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Flußgeschichte unserer Heimatlandschaft VI
Der Mensch verändert die Naturlandschaft

 

8.0 Der Mensch der Nacheiszeit
verändert die Naturlandschaft

Nach der Eiszeit (vor ca. 10.000 Jahren) räumte die Donau dort, wo die Niederterrrasse im Westen und Osten den Jura, dazwischen die Hochterrasse berührte, eine 3 - 7 km breite Aue aus. Sie wurde vom Fluß in der Folgezeit immer wieder zerschnitten und allmähllich tiefer gelegt.
Die Niederterrasse blieb nur südlich der Donau erhalten. Ein Streifen von 3 km Breite zwischen Neuburg und Neustadt ist dünn mit Humus bedeckt. Der größere Teil südlich davon wurde durch die nacheiszeitliche Vermoorung des Donaumoosbeckens (Stau der Donaumoosbäche an der Niederterrasse südlich der Donau) 3 - 7 m mit Moorbildungen überlagert.

Ein Nord-Süd-Profil durch die Landschaften um Ingolstadt zeigt in seiner Struktur wie im Zeitraffer die gesamte Landschaftsentwicklung vom Jungtertiär bis heute:
  • die Juratafel (Karstwasserspeicher) nach Süden unter die Molasse und Donauschotter abtauchend
  • die jungtertiäre Molassebedeckung, einst bis zur Höhe Kastulus -Jurahochfläche reichend
  • das Ingolstädter Becken zwischen Jura und Tertiärhügelland - seit Beginn des Pliozäns (jüngstes Jungtertiär) von den Kleingewässern durch Ausräumung der Molasse geschaffen
  • die Schotterlandschaft der Donau, in Eiszeit und Nacheiszeit gebildet: die 7 m Hochterrrasse(Riß II: Neuburger Donau), die jüngste Aue mit der heutigen Donau - schon in die Molasse eingetieft (späte Nacheiszeit), nach Süden anschließend die älteren (höheren) Auebereiche (frühe Nacheiszeit) bis zum Anstieg der Niederterrasse (Würmeiszeit)
  • der im Süden aufsteigende Molasserand des Ingolstädter Beckens leitet über zum Tertiärhügelland.

Ingolstädter Becken bis zum 14. Jh. Zeichnung: H. Schön
Eine ungefähre Vorstellung der Landschaftssituation unmittelbar nach der Eiszeit
kann diese Zeichnung vermitteln:
"Ungebändigten Laufes und in viele, viele Arme gespalten floß der stark mäan-
drierende Strom durch die Auen.
Jedes der alljährlichen (!) Hochwässer schuf gewaltsame Veränderungen:
alte Arme wurden verstopft, neue eingerissen".

Für die Besiedlung durch den Menschen waren die "Natur-Vorausetzungen" nun gegeben:
  • die in Schutter und Donaunähe gelegene, vor jedem Hochwasser sichere Hochterrasse mit ihren fruchtbaren Lößböden und Eichen-Hainbuchenwäldern
  • die ruhige, seichte Schutter mit ihrer gleichmäßigen Wasserführung (Karstwasser) und ihrem versumpften Mündungsgebiet (Schutz)
  • die in viele Arme gespaltene Donau mit ihren riesigen Auwäldern, die beim alljährlichen Hochwasser in eine kilometerbreite Seenlandschaft verwandelt wurden.

Ingolstädter Becken - Philipp Apian, 16. Jh.

Nun konnte der Mensch die Landschaft besiedeln.
Allerdings hat er dabei - wie wir aus Geschichte und Gegenwart wissen - die Natur, seinen jeweiligen technischen Möglichkeiten entsprechend, immer mehr zurückgedrängt.

Der Tatbestand:
Immer "gründlichere" Donauregulierungen - über Jahrhunderte sich immer mehr ausdehnende Festungsanlagen - Auwaldrodungen - Siedlungsverdichtungen - Industrieanlagen - Verkehrswege - Bodenversiegelung - Kiesentnahme -Staustufenbau - usw.

Der Schutz der noch verbliebenen restlichen Naturräume ist daher vordringlich und unumgänglich.
Die Landschaftsgeschichte zeigt: Millionen von Jahren hat die Natur benötigt, um Grundlagenkapital für das Leben zu schaffen. Es darf nicht durch die Kurzsichtigkeit des Menschen in einem winzigen Bruchteil dieser Zeit verschleudert werden.

Heinrich Niedermeier, Ingolstadt, 1997


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