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Texte im Stadtmuseum Ingolstadt - Raum 7
Das Römerkastell bei Oberstimm

 
Stadtmuseum Ingolstadt. Foto: Kurt Scheuerer

Der antike Name der in der Donauebene unter dem heutigen Ort Oberstimm gelegenen Kastellruine ist nicht bekannt. Durch Geländebeobachtungen und Sondierungen des Historischen Vereins Ingolstadt wurde hier 1906 - 1909 ein aus der Brautlach-Aue wenig herausgehobenes und geradlinig-rechtwinklig abgegrenztes Plateau als Bodendenkmal und Stelle eines Römerkastells erkannt. Genauere Aufschlüsse zur Anlage und deren Baugeschichte brachten dann systematische Ausgrabungen der Jahre 1968-1971, die die Römisch-Germanische Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts auf den noch zugänglichen Flächen durchführte.
Der Schematismus der römischen Militärarchitektur und Heeresorganisation ermöglichte dabei anhand von Teilbefunden eine Ergänzung der zweiperiodigen Gesamtanlage, den gezeigten Grundriss- und Modellrekonstruktionen liegen so die Befunde der Bauperiode 1 um 50 n.Chr. zugrunde. Die streng geometrische Rechteckform und axiale Gliederung hat der Oberstimmer Kastellgrundriss übrigens mit allen römischen Militärlagern und vielen Stadtanlagen gemein, der Grundrisstyp ist durch Orientierung und Quadrierung von ursprünglich religiösem Charakter bestimmt.
Die Bewehrung dieses mit Front nach Osten gerichteten Kastells besteht aus einer Holz/Erde-Mauer mit Ecktürmen, vier Toren und vorgelagerten Gräben. Nur das im Westen liegende rückwärtige Tor (Porta decumana) ist untersucht und in isometrischer Rekonstruktion detailliert darstellbar. Die Anlage misst innen 123 x 108 m und umfasst eine Fläche von rund 1,43 ha. Von der Innenbebauung sind im Mittelstreifen an der Nord-Süd führenden Hauptstraße (Via principalis) das Stabsgebäude (Principia) und das Kommandantenhaus (Praetorium) im Befund gesichert, ebenso im rückwärtigen Kastellteil (Retentura) relativ große Werkstätten (Fabrica) und Lazarettbauten (Valetudinarium).
Von den besonders im Vorderteil des Kastells (Praetentura) anzunehmenden Mannschaftsbaracken und Pferdeställen sind weniger Einzelheiten bekannt, so dass die Zusammensetzung der stationierten Einheit etwas unsicher bleibt. Es wird mit einem gemischten Verband von 500 Mann gerechnet, einer Cohors quingenaria equitata, die aus sechs Centurien zu je 60 Fußsoldaten und vier Turmen zu je 30 - 32 Reitern besteht und aufgrund der großen Werkstätten wohl besondere Versorgungsaufgaben hat. -
Die zugehörige Zivilsiedlung (Vicus) liegt seitwärts, d.h. nördlich und vor allem südlich außerhalb des Kastells.

Dr. Rudolf Albert Maier, Tafeltext im Stadtmuseum Ingolstadt
Fotos: Kurt Scheuerer


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