Laien unter fachkundiger Anleitung die Vorgehensweise bei archäologischen Ausgrabungen erlernen können, dauert noch bis zum 11. September. Der Grabungszeitraum ist so gewählt, dass der Grabungsplatz bei der Schmidtmühle im Rahmen des „Tags des offenen Denkmals“ der Öffentlichkeit vorgestellt werden kann. Besucher sind aber auch während der Grabungszeit willkommen.

Die ältesten Siedlungen des königlichen Kammerguts Ingoldesstat, aus dem die Stadt Ingolstadt hervorging, liegen im Raum Mailing-Feldkirchen wenig östlich der Altstadt. Die Lehrgrabung erforscht seit 2006 einen dieser ganz frühen Teile Ingolstadts. Dabei wurden eine Kirche mit zugehörigem Bestattungsplatz und Siedlungsspuren freigelegt, die bis in die Merowingerzeit (6./.7. Jahrhundert) zurückreichen.

Die Lehrgrabung 2011, die der Historische Verein Ingolstadt gemeinsam mit der Gesellschaft für Archäologie in Bayern und mit Unterstützung der Ehrenamtsförderung des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege durchführt, erfüllt drei Grundvoraussetzungen, die das BLfD formuliert hat:
  1. Es muss sich um ein akut gefährdetes Bodendenkmal handeln.
  2. Es gibt keinen Veranlasser, der zur Finanzierung der Grabung verpflichtet werden kann.
  3. Es muss ein Träger (Hist. Verein Ingolstadt) benannt werden.

Im Gelände östlich der Schmidtmühle konnten die durch die Landwirtschaft hochgradig gefährdeten Bodendenkmäler, vor allem das kleine Gotteshaus mit zugehörigem Friedhof, während der letzten Jahre weitgehend dokumentiert werden. Die diesjährige Kampagne schließt die letzten Grabungslücken im steilen Hangbereich nach Westen. Weiterhin soll der nach Norden gerichtete Hang, der seit 2009 als Teil des mittelalterlichen Siedlungsareals erkannt ist, näher untersucht werden. Ziel ist es, Aufschlüsse über Ausdehnung und Gefährdung des Bodendenkmals zu erhalten.

Newsletter der Stadt Ingolstadt, 17.08.2011


Sechs Jahre den Anfängen Ingolstadts auf der Spur

Die Lehrgrabung Ingolstadt-Schmidtmühle

Die 806 im Reichsteilungsplan Karls des Großen ausdrücklich erwähnte villa Ingoldesstat hat sich bislang nicht eindeutig im archäologischen Befund zu erkennen gegeben. In der Ingolstädter Altstadt, die von Seiten der Schriftquellenforschung als Standort des 841 überlieferten Herrenhofes angesehen wird, weist bislang vor allem eine Rosettenfibel der frühen Karolingerzeit auf dessen Standort hin.

Während der späten Merowingerzeit bildet die Umgebung des heutigen Vororts Feldkirchen den Siedlungsschwerpunkt. Damals bestand im Altstadtareal mit größter Wahrscheinlichkeit noch keine Siedlung. Daher wird heute ein vorkarolingisches „Ingodesstat“ bei Feldkirchen diskutiert.

Die archäologische Erforschung der Siedlung „Schmidtstat“, deren letzter Rest die heute noch bestehende Schmidtmühle nördlich von Feldkirchen ist, soll Aufschlüsse über Ursprünge, Charakter und Entwicklung des Gutskomplexes Ingoldesstat geben. Der „-stat“-Name, den die Siedlung mit Ingolstadt teilt, und der Nameshinweis auf eine Schmiede deuten auf eine besondere Funktion dieses Platzes hin.

Ziel der sechsten Ausgrabung im Jahr 2011 war es, in den zur Verfügung stehenden vier Wochen, die in den fünf vorausgegangenen Jahren gewonnenen Erkenntnisse zu erweitern und zu vertiefen. Speziell sollte das Gelände nach Norden zum alten Mailinger Bach sondiert und ausgehend vom bisher nördlichsten Grabungsschnitt auch das Areal nach Osten erkundet werden. Dabei erhoffte man sich weitere Aufschlüsse über die Siedlungsausdehnung und deren Zeitstellung, sowie ergänzende Informationen zu einer ebenfalls bekannten Fünfecksschanze des 18. Jahrhunderts zu bekommen. Der Zielsetzung folgend wurden zwei 4 m breite und 6 m lange Grabungsschnitte (Schnitt 18 und 19) direkt östlich und ein ebenso großer Grabungsschnitt (Schnitt 20) direkt nördlich des bereits 2009 ausgegrabenen Schnitts 14 angelegt. Zudem wurden zwei kleine Restflächen im Bereich des bekannten Friedhofs geöffnet.

Die Trägersschaft übernahm wieder der Historische Verein Ingolstadt und die Gesellschaft für Archäologie in Bayern. Die Finanzierung wurde vor allem durch die Gesellschaft für Archäologie in Bayern, das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege und den Historischen Verein Ingolstadt gesichert. Einen Teil trugen auch die Teilnehmergebühren und private Spender bei. Dieses Jahr bestand die Grabungsmannschaft aus insgesamt 17 Teilnehmern (darunter erfreulicherweise fünf Schülern). Sechs der Teilnehmer sind bereits seit der ersten Grabungskampagne dabei.

Fast erwartungsgemäß erstreckte sich das Siedlungsgelände nach Osten. In den Schnitten 18 und 19 wurden eine Reihe von Siedlungsbefunden (vor allem Pfostengruben) dokumentiert. Schönster Befund war in Schnitt 19 ein grubenhausartiges Objekt. Da sich keine Reste von Pfosten am Rand oder in den Ecken des Befundes fanden, kann diese Grube evtl. auch als Kellergrube angesprochen werden. Die Funde daraus legen eine hochmittelalterliche Zeitstellung nahe. In zwei Restflächen im bekannten Friedhofsgelände konnte noch eine komplette Bestattung freigelegt werden. Von einer weiteren Bestattung war nur noch der Arm erhalten. Das übrige Skelett war bereits 2008 geborgen worden.

Ebenfalls in Grabungsschnitt 19 konnte die nach Norden weisende Spitze der schon aus den vergangenen Grabungskampagnen bekannten Fünfecksschanze erfasst werden. Sie ist auch in einem Belagerungsplan Ingolstadts von 1743 eingetragen. Wieder bestätigte sich, dass es sich um ein reines Grabenwerk handelt. Aus dem Schanzgraben wurde eine zeitgenössische Silbermünze geborgen.

Im neu angelegten Grabungsschnitt 20 wurden zunächst keinerlei Siedlungsbefunde vorgefunden, sondern eine dunkle Schicht, die von Erosionsrinnen durchzogen war. Darunter lag im Nordteil des Schnitts der äußerste Rand des Feuchtbereichs des alten Mailinger Bachs. Im Nordteil waren unter der dunklen Schicht noch Reste von Siedlungsbefunden, erkennbar, die mangels Fundmaterial jedoch nicht zeitlich eingeordnet werden können.

Auf das Ende der zweiten Grabungswoche (26.08.2011) wurde eine Exkursion in die Landeshauptstadt gelegt, deren Ziele die größte Stadtkerngrabung Süddeutschland des Jahres 2011 auf dem Marienhof und die Restaurierungswerkstätten des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege in München waren. Eine zweite Exkursion fand am 9. September statt. Sie führte zu einer Ausgrabung der Universität München nach Geisenfeld-Ilmenau und in einen Teil der Ingolstädter Befestigungsanlagen, sowie auf das Gelände der ehemaligen königlich-bayerischen Geschützgießerei- und Geschossfabrik, wo derzeit ebenfalls archäologische Untersuchungen stattfinden.

Um der Öffentlichkeit das Projekt wie auch die Grabungsergebnisse zu präsentieren, endete die Lehrgrabung wieder am Tag des Offenen Denkmals (11.09.2011). Eine gezielte Einladung der lokalen Presse bei der städtischen Presskonferenz zu Beginn der Grabung führte zu einer erfreulichen Resonanz in der Ingolstädter Medienlandschaft. Eine geomagnetische Prospektion des BLfD. nach Abschluss der Grabung soll Aufschluss darüber geben, ob und wie die Lehrgrabung in den nächsten Jahren fortgesetzt wird.

Text: Dr. Magnus Wintergerst, 2011


Lehrgrabung 2008

In der Zeit vom 18. August bis zum 12. September 2008
sollen interessierte Mitglieder des Historischen Vereins Ingolstadt, der Gesellschaft für Archäologie in Bayern, aber auch alle anderen an Archäologie und Geschichtsforschung Interessierten wieder an einer Lehrgrabung teilnehmen können.
Die Kampagnen der Jahre 2006 und 2007 in der früh- bis spätmittelalterlichen Siedlung mit Kirche und Bestattungsplatz bei der Schmidtmühle im Osten Ingolstadts sollen fortgesetzt werden.
Die Leitung wird wieder Dr. Magnus Wintergerst übernehmen.
Auch wenn die Finanzierung noch nicht ganz gesichert ist, können Interessenten sich ab sofort unverbindlich voranmelden.


Lehrgrabung 2007

Auch im Jahr 2007 (und hoffentlich auch in den nächsten Jahren) wird es in Ingolstadt eine Lehrgrabung geben. Mehrere der Teilnehmer von 2006 haben sich schon wieder eingeschrieben. Es sind aber natürlich noch Plätze frei.
Also: Amateurarchäologen aus ganz Bayern (und dem Rest der Welt) werden wieder unter der Anleitung von Dr. Magnus Wintergerst das kunstvolle Handwerk der Grabungstechnik erlernen und Kenntnisse im schönen Fach der Mittelalterarchäologie quasi nebenbei bei gesunder körperlicher Betätigung an der frischen Luft erwerben.

Der mittelalterliche Friedhof bei der Schmidtmühle, den wir 2006 angegraben haben, ist höchst gefährdet durch Tiefplügen. Auch das Landesamt für Denkmalpflege ist daran interessiert, das Bodendenkmal vor der endgültigen Zerstörung ausgegraben und dokumentiert zu bekommen. Wir sind natürlich daran interessiert, die genaue Lage und den Umfang des Friedhofes festzustellen und, so wir das Geld dafür auftreiben (doch!) die Skelette antropologisch untersuchen zu lassen. Außerdem hält das Auftauchen einer Anzahl von karolingischer Scherben doch das Kammergutfieber am brodeln. Vielleicht stoßen wir um den Friedhof rum oder auch unter dem Friedhof doch noch auf die ersehnten karolingischen Befunde.

Der Termin steht schon fest: 13. August – 07. September. Die Gebühr beträgt 50 Euro pro Woche. Für Schüler und Studenten 20 Euro. Buchungen demnächst über den Historischen Verein per email oder Tel. 0841-305-1881

Hans Strobl


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