Logo Kurt Scheuerer Wissensspeicher zur Geschichte von Ingolstadt  
Texte im Stadtmuseum Ingolstadt - Raum 36
Hafnerhandwerk - Form und Dekor

 
Wer einmal beim Töpfern zugesehen hat, war sicherlich von dem Vorgang, der so leicht und einfach anmutet, fasziniert: aus einem unförmigen Tonklumpen entsteht in einem schöpferischen Akt in wenigen Augenblicken eine schwungvolle Gefäßform. Man unterscheidet für die Herstellung des Hauptkörpers: freihändiges Formen, gebaut Form, gedrehte Form, Hohlformen offen gedrückte (abgeformt), in Hohlformen (geschlossen) gegossen.

Eine frühere Formungsmethode für vorwiegend kleine schlüsselartige Gefäße war die Freihandformung. Ein Lehmklumpen wurde mit den Fingern einfach eingetieft.

Abgelöst wurde diese Methode ab dem frühen Mittelalter durch die gebaute Form, bei der auf einem frei geformten Gefäßfuß ringförmig in Tonwülsten in die Höhe gebaut wurde.

Einen entscheidenden Schritt der Entwicklungsgeschichte von Keramik bildete die Einführung der Drehscheibe, die als älteste Maschine überhaupt gilt.

Fast immer wurde zunächst ein Drehkörper hergestellt, der später entweder weitergeformt oder durch Applikationen ergänzt wurde. Die Formung geschah allein durch die Geschicklichkeit der Hände, die Handschrift des jeweiligen Hafners/Töpfers war an formalen Einzelheiten zumeist ohne weiters erkennbar. Werkzeug wie Form- und Glättschienen, Putzeisen u.a.m. dienten vorwiegend zur Nachbearbeitung oder dem Glätten der Oberfläche.

Die Form der Hafnerware war natürlich weitgehend von ihrer Funktion und gedachten Verwendung bestimmt. Im Lauf der Zeit ergaben sich aber viele Sonderformen. Hafner fertigten so ziemlich alles, was aus Ton hergestellt werden konnte.

Die Form eines Gefäßes könnte aber auch über das Notwendige hinausgehen und dekorativ gestaltet sein. Oft ist es schwer auszumachen, wo Funktionelles aufhört und Schmückendes beginnt.

Grob ist zu unterscheiden zwischen plastischen und farbigen Dekor. Zu ersteren sind u.a. geritzter, gestempelter oder aufgelegter Dekor zu zählen. Farbliche Ausgestaltung geschah durch Reduktionsbrand, Anguss (Eintauchen oder Begießen mit einer Schöpfkelle), Glasur, Mahlhorn- oder Pinseldekor und viele weitere oft nur regional bekannte Techniken. Was an Motiven in Dekor von Hafnerware Verwendung fand und findet, lässt sich kaum beschreiben: von geometrischen Motiven über Tier und Pflanzenmotive bis zu Abstraktionen reicht die sicher unerschöpfliche Palette.

Tafeltext im Stadtmuseum Ingolstadt


Siehe auch:

Impressum - - - Nachricht an den Gestalter der Seiten: Kurt Scheuerer
Zur Auswahl Handwerk im Stadtmuseum - - - Zur Auswahl Objekte im Stadtmuseum Ingolstadt
Zur Auswahl Materialsammlung Kurt Scheuerer