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Texte im Stadtmuseum Ingolstadt - Raum 10
Aus Völkerwanderungszeit, Merowinger- und Karolingerzeit an Altmühl und Donau

 

Völkerwanderungszeit

Obwohl vielleicht schon während des 2. Jahrhunderts in der Limeszone zwischen Altmühl und Donau Germanen auf friedliche Weise der römischen Gutswirtschaft und Industrie eingegliedert sind, kommt es im 3. Jahrhundert mit dem Fall der Limesbefestigung und der Rücknahme der Grenze auf die Flusslinien von Rhein, Iller und Donau zunächst nicht zu einer germanischen Landnahme und Siedlung auf breiter Basis.
Es sind vielmehr weitverstreute Fundpunkte, zumal Stützpunkte auf markanten und schon von früher her befestigten Berghöhen (wie Michelsberg bei Kipfenberg) oder offene Verkehrspunkte (Steinberg bei Gaimersheim) und Einzelgräber (Kipfenberg, Laisacker bei Bittenbrunn), die germanisches Material sowie spätrömisches Importgut des 4. und 5. Jahrhunderts liefern. Von den jetzt historisch bezeugten Germanenstämmen sind an Altmühl und Donau die Alamannen und Juthungen anzusetzen (anderseits stehen Alamannen und Juthungen sogar in den Truppen der spätrömischen Grenzkastelle südlich des Stroms, wie in Neuburg).

Merowinger- und Karolingerzeit

Gegen Ende des 5. Jahrhunderts wird die römische Herrschaft aber auch in dem zuletzt unter dem Schutz des Iller-Donau-Limes verbliebenen Territorium durch Germanen abgelöst, was mit teilweiser Evakuierung des Lands und Niedergang des kulturellen Lebens verbunden ist.
Offenbar bildet sich hier in der Folge aus verbliebenen romanischen Restgruppen und ansässig gewordenen germanischen Bevölkerungselementen sowie aus dem östlichen Mitteleuropa zugezogenen neuen Germanengruppen der Stammesverband der Bajuwaren oder Baiern, deren Name und Gebiet seit der Mitte des 6. Jahrhunderts in der zeitgenössischen Literatur als festumrissener Begriff erscheint.

Diese Stammes- und Staatsbildung der Baiern dürfte zunächst unter politischem Einfluss der Ostgoten stehen, das bairische Stammesherzogtum mit Herrschaftsmittelpunkt in Regensburg gerät dann aber zunehmend unter den Einfluss der Machtausbreitung und unter die Oberhoheit des Frankenreichs. So ist etwa die christliche Mission in Baiern, vor allem die kirchliche Organisation durch Gründung von Klöstern und Bistümern auch unter Aspekten der Ausbreitung fränkischer Reichskultur und fränkischer Machtpolitik zu sehen (Gründung von Kloster Weltenburg durch Mönche aus Luxeuil nach 600, Gründung des Klosters und des Bistums Eichstätt durch den hl. Willibald um 740/741 oder 745).
Erst recht gilt das für Aktionen wie die in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts erzwungene Abtrennung des westlichen Nordgaus von Baiern, wodurch die inzwischen bis ins Main- und Neckargebiet verbreiteten Franken unmittelbaren Zugang zur Donauzone erlangen.

Königshof Ingolstadt im Nordgau

In diesem Streifen des Nordgaus werden noch im 8. Jahrhundert dann jene beiden fränkischen Königshöfe gegründet, die in der Reichsteilungsordnung Karls. d. Gr. von 806 erstmals namentlich genannt sind: Ingoldestat et Lutrahahof, quas... pertinent ad pagum, qui dicitur Northgowe.
Nachdem hierbei die Anlage des Königshofs Lauterhofen erwiesenermaßen abseits bestehender, vormals bairischer Siedlungen erfolgte, darf man einen entsprechenden Vorgang auch für die Einrichtung des Königshofs Ingolstadt bei der Einmündung der Schutter in die Donau annehmen. Mit diesem karolingischen Fiskalhof und dessen Funktionen sind die Vorstufen und Strukturen für die spätere städtische Entwicklung von Ingolstadt geschaffen.

Dr. Rudolf Albert Maier, Tafeltext im Stadtmuseum Ingolstadt, ca. 1980


Siehe auch:
  • Baiuvarii - Siedlungsgeschichte der Region Ingolstadt von der späten Römerzeit bis ins frühe Mittelalter
  • Ausstellung: Vom Werden einer Stadt - Ingolstadt seit 806

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