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Robert M. Bechstädt
Seit wann ist Ingolstadt nun Stadt?

 
Im Jahr 2000 feiert Ingolstadt sein 750jähriges Jubiläum als Stadt. Dabei ist es gar nicht so einfach, das Datum der Stadtgründung nachzuweisen.

Wir Ingolstädter mußten in der Schule lernen, daß am 6. Februar 806 unsere Stadt im Testament Karls des Großen, der Divisio Regnorum, erstmals urkundlich erwähnt wurde. Eine frühere urkundliche Erwähnung im Jahr 728, wie sie der Vohburger Historiograph Aventin annahm, ist schwer zu beweisen, weil es von der Vita des Hildulf von Reims, auf die er sich beruft, fünf Fassungen gibt und nur in einer ein Angliostadium erwähnt wird, wo Karl Martell die Donau überschritten haben soll.

Leider gibt es keine Urkunde, die die Erhebung Ingolstadts zur Stadt nachweisen kann. Sicher ist, daß dies nicht vor 1242 und nicht nach 1254 erfolgt sein kann.

Erst im 12. und 13. Jahrhundert versuchten Fürsten in Süddeutschland, durch Gründung von Städten vornehmlich auf kirchlichem oder klösterlichem Grund Territorien zu bilden. 1242 nach dem Aussterben der Grafen von Bogen wurden die Wittelsbacher durch Erbschaft die Vögte (Verwalter kirchlichen Besitzes) des Klosters Niederaltaich, in dessen Besitz sich Ingolstadt seit einer Schenkung Ludwig des Deutschen aus dem Jahr 841 befand.

Die Vogtei über das Kloster Niederaltaich gab der Bamberger Bischof zu Lehen. Der damalige Bischof, der aus dem den Wittelsbachern feindlich gesinntem Haus Diessen-Andechs stammte, fiel 1242 dem spektakulärstem politischen Mord des Mittelalters durch die Hand des Wittelsbacher Pfalzgrafen Otto zum Opfer.
Dadurch war der Weg frei für die Stadterhebung Ingolstadts. Eine frühere andechsische Stadterhebung Ingolstadts wäre am Widerstand des bayerischen Herzogs gescheitert, der rund um Ingolstadt zahlreiche Höfe und Mühlen besaß und den Donauübergang kontrollierte.

1254 ist erstmals von einem Ingolstädter Bürger die Rede. Eine Erhebung nach 1254 ist unwahrscheinlich, da nach der ersten Wittelsbacher Landesteilung 1255 die Niederaltaicher Besitzungen in Ingolstadt unter den Einfluß des Herzogs von Niederbayern gerieten, während die herzoglichen Besitzungen in Ingolstadt Eigentum Ludwig des Strengen von Oberbayern waren.

Einen genaueren Hinweis geben der Stadtplan von Ingolstadt zur Zeit seiner ersten Umwallung und ein Bericht über einen Großbrand, der 1250 das Georgskirchlein am Kornmarkt und das Kaisheimer Haus (heute Amtsgerichtsgebäude an der Harderstraße) zerstört hatte. Der Brand bot die städtebauliche Chance für eine Neuplanung.
Diese wurde auch genutzt, wie man an der für die damalige Zeit übliche rechteckige Anordnung der Häuser und Straßen sehen kann, von der lediglich die kreisförmige Anordnung der älteren Straßen rund um die Moritzkirche abweicht.

Deshalb wird die Erhebung Ingolstadts zur Stadt für das Jahr 1250 angenommen. Für dasselbe Jahr wird auch die Errichtung des Herzogskastens vermutet.
Im Jahr 2000 feiert demzufolge Ingolstadt das 750-jährige Jubiläum seiner Erhebung zur Stadt.

Robert M. Bechstädt, 1997


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