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Karl Batz:
Die akademischen Kongregationen in Ingolstadt
Ein Beitrag zur Ausstellung: Die Jesuiten in Ingolstadt

 

Akademische Kongregationen

Magister Laurentius Eiszeph, nachmaliger Ingolstädter Universitätsprofessor und späterer Weihbischof von Eichstätt, gehörte zu den ersten Sodalen in Ingolstadt. 1578 war er zum zweiten Präfekt der Kongregation gewählt worden. Im Jahre 1582 schrieb er über die Anfänge der Ingolstädter Kongregation an die Kölner Bruderschaft: »Unsere Sodalität ist gegen Ende 1577 im Collegium Albertinum unter den Alumnen des Kollegs und den Konviktoren auf Anregung des hochwürdigen P. Petrus Canisius S.J. gegründet worden. Wir freuen uns und wünschen uns Glück, ihn zum Stifter zu haben«.
Initiator war Pater Matthias Mayerhofer, der bei der Gründung 20 Tironen (neu eintretende Soldaten) in die Kongregation verpflichten konnte, zum ersten Praefekten wurde Achatius Stigler bestimmt. Bereits 1583 wird in den Analen von dem großen Zulauf zur Kongregation berichtet. Die Kongregation wählte zunächst den Namen »Mariae Opferung«, trug aber ab dem Anschluß an die Erzkongregation in Rom 1586 den Titel »Mariae Verkündigung«.
Ab diesem Zeitpunkt war auch in eine Congregatio major für die Professoren sowie Studenten der Theologie, Jurisprudenz, Medizin, Philosophie und Rhetorik, sowie in eine Congregatio minor für die Gymnasiasten geteilt worden.

Kongregationsangehörige

Der religiöse Eifer der Ingolstädter Sodalen, vor allem ihre Bußfertigkeit hob sich deutlich von der lebenslustigeren Einstellung zahlreicher Mitstudenten ab. Zahlreiche Angehörige aus bedeutenden Familien erhielten als Kongregationsangehörige maßgebliche marianische Prägung für ihr Wirken in späteren Ämtern.
Pars pro toto seien aufgeführt: Kaiser Ferdinand II. (1590), Kurfürst Maximilian I. (1590), Philipp Wilhelm von Bayern (1586), späterer Bischof von Regensburg, Ferdinand von Bayern (1586), späterer Bischof von Köln, Markus Sittich (1588), Neffe des heiligen Karl Borromäus, später Bischof von Konstanz und Fürstbischof von Salzburg, Johann Theodor von Bayern (1719), später Bischof von Regensburg, Christoph von Schrattenbach (1753), Fürstbischof von Salzburg.

Jakob Rem

1586 kam P. Jakob Rem als Subregens an das Jesuitenkolleg nach Ingolstadt, als Präfekt war er auch für die Erziehung der Religiosen verantwortlich. Über seine engen Beziehungen zu den Kongregationen in Rom und Dillingen wurde schon berichtet. Auch in Ingolstadt widmete er sich intensiv den beiden Sodalitäten, wobei ihm besonders die marianische Elitebildung sehr am Herzen lag.

Colloquium Marianum

Noch vor seiner Ankunft in Ingolstadt hatte der Ordensgeneral Franz Borgia dem Kolleg eine Kopie des Maria-Schnee-Bildes in Santa Maria Moggiore in Rom zum Geschenk gemacht. Jakob Rem betete oft vor diesem Bild, das bald zahlreiche Verehrer fand und später unter dem Titel »Dreimal wunderbare Mutter« bekannt wurde. Bald wurde an dem Altar, der speziell für das Bild von den aus Augsburg stammenden Sodalen, den Brüdern Langenmantel gestiftet worden war, täglich die heilige Messe gelesen, außerdem versammelte Pater Jakob Rem jeden Samstag abends eine kleine Eliteschar von Angehörigen beider Kongregationen um das Bild zu einem Gesprächskreis, dem Colloquium Marianum. Am 4. Mai 1595 wurde dieser Kreis institutioniert und mit festen Regeln versehen, die auf ein noch konsequenteres Streben nach Heiligkeit unter der Führung Mariens abzielten. Zu den Colloquisten gehörten neben anderen auch der spätere Bischof von Osnabrück Franz Wilhelm Graf von Wartenberg, der spätere Vizekanzler der Ingolstädter Universität Leo Menzel oder die Neffen des heiligen Aloysius Gonzaga, die Fürsten Aloys und Ferdinand Gonzaga.

Mitglieder

Bis 1615 wurden lediglich Sodalen des Ignatiuskonvikts in das Colloquium aufgenommen. Da aber immer häufiger auch Auswärtige in den Colloquiumszirkel drängten, trennte man ab diesem Jahr in ein Colloquium internum für die Konviktsodalen und in ein Colloquium externum für Nichtangehörige des Kollegs. Die Zahl der Mitglieder wurde trotzdem klein gehalten, um den Charakter einer Elite besser bewahren zu können (etwa 30-50).
Beide Colloquien hielten ihre Zusammenkünfte zunächst in einem Auditorium des Gymnasiums, aber gesondert und unter eigener Leitung ab, nach 1740 erhielt das Colloquium externum eine eigene Kapelle in der Bergbräustraße neben dem Haus, das früher im Besitz von Dr. Johannes Eck war. Als Hauptfest wählte man das Fest der Unbefleckten Empfängnis Mariens.
Die Schülerkongregationen waren schon vom Ordensgeneral Aquaviva sehr gefördert worden, nach seinem Dafürhalten sollten in die Schülerakademien sogar nur Kongregationisten aufgenommen werden.

Tugenden

Die den Kongregationen intendierte Ausrichtung zum Apostolat war besonders den Congregationes minores zugedacht, wie einer Instruktion zu Beginn der Ferien 1590 an die Ingolstädter Sodalen zu entnehmen ist: »Etliche kurze Punkte, darauf die Sodales B. Mariae Vigr. bedacht sollen sein, damit sie sonderlich in der Vakanz bei ihrem Nächsten einen Nutz und geistlichen Frucht schaffen, ... daß sie bei ihren Eltern auswirken, daß sie zu gewissen Zeiten, Neujahr, Jahrmarkt etc. gute Büchlein ihnen, den andern Kindern, Vettern, Basen und Verwandten möchten schenken. Wenn etwa unter dem Hausgesind gemeine Sünd wäre, als Fluchen, Schelten, grob Spielen, unzüchtige Wort, sich übertrinken etc. sollen sie bei den Herren daran sein, daß solches verboten und, wers darüber täte, gestraft würde. Vielmehr sollen sie achtgeben, daß die Ehehalten zur Haltung der Gebote der heiligen christlichen Kirchen gehalten werden, besonders zum Meßhören am Feiertag, und daß sie an verbotenen Tagen kein Fleisch essen usw. ... Wenn man das heilige Sakrament über die Gassen trägt, dasselbe mit gebogenen Knien anbeten, auch in der Kirchen, sonderlich unter der Wandlung. Ermahnen, daß sie fleißig für die Abgestorbenen beten. ...«.

Bartholomäus Holzhauser

Die Congregatio minor hatte wie die Congregatio major ursprünglich den Titel »Mariä Verkündigung« getragen, erhielt aber 1636 mit Zustimmung Roms das neue Patronat »Mariä Geburt«. Weit über Ingolstadt hinaus wirkte Bartholomäus Holzhauser, der sich 1633 an der Universität immaktrikuliert hatte und sich im gleichen Jahr der akademischen Kongregation anschloß. 1639 wurde er zum Priester geweiht, ein Jahr später wählte man ihn zum Präfekten der Kongregation. Holzhauser, ein großer Marienverehrer, betete nächtelang im Oratorium der Bürgerkongregation, wobei ihm mitten im 30jährigen Krieg düstere Visionen überkamen. Er gründete eine Weltpriestergemeinschaft, als Bartholomäerinstitut fand diese weit über Bayern hinaus Verbreitung.

Versammungsort

Die Versammlungen, Zusammenkünfte und Meßfeiern für die akademischen Kongregationen fanden im Gebäude des Jesuitenkollegs, in der eigenen Hyronimuskapelle oder Hl. Kreuzkirche statt, die Colloquisten hatten ihre eigene Kapelle. Die ständig wachsende Zahl der akademischen Kongregationisten zu Anfang des 18. Jahrhunderts ließ jedoch den Gedanken an einen Neubau aufkommen. Nahe dem Collequium wurde ein geeigneter Platz gefunden und 1732 konnte unter dem Präses Franz Seedorf der Grundstein zu dem neuen Versammlungsraum, der späteren Victoriakirche gelegt werden.

Ende 18. Jh.

Nach der Aufhebung der Societas Jesu im Jahre 1773 blieb die akademische Kongregation zwar bestehen, doch der Geist der Aufklärung war ihr nicht sonderlich zuträglich. Das Colloquium wurde der Kongregation einverleibt und ging allmählich darin unter. Die Versammlungen der Kongregation wurden kaum noch besucht, neben den Alumnen des Bartholomäer-Instituts kamen kaum noch mehr als 10-12 Mitglieder. Bei Verlegung der Universität 1800 nach Landshut siedelte auch die Kongregation mit über, danach verlieren sich weitere Nachrichten.

Karl Batz. (Formatiert von Kurt Scheuerer)

Batz, Karl. Die akademischen Kongregationen in Ingolstadt.
Die Jesuiten in Ingolstadt, 1991, S. 207-209.


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