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Ingolstadt im Dreißigjährigen Krieg

 
Gustav Adolf, König von Schweden
Tilly, bayerischer Feldherr
Die Gegner:

Gustav Adolf,
König von Schweden

Graf Tilly,
Feldherr
des Kurfürsten
Maximilian von Bayern

Ausgelöst 1618 durch den Aufstand der böhmischen Protestanten gegen den Kaiser weitete sich der Krieg zum deutschen Glaubens- und Machtkampf aus.
1631 besiegten die Schweden mit den protestantischen Kurfürsten bei Breitenfeld das bisher so erfolgreiche Heer der katholischen Liga, welches unter dem Oberbefehl des bayerischen Kurfürsten Maximilian I. stand.
Im Frühjahr 1632 drangen die Schweden über den Lech nach Kurbayern ein. Der bayerische Feldherr Graf Tilly wurde dabei schwer verwundet, und Maximilian zog sich nach Ingolstadt zurück. Dort starb Tilly am 30.4.1632 während der fünftägigen schwedischen Belagerung.
Den Abzug des Schwedenkönigs Gustav Adolf führte man auf die Fürbitte der Patronin der Ingolstädter Bürgerkongregation Maria de Victoria zurück, welcher auch Tilly schon alle seine Siege zugeschrieben hatte.
Nach dem Friedensschluß von 1648 begann Maximilian mit dem Wiederaufbau des zerstörten Landes, starb aber 1651 im Ingolstädter Schloß nach einer Wallfahrt nach Bettbrunn.

Kurt Scheuerer 1984 (Text im Münzkabinett des Stadtmuseums Ingolstadt)


Donaukurier 05.05.1973:

Strategie Gustav Adolfs scheiterte vor Ingolstadt

Heute vor 341 Jahren, am 5. Mai 1632, feierte Ingolstadt einen Freudentag: Am Tag zuvor hatte der Schwedenkönig Gustav Adolf sein Heerlager vor Ingolstadt aufgegeben und war in Richtung Landshut abgezogen. Ingolstadt war nach einer Woche erstmals wieder ungefährdet und auch nach Süden hin frei. Über diese Bedrohung der Stadt vom 28. April bis zum 4. Mai 1632 - "eine Belagerung im eigentlichen Sinn war es gar nicht" - sprach am Donnerstagabend vor dem Historischen Verein der Direktor des Bayerischen Armeemuseums, Dr. Peter Jaeckel.

1632. Zeichnung: Dr. Jaeckel
Vor Beginn seines Vortrags erinnerte Dr. Jaeckel an das kürzlich am Ende der Christoph-Scheiner-Straße entdeckte Massengrab (siehe DK vom 23. März), das möglicherweise aus der Zeit der Schwedenbelagerung stammt. Hier im Süden der Stadt ließ der Schwedenkönig sein Heerlager anlegen und verschanzen, und in diesem Bereich wurden die Dörfer besonders kurz vor dem Abzug der Schweden schwer geplündert. Selbst wenn noch nicht eindeutig das Alter der gefundenen Skelette bestimmt sei, meinte der Referent, würden die Lage des Grabes und die übrigen Spuren gut zu den Geschehnissen Anfang Mai 1632 passen.

Zunächst streifte Dr. Jaeckel die Geschichte des Dreißigjährigen Kriegs von seinem Anfang in Böhmen bis zu seinem Ende mit dem Westfälischen Frieden. Der Aufenthalt der Schweden vor Ingolstadt, erläuterte er dann, zielte darauf, Kurfürst Maximilian mit seinen bayerischen Truppen von seinem Land südlich der Donau zu isolieren. Dafür wollte Gustav Adolf die drei Donauübergänge Donauwörth, Ingolstadt und Regensburg in seine Hand bekommen. In Donauwörth gelang dieser Plan, denn Tilly, der die Schweden am Lech abwehren und Donauwörth decken wollte, wurde bei Breitenfeld geschlagen und so schwer verwundet, daß er wenige Tage später in Ingolstadt starb.

Ingolstadt wollten die Schweden ebenfalls möglichst schnell in ihre Hand bekommen, um anschließend den Donauübergang in Regensburg sichern zu können. Sie stürmten daher bereits am ersten Tag, allerdings ohne Erfolg. Diese Eile dürfte nach Ansicht von Dr. Jaeckel der Grund für das Scheitern des gesamten strategischen Plans gewesen sein. Das Gelände sei wahrscheinlich noch nicht genug erkundet gewesen, und für die nächsten beiden Stürme hätten sich die Ingolstädter und die bayerischen Truppen, die in der Gegend des heutigen Nordbahnhofs lagen, entsprechend vorbereitet.

Der durch das Standhalten des Brückenkopfs erzwungene Aufenthalt der Schweden gab den Bayern die Gelegenheit, das Blatt in Regensburg zu wenden. Obwohl die Freie Reichsstadt evangelisch war und sicher mit Gustav Adolf sympathisierte, konnte sie Maximilian so einschüchtern, daß sie eine bayerische Besatzung in ihre Mauern aufnahm. Damit war Gustav Adolfs strategischer Plan gescheitert, und nichts mehr konnte ihn an Ingolstadt fesseln, da er nicht an der Stadt an sich interessiert war, sondern an den drei Donauübergängen gemeinsam. Sein folgender Zug nach Landshut und München, wo er die Städte jeweils mit Kontributionen belegte, war demnach lediglich noch eine Machtdemonstration. Dasselbe Jahr 1632 brachte dann auch die Wende im Krieg und den Tod des Schwedenkönigs.

Vor ihrem Abzug reagierten die Schweden ihren Unmut über die Verzögerung vor Ingolstadt an den Bewohnern der umliegenden Dörfer ab, deren Gehöfte eingeäschert und deren Bewohner teils vertrieben, teils erschlagen wurden.

Die Folgen dieser Massaker, erklärte Dr. Hofmann, nachdem er Dr. Jaeckel für seine Ausführungen gedankt hatte, seien noch Jahre danach aus den Steuerrechnungen Ingolstadts ersichtlich. Lange Zeit gingen aus den Audörfern keine Abgaben mehr ein, da diese Orte verödet und ihre Bewohner tot oder geflohen waren.

ub (Ulrich Brunnhuber). Donaukurier 05.05.1973


Donaukurier 29.04.1982:

Tilly starb vor 350 Jahren in Ingolstadt

Tage qualvollen Leidens mitten im Geschützdonner

Zum 350. Male jährt sich morgen der Todestag: Am 30. April 1632 starb in Ingolstadt Johann Tserklaes Graf Tilly an den Folgen einer schweren Verwundung. In diese Zeit fällt der Wendepunkt im Dreißigjährigen Krieg: Die Festung Ingolstadt bot dem Siegeszug des Schwedenkönigs Gustav Adolf Einhalt. Der denkwürdige Tag wird in Ingolstadt nicht gewürdigt.

Vor einer erdrückenden schwedischen Übermacht standen die katholischen Truppen in Rain am Lech. Der Schwedenkönig Gustav Adolf war im Frühjahr 1632 von Mainz aufgebrochen, hatte in Nürnberg unter dem Jubel der Bevölkerung Einzug gehalten und rückte nun über Donauwörth in Richtung Ingolstadt.

Nachdem Donauwörth von den protestantischen Heeren überrannt war, versuchte Generalfeldmarschall Tilly, bei Rain den Lechübergang zu verhindern. Zwei Tage lang donnerten die Geschütze gegeneinander und hüllten das ganze Schlachtfeld in dichten Pulverdampf. Die Schweden wagten weiter südlich den Übergang. Als Tilly mit seinem Leibregiment herbeieilte, war es schon zu spät. Wenige Minuten später traf den Feldherrn der katholischen Truppen eine kleine Geschützkugel und zerschmetterte ihm das rechte Bein oberhalb des Knies. Am gleichen Tage raubte eine Kugel Graf Altringer das Augenlicht. Möglicherweise vor dem Eindruck dieser beiden Vorkommnisse entschloß sich Kurfürst Maximilian zu einem geordneten Rückzug hinter die Mauern Ingolstadts. Im Hause des Professors Arnold Rat, später das Seminar genannt, fand Tilly ehrenvolle Aufnahme.

Die Arzte erklärten dem schwerverletzten Tilly gleich, er habe nicht mehr lange zu leben. Das Schenkelbein war förmlich zerschmettert, zahlreiche Knochensplitter wurden aus dem Fleisch gezogen. Tilly wird nachgesagt, er habe die gräßlichen Schmerzen tapfer ertragen. Die Führung der Truppen gab er - so die Geschichtsschreibung - nicht endgültig aus der Hand: Tägliche Besprechungen mit den Truppenführern fanden in dem Haus in der Johannesstraße statt. Kurfürst Maximilian besuchte Tilly mehrmals. Der Gesundheitszustand seines Generalfeldmarschalls soll ihm sehr nahe gegangen sein.

Am 27. April 1632 zeigte sich die schwedische Vorhut unter Feldmarschall Horn bei Schrobenhausen, und schon am nächsten Tage ergoß sich der ganze Schwall des protestantischen Heeres aus dem Paartal in die weite Ebene südlich der Donau. Während Kurfürst Maximilian bei Feldkirchen lagerte, begann Gustav Adolf am 29. April mit der planmäßigen Einschließung der Stadt. Der Schwedenkönig hatte sein Lager bei Oberstimm.

Schwedenschimmel Einen Tag später entrann der Schwedenkönig selbst knapp dem Tode. Eine von der Eselsbastei abgefeuerte Kugel traf sein Pferd. Er selbst kam mit Prellungen davon. Den Kadaver des Tieres holten die Ingolstädter nach dem Abzug der Schweden vom Schlachtfeld. Das Pferd wurde präpariert und ist noch heute im Stadtmuseum zu bewundern.

Tagelang rannten die Schweden gegen den Brückenkopf vor dem Donautor und gegen die Schiffbrücke weiter südlich - ohne Erfolg. Als dann auch noch das Hauptquartier der Schweden bei Oberstimm abbrannte, zogen sie ab. 2000 Mann soll die Belagerung Ingolstadts gekostet haben.

Zu diesem Zeitpunkt war Generalfeldmarschall Tilly bereits tot. Noch wenige Tage davor ließ er sich täglich Rapporte geben. Seine Unterschriften aus diesen Tagen wurden allerdings immer zittriger. Seine letzten Worte sollen "Regensburg, Regensburg..." gewesen sein: Sollte der Schwedenkönig die Reichsstadt einnehmen, wäre Bayern vermutlich verloren gewesen, soll Tilly damit gemeint haben.

Generalfeldmarschall Tilly gilt als glühender Marienverehrer. Insgesamt viermal besuchte er Altötting. Die Gebeine Tillys werden dort aufbewahrt, gemäß seinem eigenen Wunsch, daß "nun sein Herz ruhe, wo sein Schatz war".

hoi. Donaukurier 29.04.1982


Jakob Balde und Tilly

Am 30. April 1632 starb Tilly in Ingolstadt.
Balde durfte den Aufgebahrten sehen und beschrieb dieses: Opp. oo. Tom. VIII. pag. 9 bis 25.
Auch entstand »des großen Tilly Todtenfeier«, Magni Tillii Parentalia (Opp. oo. Tom. VIII. Pag. 4.). Diese "Dichtung kam, zum Theil wenigstens, zur dramatischen Darstellung im Collegium der Festungsstadt."
Über die Belagerung der Schweden vom 29. April bis 4. Mai 1632 führte Balde "ein sehr genaues denkwürdiges Tagebuch, (darin mit Ausscheidung aller zweifelhaften Gerüchte nur erwiesene Thatsachen verzeichnet sind. Mehrfach eingestreute witzige Bemerkungen lassen erkennen, welch heiterer Muth die Belagerten erfüllte. Dem Fortgange des Studien that der tobende Kriegslärm keinen Eintrag. »Mitten unter dem Donner der Kanonen«, sagt ein Bericht, »hielten die Professoren mit gewohnter Ruhe ihre Vorlesungen, umgeben von ihrem vollzähligen Auditorium, und selbst die öffentlichen Promotionen waren in diesen Kriegsmonaten kaum seltener als irgend sonst.« (Kropf, Tom. V. pag. 47.)."
Bald nach dem Abzug der Schweden brach die Pest aus. Besonders jene, die noch in den Studien begriffen waren, begaben sich auf die nächsten Landgüter des Ordens; auch Balde wird dabei gewesen sein.

Zitate aus: Westermayer, Georg. Jacobus Balde, sein Leben und seine Werke. München 1868. S. 49-51.


Zeittafel

1618
Wegen religiöser Spannungen Aufstand in Prag (Prager Fenstersturz).

1620
Schlacht am Weißen Berg bei Prag: Der von Böhmen gewählte König Friedrich von der Pfalz ("Winterkönig") unterliegt dem Heer der katholischen Liga.

1623
Maria de Victoria, Oratorium: Hauptaltarbild von 1623 (Maria vernichtet den Drachen), im Stadtmuseum ausgestellt.
Maximilian von Bayern erhält die Oberpfalz.
Die Katholiken dringen unter ihrem Feldherrn Tilly nach Norddeutschland vor.
Maximilian wird am 6.3.1623 Kurfürst und Erztruchseß.

1625
Der dänische König unterstützt die Protestanten in Deutschland.

1626
Albrecht von Wallenstein wird Oberbefehlshaber aller kaiserlichen Truppen.

1627
Tilly und Wallenstein unterwerfen mit dem Heer der Liga das protestantische Norddeutschland.
J. Werner Tserklas Tilly wird Statthalter zu Ingolstadt.

1630
Entlassung Wallensteins.
Gustav Adolf von Schweden greift in den Krieg ein.

1631
Gustav Adolfs Heer besiegt die Truppen Tillys bei Leipzig und marschiert weiter nach Süddeutschland.

1632
In der Schlacht bei Rain am Lech wird Tilly erneut besiegt und tödlich verwundet.
Die Schweden liegen vor Ingolstadt.
Wallenstein wird zurückgeholt.
Der schwedische König fällt in der Schlacht bei Lützen.
Nun ziehen die schwedischen Söldner in ungeordneten Zügen plündernd und raubend durch das Land.
Ungarisches Fieber.

1634
Wallenstein wird in Eger ermordet.

1635
Pest in Ingolstadt.
Das katholische Frankreich greift als Gegner Habsburgs an der Seite der protestantischen Schweden in den Krieg ein.

1638
Mariensäule in München mit Maria als Patronin Bayerns.

1644
Friedensverhandlungen in Münster und Osnabrück.

1648
Westfälischer Friede

1651
Kurfürst Maximilian: Nach dem Friedensschluß von 1648 begann Maximilian mit dem Wiederaufbau des zerstörten Landes, starb aber 1651 im Ingolstädter Schloß nach einer Wallfahrt nach Bettbrunn.


siehe auch:

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