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Texte im Stadtmuseum Ingolstadt - Raum 36
Vom Handwerk zur Manufaktur

 

Das alte Handwerk

Das alte Handwerk war zumeist von kleinbetrieblicher Produktion gekennzeichnet. Sofern der Meister nicht alleine arbeitete, beschäftigte er bis ins 18. und 19. Jahrhundert meist kaum mehr als einen oder zwei Gesellen. Die Größe der Betriebe war ohnehin häufig durch innerzünftigen Konkurrenzausgleich begrenzt. Im Vordergrund des handwerklichen Produktionsablaufes stand der arbeitende Mensch, zu dessen Handfertigkeiten lediglich als Ergänzung Werkzeuge herangezogen wurden: Handwerklichem Geschick kommt ein zentraler Stellenwert zu.

Im alten Handwerk lebten und arbeiteten die Gesellen im Hause ihres Meisters. Diese Einheit begann sich erst im späten 18. Jahrhundert, ausgehend von den Manufakturen, aufzulösen und zog sich bis ins 20. Jahrhundert hin. Oft wohnten die Meister eines gleichen Handwerkszweiges auch in der gleichen Straße: In Ingolstadt erinnern Gerber-, Lebzelter- oder Kupfergasse daran.

Manufakturen

Der im 17. Jahrhundert von Frankreich ausgehende Merkantilismus führte in ganz Europa bald zu einer enormen Produktionssteigerung, die im Handwerksbetrieb nach herkömmlichem Muster nicht bewältigt werden konnte. Dies gelang nur in größeren Betrieben, sog. Manufakturen, den Vorläufern der späteren Fabriken. Hier arbeiteten viele Menschen in einer weitgehenden Arbeitsteilung zusammen, wenngleich auch noch alles von Hand hergestellt wurde, da noch keine Maschinen verfügbar waren. Die Arbeitswelt der Handwerker begann sich merklich zu verändern. Der einzelne sah in seinen Händen nicht mehr ein fertiges Produkt entstehen wie beim Zunfthandwerk: Spezialisierung bedeutete auch Eintönigkeit in der Arbeit. Arbeitskraft wurde gegen Lohn verkauft, der Handwerker wurde zum Arbeitnehmer.

Handwerk im 19. Jahrhundert

Tiefgreifende Folgen für die Wirtschaft und Sozialstruktur Ingolstadts hatten zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Wegverlegung der Universität im Jahre 1800 und die im selben Jahr erfolgte Schleifung der Festung des 17. Jahrhunderts. Damit waren wesentliche Säulen der Ingolstädter Wirtschaft zusammengebrochen. Auch Meister verschiedener Handwerke mussten Gesellen entlassen. Allerdings hatten nicht alle Gewerbe- und Handwerkszweige gleich stark unter dem genannten rezessiven Ursachen zu leiden wie die Färber, Müller, Schmiede oder Wagner.

Erst der Beginn des Baus der klassizistischen Festung im Jahre 1828 brachte Ingolstadt den lange erwarteten wirtschaftlichen Aufschwung. Mancher Handwerks- und Gewerbezweig expandierte gewaltig, vor allem die unmittelbar mit dem Festungsbau in Verbindung stehenden wie z.B. Maurer, Pflasterer, Schreiner, Steinhauer oder Zimmermann.

Die bereits genannten Handwerke und andere Gewerbe brachten es zu neuem Ansehen und Wohlstand, häufig findet man gerade diesen bürgerlichen Mittelstand auch als Mitglied des Ingolstädter Rates.

Tafeltext im Stadtmuseum Ingolstadt


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