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Texte im Stadtmuseum Ingolstadt - Raum 4
Die Hallstattzeit

 

Die Hallstattzeit (Ältere Eisenzeit) an Oberer Donau und Alb
Traditionen um monumentale Kunstbauten und Naturstätten

Am Museumsbestand dieser Periode wird besonders klar, dass der nach zeittypischer Verwendung von Werkstoffen gegliederte Stufenbau der Urgeschichte schon sachlich begründet ist, dass dieses Entwicklungsschema aber auch gewisser Korrektive bedarf: Zwischen dem 8. und 5. Jahrhundert v. Chr. werden die bisherigen Sachformen unter weitgehender Verwendung der herkömmlichen Werkstoffe allmählich verändert und dabei oft ins Breit-Behäbige oder Pathetisch-Prächtige abgewandelt. Das neue, technisch-schlichte Material des Eisens gewinnt dagegen eher zögernd während der zweiphasigen Hallstattperiode sichtbaren Gestaltungsanteil am Kulturbild, obschon jetzt die systematische Erschließung und Nutzung regionaler Eisenerzvorkommen der Alb beginnt.

Die Hallstattkultur Mitteleuropas wird zwar generell durch Bergbau auf Eisen und Steinsalz, durch Eisenmetallurgie und sonstige gewerbliche Spezialisierung sowie durch weitreichenden Handel geprägt. Doch innerhalb des von Rhone/Saone bis zur Mittleren Donau und Save/Drau reichenden Gesamtverbreitungsgebiets dieser Kultur mit qualitativ hervorragenden westlichen und östlichen Fundgruppen oder Materialkreisen kommt die hiesige Region in eine Zwischenzone durchschnittlicheren Kulturniveaus zu liegen. Auch bleibt diese Region abseits der großen Fernhandelslinien und der prosperierenden Wirtschaftsgebiete des West- und Osthallstattkreises, trotz des nach wie vor an die Donau gebundenen Handels mit Böhmerwald-Graphit für die Gefäßbemalung.

Auch die allgemein für die Hallstattzeit kennzeichnenden monumentalen Grabbauten und Befestigungen sind auf der Altmühl-Alb und an der Ingolstädter Donaustrecke zwar ansehnlich, aber nicht exorbitant und mitunter nur in Erweiterungsbauten älterer Anlagen als hallstattzeitlich anzusprechen.

Stadtmuseum Ingolstadt. Foto: Kurt Scheuerer

Nach den Funden ist die Bevölkerung hier trotz zunehmender sozialer Abstufung insgemein relativ wohlhabend. Dieses Fundgut und selbst die Befestigungen sagen wenig über Charakter oder Struktur der da bestimmenden Herrschaft und Macht aus. Vielleicht ist sie religiös bedingt (landschaftsspezifische Schachthöhlen-Kultstätten und Bergheiligtümer).

Jedenfalls fehlen in der Region prunkvolle Sachgüter und erkennbare Sitze oder Gräber großer Herren, im Gegensatz zu den anderen Gebieten der Hallstattkultur, die unmittelbar mit der griechisch-etruskisch-italischen Welt des Mittelmeerraums in Austausch stehen.
(Schon am eigentlichen Oberlauf der Donau gibt es bei Hundersingen-Heuneburg einen feudalen Herrschersitz mit Belegen südlicher Festungsbaukunst und mit Importgut aus der erst kurz zuvor im späten 7. Jahrhundert gegründeten phokäischen Kolonie Massalia/Marseille.)

Dr. Rudolf Albert Maier, Tafeltext im Stadtmuseum Ingolstadt
Fotos: Kurt Scheuerer


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