Logo Kurt Scheuerer Wissensspeicher zur Geschichte von Ingolstadt  
Texte im Stadtmuseum Ingolstadt - Raum 37
Zinngießer

 
Stadtmuseum Ingolstadt. Foto: Kurt Scheuerer

Bereits im Altertum war Zinn bekannt. Für einen Aufschwung der Zinnverarbeitung in Mitteleuropa sorgte aber erst die Entdeckung von Lagerstätten im Erzgebirge im 12. Jahrhundert. Seit dieser Zeit wurde von Zinn- oder Kannengießern Gebrauchsgeschirr, Prunkgefäße und zum Teil sogar kirchliches Gerät ("vasa sacra") hergestellt.

1285 wurde in Nürnberg erstmals eine Zinngießerzunft erwähnt. Öfters schlossen sich die Zinngießer auch mit verwandten Berufen zu einer gemeinsamen Zunft zusammen, z. B. mit Kupferschlägern, Messermachern oder Glockengießern. Um das Meisterrecht zu erlangen, war seit dem 16. Jahrhundert in den meisten deutschen Städten die Anfertigung von drei verschiedenen Meisterstücken gefordert, in Regensburg (seit 1517) oder in Augsburg (seit 1589) und zwar Schenkkanne, Schüssel und Gießgefäß. In Ingolstadt wollten die Zinngießer die Anfertigung von Meisterstücken 1584 einführen und erbaten deshalb vom Rat eine Abschrift der Münchner Zinngießerordnung.

Möglicherweise war das Bekanntwerden der Gefahren von Vergiftungen durch mit Blei legierte Zinnteller, wahrscheinlich aber unseriöses Profitstreben durch Legierungen mit zuwenig Zinn und zuviel Blei die Ursache, dass als Schutzmaßnahme für den Kunden das "Marken" der Produkte, vergleichbar dem Goldschmiedehandwerk, eingeführt wurde.
Die sogenannte Stadtmarke garantierte die durchgeführte "Beschau", die Meistermarke wies den Hersteller aus und die Qualitätsmarke schließlich belegte den Herkunftsort des Zinns. Bis zum 15. Jahrhundert genügte die Anbringung der Stadtmarke, ab dem 16. Jahrhundert wurde von den Zünften eine zusätzliche Anbringung der Meistermarke gefordert, die Qualitätsmarken folgten im 17. Jahrhundert.

Während der Spätgotik und der Renaissance war der Höhepunkt der kunsthandwerklichen Herstellung erreicht, deren technische Voraussetzungen bis in die Gegenwart weitgehend unverändert blieben. Im 18. Jahrhundert gehörte zinnernes Geschirr ebenso zum bürgerlichen wie bäuerlichen Haushalt, wo es als Repräsentation wie Gebrauchsgerät an die Stelle des Silbergeschirrs reicherer Häuser trat. Seit dem 18. Jahrhundert ist auch Spielzeug aus Zinn in Gebrauch. Im 19. Jahrhundert, als Hausrat aus Porzellan, Steingut oder Emaille des Zinngeschirr verdrängte, wurde die Situation der Zinngießer allmählich immer schwieriger.

Für Ingolstadt lassen sich die hier ansässigen Zinngießer nahezu lückenlos nachweisen, wobei bereits sehr früh (1463) ein Zinngießer Erwähnung findet. Die allgemeine Hochblüte des Handwerks im 16. und 17. Jahrhundert findet dabei auch in Ingolstadt einen zahlenmäßig deutlichen Niederschlag.

Tafeltext im Stadtmuseum Ingolstadt - Foto: Kurt Scheuerer


Siehe auch:

Impressum - - - Nachricht an den Gestalter der Seiten: Kurt Scheuerer
Zur Auswahl Handwerk im Stadtmuseum - - - Zur Auswahl Objekte im Stadtmuseum Ingolstadt
Zur Auswahl Materialsammlung Kurt Scheuerer