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Eingschenkt is!
Ausstellung 2016 im Bauerngerätemuseum Ingolstadt-Hundszell

 

Der Bierkrug

Der Krug zählt zu den ältesten Gefäßtypen weltweit. Er diente nicht nur zum Trinken, sondern auch zum Ausschenken und als Vorratsgefäß. Charakteristisch für den Bierkrug sind seine zylindrische, manchmal auch konische Form und sein Henkel. Manche Krüge besitzen Deckel und „Daumenruhe“, die zum Anheben des Deckels dient, oder sind mit einem abgesetzten Fußring versehen.

Es gibt Bierkrüge aus Holz, Steinzeug, Fayence, Porzellan, Glas oder Zinn.
Im 18. Jahrhundert tranken vor allem die Mitglieder der Zünfte aus wertvoll gestalteten Krügen mit Zinndeckeln.
Im Laufe der Zeit übernahmen Vereine, Stammtische, Handwerker, Beamte oder auch Geistliche den Luxus verzierter Krüge. Wo der Krug heute Massenware ist, galt er damals als individuelles Statussymbol, das von der Persönlichkeit des Besitzers zeugte.

Zum „bayerischen“ Bierkrug schlechthin entwickelte sich der „Keferloher“, ein schlichter tonnenförmiger Steinzeug-Krug mit Salzglasur. Konkurrenz erhielt der Keferloher seit dem späten 19. Jahrhundert durch Krüge aus Pressglas, in Bayern „Isarseidl“ genannt. Der Glaskrug war billiger in der Herstellung, ist leichter zu reinigen und der Trinker kann die Füllhöhe kontrollieren. Seinen endgültigen Druchbruch erlebte der Glaskrug, als er seit 1960 den Steinkrug auf dem Münchener Oktoberfest verdrängte.

Der bayerische „Urmaßkrug“

Als der klassische bayerische Bierkrug gilt der so genannte „Keferloher“, ein einfacher Steinzeugkrug mit Salzglasur. Dabei ist Bayern eigentlich kein klassisches Steinzeug-Land. Mit der Steinzeug-Produktion in Bayern begannen seit Mitte des 17. Jahrhunderts aus dem Westerwald zugewanderte „Kannenbäcker“ (Steinzeug-Krügemacher).

Archivstudien ergaben, dass es vor dem Westerwälder Steinzeugkrug einen älteren Krug aus Irdenware in Bayern gegeben hatte. Fündig auf der Suche nach diesem bayerischen „Urmaßkrug“ wurden die Archäologen in Keferloh östlich von München.

Zum „Keferloher Montag“, einem seit 1325 überlieferten Viehmarkt, strömten bis zu 30.000 Besucher zusammen, eine der größten Menschenansammlungen im damaligen Bayern. Für diesen Viehmarkt ließ man eigens einen Krug aus Münchner Ton fertigen. Bei diesem Krug handelte es sich um ein regelrechtes Wegwerfgeschirr, das vor allem günstig sein sollte.
Anhand von Scherben gelang den Archäologen eine Rekonstruktion dieses Kruges: eines handgedrehten, irdenen, zylindrischen, deckellosen, innen und zum Teil auch außen glasierten Maßkrug mit Henkel. Der bayerische Urmaßkrug war also ein Irdenmaßkrug und kein Westerwälder.

Stadtmuseum Ingolstadt

Dennoch hat sich der Name Keferloher für die seit dem 19. Jahrhundert zum Standardkrug gewordenen grauen Steinzeugkrüge eingebürgert. Auf der sogenannten „Oidn Wiesn“ ist für den Ausschank von Oktoberfestbier und Weizen ausschließlich der Keferloher vorgeschrieben.

Reservistenkrüge

Nach dem siegreichen Krieg gegen Frankreich von 1870/71 genoss das Militär im deutschen Reich hohes Prestige. Dies äußerte sich auch im Boom so genannter Reservistenkrüge, der bald nach der Reichsgründung einsetzte und vor dem Ersten Weltkrieg seinen Höhepunkt erreichte. Fast jeder Rekrut erwarb damals als Erinnerungsstück an seine Dienstzeit einen Reservistenkrug.

Reservistenkrüge sind in der Regel aus Porzellan gefertigt. Oft sind sie mit einem prunkvoll gestalteten Zinndeckel versehen. Die Deckelfigur gibt Hinweis auf die Truppengattung des Reservisten. Auf manchen Deckeln sitzt zusätzlich ein Glasprisma.
Ein weiteres Kennzeichen der Reservistenkrüge ist die Lithophanie, ein Durchscheinbild im Krugboden. Hält man den Krug gegen das Licht, wird das Motiv sichtbar. Beliebtes Motiv war in Bayern König Ludwig II.
Die Krugwandung zeigt Gefechtsszenen, Erlebnisse aus dem Manöverleben, Ansichten der Garnisonsstädte oder der Aufbruch zur Heimreise. Außerdem ist auf den Krügen der Name des Besitzers, oftmals auch seiner Kameraden, die Daten seiner Dienstzeit, die Einheitsbezeichnung und die Garnisonsstadt verzeichnet.

Brauereikrüge

Etwa ab 1860 entdeckten Brauereien den Bierkrug als Werbemittel. Zunächst erschien der Name der Brauerei im Relief des Zinndeckels. Später begann man auch die Krüge selbst zu beschriften. Zunächst ritzte man den Namen der Brauerei von Hand ein, später wurde der Schriftzug mit einem Stempel aufgebracht und vor dem Brennen des Kruges blau ausgemalt.
Wegen der großen Werbewirksamkeit der Krüge begannen die Brauereien damit, von Gestaltern Embleme entwerfen zu lassen, um den Wiedererkennungswert zu erhöhen.

Autoren: Julia Scholz und Max Böhm


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