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Texte im Stadtmuseum Ingolstadt - Raum 7
Technisierung, Übernahme von Arbeitsweisen, Werkstoffen und Gerätformen der römischen Stadtkultur

 
Die seit der Keltenzeit verstärkt wirksame Übertragung südländischer Kulturerrungenschaften nach dem Norden nimmt unter den Römern imposanten Umfang an, wenngleich jetzt das Schwergewicht auf technisch-wirtschaftlichem Gebiet liegt. Zumal für die rätische Limeszone darf Technisierung als erstrangiger Romanisierungsfaktor gelten, da die Kolonisation hier eher militärisch und ökonomisch geprägt erscheint und weniger den Charakter bildungsmäßiger Urbanisierung trägt.

Da die gewerbliche Produktion in Italien und Südgallien längst industrielle Formen erreicht hat, kommen nun Massenerzeugnisse des militärischen und sonstigen Bedarfs durch Fernhandel in das Limesgebiet, wo gleichfalls größere Kastellwerkstätten (Fabrica Oberstimm) und Straßensiedlungen von gewerblicher Struktur entstehen (Vici bei Nassenfels und Rockolding).

Eine Normierung vieler Waren setzt ein, römische Maße und Gewichte werden verbindlich, axial-rechtwinklige Landvermessung ist die Grundlage der Kolonisation. Maß, Axialität und Richtungsbezogenheit sowie rationale und technische Ordnung der Bauelemente sind aber auch Kennzeichen der römischen Architektur.
Der möglichst direkte Verlauf römischer Straßen- und Brückenbauten hat oft bis heute Bestand (Strecken der Hochstraße oder Saustraße Pförring-Kösching-Pfünz und Altmühl-Brücke bei Pfünz).
Zum herkömmlichen Holzbau und Bruchstein-Trockenmauerwerk treten nun Mörteltechnik, die Verwendung von Hausteinen und gebrannten Tonziegeln hinzu, die erst richtigen Steinbau mit der spezifisch römischen Bogen- und Gewölbekonstruktion erlauben.

Stadtmuseum Ingolstadt. Foto: Kurt Scheuerer
Beispielhaft für den Technisierungsprozess im Bauwesen der Römer sind die Bäder mit ihren vielfältigen Raumfolgen, Kanälen und Heizvorrichtungen.
Stadtmuseum Ingolstadt. Foto: Kurt Scheuerer
Das schematische Raumbild einer Hypokaust-Heizung ist leicht mit dem realen Ausgrabungsbefund des Pfünzer Militärbads im wasserführenden Tal unterhalb des Kastellbergs zu kombinieren, dessen beheizte Räume im Plan durch Hypokaustpfeiler-Signaturen kenntlich sind.

Auch künstliche Wasserversorgungsanlagen und mechanische Nutzung der Wasserkraft sind im Arbeitsbereich des Museums anzunehmen: Etwa eine Wassermühle bei Manching und ein Schöpfrad zur Wasserleitung des Kastells Oberstimm.

Dr. Rudolf Albert Maier, Tafeltext im Stadtmuseum Ingolstadt
Fotos: Kurt Scheuerer


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