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Texte im Stadtmuseum Ingolstadt - Raum 36
Das alte Handwerk in Ingolstadt

 
Bereits zur Zeit der Kelten und Römer hatte es im Raum an der mittleren Donau blühende Ansiedlungen gegeben. Während der Unruhen zur Zeit der Völkerwanderung waren diese jedoch verödet. Erst im frühen bzw. beginnenden hohen Mittelalter blühte wieder neues Leben auf, Städte entstanden.
Die Bevölkerung wuchs ständig. Nicht alle Abkömmlinge aus bäuerlichen Familien fanden ihr Auskommen auf dem elterlichen Hof, manche von ihnen wurden Kaufleute oder Handwerker, die aber häufig nicht in ihren Dörfern verblieben. Sie zogen nach Möglichkeit in die Städte, wo Rohstoffe günstig erwerbbar und die handwerklichen Produkte gut absetzbar waren.

Frühmittelalter

Die handwerklichen Kenntnisse und Fertigungen in Bayern reichen sicherlich in die prähistorische Zeit zurück, wobei das Schmiedehandwerk als bäuerlicher Nebenberuf wohl die längste Tradition aufzuweisen hat. Mit der Entstehung der Städte ging gleichzeitig die Entwicklung städtischen Handwerks einher.
Auch die Geschichte des Handwerks in Ingolstadt reicht mit Sicherheit in das frühe Mittelalter zurück. Das agilolfingische und später karolingische Kammergut, das 841 von Ludwig dem Deutschen größtenteils an Abt Gozbald von Niederaltaich gegeben worden war, hatte mit Sicherheit über Handwerker verfügt.

Stadtwerdung

Neue Akzente setzte die Erhebung Ingolstadts zur Stadt im 13. Jahrhundert. Die Bestätigung des Stadtrechts durch Ludwig den Bayern von 1312 nennt Abgaben der „Fleischhäckel", der Bäcker und Fragner (Kramer). Dieser „Bannpfennig" für den Marktfrieden schloß aber das Vorhandensein anderer Handwerke nicht aus.

Zünfte

Noch 1369 wurden Zusammenschlüsse der Handwerke in Zünften durch die bayerischen Herzöge ausdrücklich untersagt. Erst mit der Mitte des 15. Jahrhunderts lassen sich in Ingolstadt schriftliche Zunftordnungen nachweisen. Diese waren entweder formlose Niederschriften über bestehendes Recht oder vom Rat der Stadt unter Bezugnahme auf altes Herkommen erlassene Ordnungen.
Voraussetzung für die Aufnahme in ein Handwerk waren im Regelfall eheliche Geburt, der Status des Meisters und das mit entsprechenden Pflichten verbundene Bürgerrecht, das bei Zuzug erworben werden musste, die Zulassung zur Zunft, Hausbesitz und Verheiratung. Die Ingolstädter Zunftordnungen des späten 15. Jahrhunderts legten dann die Modalitäten der Meisterprüfung und die erforderlichen Meisterstücke fest.
Als „Bruderschaften" erließen die Zünfte Vorschriften für Lebensführung und religiöse Pflichten, trafen aber auch Fürsorge für soziale Leistungen bei Notfällen. Lehrlinge mussten ebenfalls eheliche Geburt nachweisen sowie Aufnahmegebühr und Lehrgeld bezahlen, die Zahl der Lehrjahre wechselte je nach Handwerk.
Wandern wurde für Gesellen, die sich teilweise in Gesellenverbänden organisierten, Pflicht. In zunehmendem Maße wurden vor allem im 17. und 18. Jahrhundert die Preise für die handwerklichen Produkte durch den Stadtrat bzw. den Staat festgelegt.

Gewerbe

Die Zahl der Gewerbe hing nicht nur von der Zahl der Einwohner, sondern auch von der Struktur der Bevölkerung ab. In der Zeit des Bestehens der Universität gab es eine gewisse Blüte des Nahrungsmittel- und Bekleidungsgewerbes, der Verlust der Universität brachte die entsprechenden Handwerker in erhebliche Bedrängnis.
Im Jahre 1675 gab es z.B. in Ingolstadt 34 Bierbrauer, 34 Bäcker, 23 Metzger, 15 Schneider, 13 Schuster, 9 Schmiede, 8 Schreiner, 5 Rotgerber, 3 Kürschner, 3 Wagner, aber nur 1 Maler, 1 Bildhauer, 1 Orgelmacher.

Tafeltext im Stadtmuseum Ingolstadt


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