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Pioniere der Archäologie
Ausstellung im Stadtmuseum Ingolstadt

Zu jung?

Dr. Reichart und die Mittelalterarchäologie

Als die archäologische Abteilung des Stadtmuseums eingerichtet wurde, hielt man sich streng an die tradtionellen Forschungsgebiete der Prähistoriker. Mit dem 7./8. Jahrhundert nach Christus, als bei uns der Brauch erlosch, den Toten ihre Waffen und ihren Schmuck in die Gräber mitzugeben, endete die Domäne der Bodenforschung und es begann das Arbeitsgebiet der Schriftquellenforscher. Erst allmählich eroberte sich die "Archäologie des Mittelalters" denselben Stellenwert wie die Erforschung der Steinzeit oder der Römerzeit.

Die "Pioniere" der Ingolstäder Archäologie haben diese Grenze nie besonders beachtet. In diesem Punkt waren sie ihrer Zeit sogar voraus. Pflichtbewußt sammelten sie auch mittelalterliche Funde, selbst wenn sie selbst vom Sinn ihres Tuns offenbar nicht immer ganz überzeugt waren. So schreibt Dr. Reichart noch 1973:

"Es mag vielleicht manchen erstaunen, daß man sich mit verhältnismäßig unscheinbaren Scherben aus der Zeit um 1400 überhaupt Arbeit macht, aber die Beschäftigung mit Topfresten aus dieser Zeit interessiert immer weitere Kreise, da die Keramik des Mittelalters viel weniger erforscht ist, als z.B. die römischen Scherben."

Viele alte Funde konnten daher unbeachtet, aber wohlbehütet im Museumsmagazin die Jahrzehnte seit ihrer Entdeckung überdauern. Einige Beispiele von ihnen sollen im zweiten Teil dieser Ausstellung zusammen mit ihrer Fundgeschichte präsentiert werden.
Die Altstadt von Ingolstadt ist in unserer Gegend der ertragreichste Fundplatz der Mittelalterarchäologie. Das mag auf den ersten Blick verwundern, da durch die jahrhundertealte, dichte Bebauung die meisten archäologischen Spuren im Boden zerstört sind. Aber selbst dort, wo die Keller der Häuser tief in den Untergrund eingreifen, kann sich die Altstadt als "Fundgrube" erweisen. Beim Neubau des Hypobankgebäudes an der Ecke Am Stein und Schrannenstraße stieß man 1956 auf zwei Brunnenschächte, die in fünf bis sieben Meter Tiefe hinabreichten.

Als man die Brunnen nicht mehr benötigte und deshalb zufüllen wollte, dienten sie als "Müllkippen". Zahlreiche ausgesonderte Töpfe aus der Küche, aber auch Gießgefäße, Ofenkacheln und Scherben von Nuppengläsern des vornehmeren Speisegeschirrs gelangten in die Schächte. Tief im Boden wurden sie selbst von den modernen Baumaschinen nicht erreicht. So kann man sich heute noch ein Bild davon machen, was die Ingolstädter im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit im Alltag verwendeten.


Text und Gestaltung der Ausstellung: Dr. Gerd Riedel, Stadtmuseum Ingolstadt.

Rundgang durch die Ausstellung


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