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Stadtarchäologie Ingolstadt
Gerd Riedel:
Stadtgeschichte im Flussbett

Foto: Stadtmuseum Ingolstadt
Lange Zeit galten die Kernbereiche der Altstadt um die Moritzkirche, das Alte Schloss und die Hohe Schule als archäologisch besonders interessant. Den Randbereichen, die in den Stadtmodellen Jakob Sandtners aus den frühen 1570er-Jahren noch große, unbebaute Grünflächen und im Süden mit den Egelsee sogar eine offene Wasserfläche aufweisen (Bild), schenkte man weniger Aufmerksamkeit. Dass dies zu Unrecht geschah, zeigt schon ein Blick auf das Geländerelief:
Foto: Stadtmuseum Ingolstadt
Die Ingolstädter Altstadt zerfällt in zwei Teile, einen höher gelegenen auf der Donauhochterrasse im Norden und einen tiefer gelegenen in der Niederung von Donau und Stadtbach Schutter im Süden. Die Großbauten Münster, Moritzkirche, Altes und Neues Schloss stehen am Übergang zwischen den beiden Teilen der Altstadt in besonders exponierter Lage. Gerade in den tiefer gelegenen und daher von Hochwässern stärker bedrohten Arealen im Süden der Altstadt haben sich im feuchten Boden und unter meterdicken Aufschüttungen besonders viele Spuren aus der Frühzeit der Stadt erhalten.

Foto: Stadtmuseum Ingolstadt
Die Spital- und die Schutterstraße markieren das ehemalige Nordufer der Flussniederung. Beim Neubau der Sparkasse zeigte der historische Boden der Altstadt erstmals, was „in ihm steckt". Metertiefe Verfüllschichten mit Massen von Funden, vor allem Tonscherben und Knochen, aber auch bislang in Ingolstadt seltene Teile von Holzgefäßen oder Lederreste von Schuhen und Kleidung haben sich im feuchten Boden erhalten. Dazu kamen Uferbefestigungen aus dem 12. Jahrhundert und die Pfeiler einer um 1300 erbauten Brücke.
Besonders bemerkenswert ist ein künstliches Plateau mit Holzeinfassung, das in der Flussniederung als Baugrund für ein Haus errichtet worden ist. Von dem Gebäude waren Teile der Schwell- und Bodenhölzer und sogar die Feuerstelle erhalten geblieben. Ein Teilskelett eines Pferdes unter dem Fußboden des Hauses gibt bis heute Rätsel auf. Wurden „im Schatten der Moritzkirche" heidnische Opferrituale zelebriert? Oder weist das Skelett nur auf die nahen Fleischbänke hin?

In der Tränktorstraße und am Bachl wurden weitere wichtige Spuren aus der frühesten Zeit Ingolstadts - tief im Boden liegend - aufgedeckt. Derzeit weist eine Baugrube schräg gegenüber der Spitalkirche darauf hin, dass bei den anstehenden Erdarbeiten frühe „Bodenurkunden" angeschnitten und dabei leider auch zerstört werden. Da aus der Frühezeit der Stadt nur Weniges schriftlich überliefert ist, ist eine Begutachtung durch Archäologen hier besonders wichtig.


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