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Archäologie Aktuell - Ausgrabungen in Ingolstadt
Stadtkernarchäologie in Ingolstadt

 

Masse – Entwicklung – Individuum

Was gefunden wurde

Ausgrabungen in Stadtkernen bedeuten meist eine große Menge von Funden, die nicht nur gewaschen, getrocknet und verpackt, sondern – in der musealen Praxis – auch inventarisiert und bestimmt werden muss. Um die Mengen zu verdeutlichen, könnten viele Arten von Töpferwaren präsentiert werden. Exemplarisch ausgewählt wurden Hafnereiprodukte des 16. und 17. Jahrhunderts. Sie geben nicht nur einen Eindruck von der hohen handwerklichen Qualität der Produktion, sondern zeigen auch, dass in Ingolstadt ein Markt für qualitätsvolle Waren dieser Art vorhanden war. Mit diesen Funden lässt sich eine Brücke schlagen zu den beiden Hafnereien in der Konvikt- und Harderstraße aus dem 15. Jahrhundert.

Wie die Stadt entsteht – eine Zusammenfassung

Neben den bekannten Schriftzeugnissen gibt es durch die Ausgrabungen der letzten Jahre mittlerweile eine tragfähige archäologische Überlieferung, die wesentlich zum Verständnis des Prozesses der Stadtwerdung Ingolstadts beiträgt.
Besonders festzuhalten ist:
  • Ingolstadt erhielt seine Stadtrechte lange bevor es sich auch äußerlich zur Stadt entwickelt hatte.
  • Die Stadtwerdung vollzog sich nicht nur im 13. Jahrhundert, sondern nahm auch das 14. Jahrhundert in Anspruch.
  • Die Stadt entstand als Ansammlung mehrerer Siedlungen, die von den Stadtumwehrungen jedoch nur teilweise berücksichtigt wurden.
  • Innerhalb der Stadtmauern entwickelten sich die Parzellengrenzen sowie viele Straßen und Plätze erst nach deren Errichtung.
  • Die Siedlungen außerhalb der Stadtumwehrungen blieben während des Mittelalters bestehen und wurden erst in der frühen Neuzeit aufgegeben.
  • Spezialisiertes Handwerk und Fernhandelsgut als Kennzeichen voll entwickelter Städte sind auch erst seit dem 15. Jahrhundert nachweisbar.

Die Sandtnermodelle können nicht ins 13. Jahrhundert projiziert werden. Sie sind jedoch eine „Momentaufnahme“ von hoher Aussagekraft und zeigen die voll entwickelte Stadt.

Was die Menschen ausmacht

Immer wieder werden durch Umgestaltungsmaßnahmen aufgelassene Friedhofsareale überplant: Durch bauvorgreifende Sicherungsmaßnahmen ergeben sich neue Erkenntnisse über die Lebensumstände der bestatteten Bevölkerung. Rosenkränze, Pilgerabzeichen, Sterbekreuze oder Schauerkreuze erlauben einen Einblick in ihre Glaubenswelt. Trachtbestandteile, in den Kleidungsstücken verbliebene Münzen oder Schmuck lassen die Alltagswelt erahnen.

Doch am unmittelbarsten ist der Blick, den die Anthropologen durch Befundungen erlangen: Frakturen und selbst schwere Verletzungen waren kurierbar. Krankheiten in zum Teil weit fortgeschrittenen Stadien belegen eine ausreichende Pflege. Doch durch körperliche Arbeit litten die Menschen an Arthrose und mussten auch Mangel erleiden.

Alle Informationen aus Bestattungen zusammen genommen ergeben ein Bild der Sozial- und Kulturgeschichte der Stadt.

Text: Dr. Gerd Riedel


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