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Texte im Stadtmuseum Ingolstadt - Raum 18
Die Jesuiten in Ingolstadt

 
Ankunft der Jesuiten
Im Jahre 1549 wurden die Jesuiten von Herzog Wilhelm V. an die Universität von Ingolstadt berufen. Am 13. November kamen Claudius Jajus, Petrus Canisius und Alfons Salmeron in Ingolstadt an, Canisius und Salmeron nahmen noch im gleichen Jahre die Vorlesungen auf.
Da sich die Errichtung eines Kollegs unter Herzog Albrecht V. in die Länge zog, wurden die Jesuiten 1552 wieder abberufen, sie kehrten aber 1556 nach Ingolstadt zurück.
1576 konnten sie in das neu erbaute Kolleg einziehen, der Unterhalt für 70 Ordensmitglieder wurde gewährleistet, 1591 wurde dem Kolleg noch das ehem. Kloster Münchsmünster als Dotation zugewiesen.

Mit der Berufung der Jesuiten wurde Ingolstadt erneut zu einem Zentrum der geistigen und religiösen Erneuerung ("Gegenreformation"). Als Schwerpunkt erwies sich hierbei die Bildungsarbeit. Die Jesuiten übernahmen an der Universität Professuren, 1588 wurde ihnen die gesamte Fakultät der Artisten übertragen, zur ausschließlichen Jesuitenuniversität ist Ingolstadt jedoch nie geworden.

Hinzu kam die Leitung des Gymnasiums (Paedagogiums), das z. B. 1604/05 500 Schüler zählte, die Einrichtung des Convicts Sancti Ingatii martyris (1576) und des Seminars Sancti Hieronymi.

Die Jesuiten vertraten ein humanistischen Zielen und der tridentinischen Reform verpflichtetes Bildungsprogramm. Jesuitische Gelehrte wirkten im Kolleg wie als Lehrer an der Universität, vor allem als Theologen, Philosophen, Sprachgelehrte, Mathematiker und Astronomen, unter ihnen die Theologen Petrus Canisius (1521-1597), Gregor von Valencia (1549-1603), Jakob Gretser (1562-1625), Adam Tanner (1572-1632), Benedikt Stattler (1728-1797) und Johann Michael Sailer (1751-1832), die Astronomen und Mathematiker Christoph Scheiner (1575-1650), Johann Bapt. Cysat (1586-1657), Johann Lantz (gest. 1638) sowie die in Peking zu Ruhm gelangten Astronomen Anton Gogeisl (1701-1771) und Ignaz Kögler (1680-1746) und der Geschichtsschreiber der Universität Ingolstadt Johann Nep. Mederer (1734-1808).

Jesuitenkolleg
Dank der Verflechtung mit der Universität und dem Willen zu eigenständiger Leistung wurde das Ingolstädter Jesuitenkolleg ein kulturelles Zentrum höchsten Ranges, von dem die Universität wie die Ordensprovinz selbst Nutzen zog. Während man in Landsberg ein Noviziat eingerichtet hatte, wurde Ingolstadt zum Ort der wissenschaftlichen Ausbildung des Nachwuchses der Jesuiten, über lange Zeit konnte sich kein anderes Kolleg der oberdeutschen Provinz mit denjenigen von Ingolstadt hinsichtlich der Anzahl der Studiosi messen, nicht zuletzt ihretwegen war das Ingolstädter Kolleg mit Abstand das größte unter allen Kollegien der oberdeutschen Provinz.
Politisch bedeutsam wurde der Einfluss der Jesuiten auf die in Ingolstadt studierenden Prinzen. Die Repräsentanten der katholischen Seite während der Auseinandersetzungen des Dreißigjährigen Kriegs Kurfürst Maximilian von Bayern, Kurfürst Ferdinand von Köln und Kaiser Ferdinand II. waren in Ingolstadt entscheidend geprägt worden.

Von großer Bedeutung wurde das "Jesuitentheater". Schüler und Studenten führten regelmäßig Schauspiele auf, Jesuiten wirkten als Dramendichter und Regisseure. Die Namen Jakob Baldes (1604-1668, "Jephtias"), Jakob Bidermanns (1578-1639) und vor allem Jakob Gretsers (1562-1625, Regnum Humanitatis-Dramen, Udo) sind engstens mit Ingolstadt verbunden.

1769/70 musste die bisherige oberdeutsche Provinz auf Verlangen des bayerischen Staats in eine bayerische Provinz und eine oberdeutsche Restprovinz geteilt werden, eine organische Einheit wurde damit zerschlagen. Am 21. Juni 1773 hob Papst Clemens XIV. den Jesuitenorden auf. Trotz dieses Einschnitts konnte die Universität auf ehemalige Jesuiten ("Exjesuiten") nicht völlig verzichten. Einige von ihnen wie der Theologe Johann Michael Sailer oder der Botaniker Franz von Paula Schrank sollten erst im 19.Jahrhundert den Höhepunkt ihrer Wirksamkeit erreichen.

Dr. Siegfried Hofmann, Tafeltext im Stadtmuseum Ingolstadt
Fotos: Kurt Scheuerer


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