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Siegfried Hofmann:
Gegner der Jesuiten in Ingolstadt
Ein Beitrag zur Ausstellung: Die Jesuiten in Ingolstadt

 
Gegnerschaft formierte sich vor allem an der Universität.
Die nichtjesuitischen Professoren, vor allem Juristen, wollten den Zugriff des Ordens auf Professuren und die genannte Fakultät der Artisten und damit auf das Grundstudium nicht hinnehmen.
Sie begehrten gegen das geschlossene und umfassende, auch nach den letzten Fragen ausgreifende System auf, das sich letztlich im Dienste der Kirche wußte.
Sie wollten die Totalität nicht akzeptieren, mit der der Orden über Besetzung und Entsetzung der ihm eingeräumten Professuren vor allem der Philosophischen Fakultät verfügte.
Sie gedachten, das Lehrsystem, das nach außen wie ein erratischer Block wirkte, aufbrechen zu müssen, um neuem Gedankengut, auch von protestantischen Universitäten einströmend, Wege zu ebnen.
Sie waren erbittert über die Taktik des jesuitischen Vorgehens, das lange Zeit am herzoglichen bzw. kurfürstlichen Hof in München offene Türen vorfand, und über vieles andere.

Das Wirken der Jesuiten an der Universität Ingolstadt war infolge des Verdikts des Historikers Carl Prantl, der die einzige umfassende Geschichte der Universität Ingolstadt-Landshut-München geschrieben hat, weitgehend unter Wert behandelt worden.
Nach ihm »war das Eingreifen des Jesuitenordens an sich schon ein unermeßliches Unglück für die Universität; denn hier handelt es sich nicht mehr, wie in der vorhergehenden Periode, um die Nachtheile eines einstigen Confessionalismus, sondern um die Wirkungen eines gemeingefährlichen Instituts, welches jedem einzelnen seiner Mitglieder bewußt oder unbewußt in höherem oder geringerem Grade ein Element des Bösen einimpfte; sicher nemlich konnte der einzelne Jesuit im allgemeinen einen sittenreinen Lebenswandel führen oder sich Monate und Jahre hindurch auf wissenschaftlichen Gebieten, selbst in erfolgreicher Weise, betätigen; aber sobald der Jesuit als Mitglied seines Ordens wirkte, mußte er in Folge der Obedienz zum unsittlichen Werkzeug eines verwerflichen Zweckes werden.«
Bei dieser Grundeinstellung konnte keine gerechte Würdigung der einzelnen Jesuiten gelingen. Dieses Fehlurteil in der noch immer gängigen Geschichte dieser Universität stand allzu lange einer gerechteren Wertung im Wege.

Ickstatt, Lori, Weishaupt

Die Gegnerschaft blieb den Jesuiten nahezu während der gesamten Dauer ihres Wirkens erhalten, gewann gerade mit der Mitte des 18. Jahrhunderts in Ingolstadt wie in München an Boden.
Johann Adam Ickstatt, 1746 zum Direktor der Universität Ingolstadt berufen, selbst ein Schüler Christian Wolffs, konnte von Hause aus kein intimer Freund der Jesuiten sein, er hielt sich aber diplomatisch weithin bedeckt, während sein Freund Johann Georg Lori 1749 den offenen Kampf gegen die Jesuiten antrat.
In Adam Weishaupts 1776 gegründetem Geheimbund der Illuminaten verbanden sich Geheimbündelei, freimaurerisches Gedankengut und ein säkularisierter, pervertierter Jesuitismus.
Der Orden der Jesuiten aber war schon 1773 aufgehoben worden, er hatte keine Zukunft.
Zwischen Bürgern und Jesuiten gab es gelegentlich Spannungen und Reibereien, sie handelten aber gegenüber der Opposition an der Universität mit kleiner Münze.

Dr. Siegfried Hofmann. Gekürzt von Kurt Scheuerer


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