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Der Landtag 1516 in Ingolstadt
Dr. Beatrix Schönewald: 2. April - 3. April 1516

 

Mittwoch 2. April 1516 – Auftaktveranstaltung

Die beiden Herzöge sandten um 7 Uhr früh ihren Hofmeister Christoph Laiminger zur Landschaft „auf das Haus“ (=Rathaus). Er kündigte das Erscheinen der beiden Herzöge Wilhelm und Ludwig an.

Als die Herzöge im Rathaus eintrafen, legten sie ihre zwei Tagesordnungspunkte vor:
• die Gefangennahme des Hofmeisters von Stauff,
• die Verfügung über das Marschallamt: Hans von Degenberger wurde zum neuen Marschall ernannt.

Der Ingolstädter Protokollant des Landtages notiert die Rede:
„Lieben Getreuen! Ich und mein Bruder kommen hiermit zu Euch und wollen Euch einen Handel, der sich begeben hat, gnädiger Meinung eröffnen. Hieronymus von Stauff wurde ohne Zustimmung der Landschaft verhaftet, periculum in mora, nun soll aber verhandelt werden.“

Die Vollversammlung der Landschaft wählte ihren Ausschuss gemäß Landtagsordnung und folgende Redner sprachen vor:

  • Graf Wolfgang zum Hag: Er trug sein Anliegen mündlich vor. Dazu steht im Protokoll: „Erzählung der vom Hofmeister Stauf der Herzogin von Württemberg gemachten fürstlichen Angabe über die von der Landschaft im Geheimen vorbereitete Gefangennahme Herzog Wilhelms.

  • Hofmeister Christoph von Laimingen: Er brachte ein Schreiben der Herzogin Sabina von Württemberg, das vor der Landschaft verlesen werden sollte.

Der Ablauf des Landtages war eine Mischung aus Vollversammlung, Beratung der Ausschüsse, Beratung mit den Herzögen, Austausch von Botschaften zwischen Neuem Schloss und Rathaus sowie Beschlussfassung.

Die Beratungseinheiten und Änderungen in der Besetzung des Ausschusses mussten jeweils angekündigt und beschlossen werden.
Im Protokoll des Landtages heißt es entsprechend: „Und als solchs beschehen, ist ein Landschaft vom Haus abgetreten und der alt Ausschuss, soviel der allhie gewest, in die Ratsstuben zusammen kommen und die Ersetzung der Personen, so an denselben abgangen und nicht gewest sind, gethan.“

Donnerstag 3. April 1516 – Tag der Formalien

Der Landtagausschuss leistete am 3. April den Eid und entsandte dann die Räte Graf Wolf zum Hag, den Hofmeister Christoph von Laimingen und Hans Closen zu den beiden Herzögen, mit der Bitte, nun offiziell die Mitglieder der in Ingolstadt versammelten Landschaft aller Lehenpflichten für die Dauer des Landtages zu entheben: „ihrer Pflicht mittler Zeit solcher Handlung ledig zu zählen“.
Diese sogenannte „Ledigzählung“ wurde öffentlich im Ausschuss vollzogen und stellte eine gewisse Form von Immunität sicher.

Nach den Formalien begann die eigentliche Arbeit mit der Einteilung der Landschaft in Ausschüsse gemäß einzelner Tagesordnungspunkte: Z.B. Verhandlungen über die Salzrechte, Gericht, Scharwerk und adelige Vogtgüter.
Getagt wurde jeweils ab 7 Uhr morgens und ab 13 Uhr nachmittags.

Am Nachmittag des 3. April tagte ein Ausschuss, um die Artikel der gemeinen Landesfreiheitserklärung zu beraten und um die causa der Herzogin Sabina von Württemberg vorzutragen. Dies geschah auf Wunsch der Herzöge. Zur Verhandlung und zum Vortrag erschien auch der Münchener Kanzler Augustin Lösch.

(Hans Wertinger (um 1465/70-1533), Christoph von Laimingen, London, Royal Victoria and Albert Museum)


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