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Hafnerei-Ausstellung im Stadtmuseum Ingolstadt 2010
Das 13. und 14. Jahrhundert

 
Im Raum Ingolstadt sind eine Reihe von Hafnereien archäologisch untersucht worden. Der besondere Glücksfall, eine Werkstatt gemeinsam mit ihrem Fundgut dokumentieren zu können, ist jedoch nicht alltäglich. Oft steht nur das Fundmaterial zur Verfügung, von dem auf die Existenz einer Hafnerei geschlossen werden kann.

Foto: Kurt Scheuerer

Im Mittelalter unterschied man zwar nicht zwischen Handwerkern und Künstlern. Dennoch lässt sich mit dem Fundgut des Raumes Ingolstadt aus heutiger Sicht die Entwicklung der Hafner "von Handwerkern zu Künstlern" gut veranschaulichen. Im 13. und 14. Jahrhundert wurden fast ausschließlich Töpfe, einfache Ofenkacheln und wenige Sonderformen wie Lampen oder Handwaschgefäße (Aquamanilien) hergestellt.
Die eingeschränkte Produktpalette ist nicht etwa auf einen noch unzureichenden Forschungsstand zurückzuführen. Denn in den zeitgleichen Abfallgruben und -schächten stößt man auf dasselbe Keramikspektrum, selbst im umfangreichen Fundgut damals bedeutender Adelssitze wie der Burg Vohburg.
Die Handwerker der Region beschränkten sich offensichtlich weitestgehend auf die Herstellung reiner Gebrauchskeramik. Es wäre jedoch voreilig, daraus zu schließen, sie hätten nicht für den gehobenen Bedarf produziert. Denn Kachelöfen gehörten damals zu luxuriösen Raumausstattungen, auch wenn sie schmucklos blieben.

Der bislang früheste Hinweis auf eine Hafnerei stammt aus dem Zentrum der Ingolstädter Altstadt, wo 1986 auf dem Gelände des ehemaligen Zehenthofes unmittelbar östlich der Moritzkirche Öfen und durch Hitze deformierte Keramik des 12./13. Jahrhunderts ausgegraben wurde. Eine sichere Ansprache der Befunde ist jedoch wegen der Ausschnitthaftigkeit der Grabungsfläche und wegen der geringen Fundmengen nicht möglich.
Am südwestlichen Ortsrand von Denkendorf könnten 2009 aufgelesene, verziegelte Wandreste wohl eines in die Erde eingetieften Ofens und Fragmente von ungebrauchter Keramik, darunter auffallend viele Deckel, von einer Hafnerei des 13. Jahrhunderts stammen.
Ungewöhnlich ist weiterhin das Fehlen der für "normale" Siedlungsabfälle typischen Tierknochen. Leider wurde der angeschnittene Befund nicht weiter dokumentiert.
Dagegen lieferten die Ausgrabungen in der Köschinger Ottstraße ein eindeutiges Ergebnis. Hier konnten neben einem Keramikbrennofen mehrere Gruben mit umfangreichem keramischem Fundgut des 14. Jahrhunderts dokumentiert werden. Es handelt sich vor allem um Töpfe und Schüsselkacheln mit viereckiger Mündung.

Seit längerem bekannt ist der Hafnereifund von Stammham, der durch sein auffälliges Aquamanile aus dem Rahmen fällt. Das Handwaschgefäß, das einen Mann und eine Frau in recht derber Form darstellt, gehört nicht nur zu den außergewöhnlichsten Vertretern dieser Gefäßgattung. Es ist auch eines der wenigen im süddeutschen Raum, die einer Hafnerei zugewiesen werden können. Eine Befunddokumentation fehlt zwar. Die vergesellschaftete Gebrauchskeramik des 13. und 14. Jahrhunderts zeigt aber neben auffällig wenigen Gebrauchsspuren deformierte und überbrannte Fragmente. Das Stammhamer Aquamanile veranschaulicht gut, warum man seinen Hersteller als Handwerker und noch nicht als "Künstler" bezeichnen möchte.

Text: Dr. Gerd Riedel, 2010


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