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Karl Batz:
Die Verehrung der Mater ter admirabilis
Ein Beitrag zur Ausstellung: Die Jesuiten in Ingolstadt

 

Die Verehrung der Mater ter admirabilis

Dreimal wunderbare Mutter

Weit über Ingolstadt hinaus ist die Verehrung der »Dreimal wunderbaren Mutter« bis in unsere Tage lebendig geblieben. Schon Wilhlem Gumpenberg schreibt in seinem Marianischen Atlas im Jahre 1657: »Nicht wenige sind, die sich als wundertätig durch die reinste Jungfrau erwiesen haben; gewiß jene, die unter dem Titel »Dreimal Wunderbare Mutter« im Konvikt des hl. Ignatius zu Ingolstadt in Bayern verehrt wird. Viele sind dazu überzeugt, daß bei Berufswahl nirgends sicherere Erleuchtung von oben geschehen ist. Andere Zeugnisse halte ich für wahr, eines weiß ich.«

Maria-Schnee-Bild

Eine Gruppe von Muttergottesbildern geht auf jenes Gnadenbild in Santa Maria Maggiore zu Rom zurück, das den Namen »Maria-Schnee-Bild« führt. Nach der Legende wurde der Bauplatz der größten Marienkirche Roms (daher der Name Maria die größere) wunderbarerweise dadurch gekennzeichnet, daß am 5. August des Jahres 352, also im Hochsommer, auf diesem Platz Schnee lag. Man hat deshalb früher auch in Bayern den 5. August als das Fest »Maria Schnee« gefeiert.
Dieses römische Maria-Schnee-Bild soll nach der Tradition eine Kopie des »Lukas-Bildes« in der Hodegonkirche in Konstantinopel sein. Die Legende erzählt, daß der hl. Evangelist Lukas dieses Hodegonbild nach dem Leben gemahlt habe; deshalb ist der Hl. Lukas der Patron der Maler. Die römische Kopie des Lukasbildes aber sei durch die Kaiserin Pulcheria (414-453) dem Papst übersandt worden.
Es ist aber erwiesen, daß das heute in Rom vorhandene Bild dieses hohe Alter nicht besitzt, sondern wahrscheinlich eine römische Arbeit aus der Mitte des 13. Jahrhunderts ist, das alle Zeichen einer Kopie eines älteren Ikons an sich trägt. Von dem römischen Maria-Schnee-Bild wird nun behauptet, daß es nie kopiert werden durfte. Nur einmal habe ein Papst die Erlaubnis dazu erteilt, als sich nämlich Kardinal Karl Borromäus bei Papst Pius V. dafür verwandte, daß es dem Jesuiten-General Franz Borgias gestattet werde, eine Kopie für eine Mission der Gesellschaft Jesu in Brasilien anzufertigen. Damals seien gleich mehrere Kopien entstanden, wovon eine der hl. Franz Borgias 1571 dem Jesuiten-Kolleg in Ingolstadt schenkte.
Dieses Bild erhielt seine besondere Weihe durch die Verehrung, die Pater Jakob Rem ihm zuwendete.

Konviktkapelle

Da im Ingolstädter Konvikt Söhne der ersten Familien Bayerns erzogen wurden, gelangte das Gnadenbild sehr schnell zu besonderer Verehrung, um so mehr, nachdem Pater Rem 1604 in einer Stunde der Offenbarung für das Bild den Ehrentitel einer »Mater ter admirabilis« (dreimal wunderbare Mutter) empfangen hatte, den er von den Kolloquisten bei der Litanei dreimal wiederholen ließ. Unter diesem Namen der »Mater ter admirabilis« war es im 17. und 18. Jahrhundert eines der berühmtesten Gnadenbilder Bayerns. Durch die Aufstellung in der Konviktkapelle blieb die Verehrung des Bildes besonders mit den Mitgliedern der Ingolstädter Universität, sowie dem Kreis der Fürstlichkeiten und Gelehrten, die durch die Hohe Schule gingen, verbunden.

Maria de Victoria

1773 erfolgte die Aufhebung des Jesuitenordens und gleichzeitig die Auflösung des Ingolstädter Konviktes. Dazu kam 1778 der Ausbruch des bayerischen Erbfolgekrieges. Das ehemalige Konviktgebäude und Jesuitenkolleg wurde in Kasernen umgewandelt und mit Militär besetzt. Deshalb wurde das Gnadenbild in die Kirche der akademischen Kongregation übertragen (Maria de Victoria). Auf Wunsch der Bürgerschaft, der bis dahin das Bild im Jesuitenkonvikt weniger zugänglich gewesen war, fand diese Übertragung in feierlicher Weise am 25. März 1779 im Beisein des Weihbischofs von Eichstätt statt. Das Gnadenbild wurde von Priestern getragen, die Sodalen und eine sehr große Volksmenge begleiteten es in einer Lichterprozession.

Landshut; Ingolstadt im Münster

Im Jahre 1800 erfolgte die Verlegung der Ingolstädter Hochschule nach Landshut. Bei dieser Übersiedelung nahm die akademische Kongregation neben dem anderen Vermögen auch das Gnadenbild mit und stellte es in der dortigen Universitätskirche, der früheren Dominikanerkirche auf einen Seitenaltar auf. Aufgrund der Bemühungen des Ingolstädter Stadtpfarrers Fries und besonders des Jesuitenpaters Franz Hattler konnte das Bild aber 1879 wieder nach Ingolstadt zurückgeführt werden, wo es zunächst in einer Seitenkapelle der Franziskanerkirche Aufstellung fand.
Im Jahre 1881, am Feste Maria Himmelfahrt, erfolgte sodann die Übertragung in die Stadtpfarrkirche zur Schönen Unserer Lieben Frau, wo seither die Gnadenkapelle zu einem beliebten Andachtsort Ingolstädter wie auswärtiger Marienverehrer geworden ist.

Literatur:

  • F. Hattler: Der ehrwürdige P. Jakob Rem aus der Gesellschaft Jesu und seine Marienkonferenz, Regensburg 1881, S. 229 - 288.
  • A. Höss; P. Jakob Rem S.J., München 1953, S. 109-119.
  • Atlas Marianus sive de Imaginibus Deiparae per orbem Christianum miraculosis/Auctore Guillielmo Gumpenberg èè Societate Jesu. Bd. 1 und 2: Ingolstadii typis Georgii Haenlini Typographi Academici, anno à partua virgineo 1657; Bd. 3 und 4: Ingolstadii in Officina Typographica Joannis Ostermeyeri, anno 1659.
  • E. Bauer, Der Marianische Atlas des P. William Gumpenberg, in: IHbl 18 (1955), S. 7.

Karl Batz, 1991. (Formatiert von Kurt Scheuerer)


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