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Texte im Stadtmuseum Ingolstadt - Raum 5
Eisenerzvorkommen und frühe Eisengewinnung
an Oberer Donau und Alb

 
Stadtmuseum Ingolstadt. Foto: Kurt Scheuerer

Selten sind natürliche Eisenerzvorkommen auf kleinem Raum so vielfältig ausgebildet und leicht zugänglich wie hier: Kreidezeitliche Ocker- und Brauneisenerze sowie Roteisensandsteine auf der Südlichen Frankenalb, dazu im Tertiär entstandene ausgedehnte Bohnerzlager in der lehmigen Albüberdeckung, in den Moorzonen der Donauniederung dann holozänes Raseneisen- oder Sumpfeisenerz.
Die durchweg im Tagebau, im Schürfgrubengebiet mögliche Gewinnung dieser Erze und deren oft an Ort und Stelle unternommene Verhüttung hat in den beiden Rohstoffgebieten aber unterschiedlichen Bestand. Während die Erzvorkommen der Alb von ur- und frühgeschichtlicher Zeit bis in das Mittelalter und die Neuzeit hinein ausgebeutet werden, scheint die Nutzung des Sumpferzes der Donauniederung auf die Ur- und Frühgeschichte beschränkt zu sein.

Die Karte wichtiger Fundorte der Eisengewinnung führt so punktuell in die Hallstattzeit und Frühe Latènezeit zurück (Dollnstein, Kipfenberg, Mörnsheim?), während sich zur Mittel- und Spätlatènezeit auf dem Michelsberg, im Östlichen Donaumoos und Feilenmoos förmliche Industriereviere bilden, die im Zusammenhang mit den keltischen Oppida bei Kelheim und Manching stehen.
Um die weitere Entwicklung dieses Wirtschaftszweiges anzudeuten, sind aber noch Fundpunkte der Römerzeit (bei den Kastellen Oberstimm, Kösching, Pförring und Pfünz, der Straßensiedlung bei Rockolding sowie einem Gutshof bei Großmehring) und des Frühen Mittelalters (bei Burgheim, Kelheim und Manching) kartiert.
Da es bei Erzlagern in obersten Boden- oder Gesteinsschichten eines richtigen Bergbaus auf gewerblicher Basis nicht bedarf, ist hier Saisonarbeit innerhalb der bäuerlichen Wirtschaft denkbar, saisonales Erzschürfen und Verhütten erscheint auch im Rahmen des Ackerbürgersystems keltischer Oppida möglich.

Die Verhüttung erfolgt im sog. Rennverfahren durch Reduktion des Eisens mittels Holzkohlenfeuers aus den Oxyden der Erze. Auf dem Michelsberg bei Kelheim sind keltische Röstöfen und Schmelzöfen mit kuppel- und schachtförmigem Lehm-Oberbau untersucht, dazu das untenstehende Schema eines Schachtofens. Dieser Prozess lässt als Rückstände Schlacken und Schlackenhalden entstehen, die neben den Schürfgrubenfeldern als Geländespuren und obertätige Bodendenkmäler der frühen Eisenmetallurgie bleiben. Die in solch primitiven Verfahren gewonnenen Eisenmengen und -qualitäten sind keinesfalls zu unterschätzen, zur Weiterverarbeitung dieses Metalls ist dann allerdings das Schmiedehandwerk am Platz, das gerade zur Keltenzeit technisch Hervorragendes leistet.

Dr. Rudolf Albert Maier, Tafeltext im Stadtmuseum Ingolstadt, um 1980
Fotos: Kurt Scheuerer


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