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Jakob Balde
Agathyrsus Teutsch

 
Balde
02.04.2000, 14 Uhr, Ingolstadt, Kurt Scheuerer

Leicht wie eine Feder
Der Lobpreis des Fastens

Lesung aus Baldes Agathyrsus

Der Jesuit Jakob Balde, der zur Zeit des 30jährigen Krieges auch in Ingolstadt Rhetorik lehrte, schuf mit leichter Hand ein lyrisches Werk in deutscher Sprache, in dem er humorvoll die Dürren und Mäßigen den Dicken und Prassenden gegenüber stellte.
Nach einem launischen Streifzug durch die Weltgeschichte begleitet er den letzten Weg eines Dürren, den er leicht wie eine Feder ins Paradies entschweben sieht, während der Dicke, dafür zu schwer, hinab in die andere Kuchl sinkt.

Ein moralischer Aufruf zur Enthaltsamkeit, gerade passend für die Fastenzeit.
Lesung im Stadtmuseum Ingolstadt (TP Museumskasse)
Beginn: 14.00 Uhr, Dauer: ca. 1 Stunde


Agathyrsus Teutsch

München 1647

LXXXII.
Jm allgemainen aufferstehn/
Nach weissag der Propheten.
Das in krafft Christi muß geschehn/
Darzu sein Stimm vonnöten:
Wird vberall Pusaunenschall
Durch Thal vnd Gräber streichen.
Der Engel spricht: kombt her zum Gricht/
Jeder mit seines gleichen.

LXXXIII.
Vrplötzlich drauff/ vil ohne zahl/
(Kein Seel bleibt nit dahinden)
Mit jhren Leibern all zumal
Sich widerumb verbinden.
Man fragt dort nit/ wievil er mit
Dultprätl/ Bratwürst gessen:
Sonst käm der Bue am besten zue/
Der zSchweinfurt wär lang gsessen.

LXXXIV.
Scelesta tunc Abdomina,
Et Venter alliatus,
Honore cultus numinis,
Inunctus atque lotus:
Et carnis Ollæ AEgyptiæ
Imum ruent in Orcum.
Callosa mittet aridas
Virtus ad astra Calvas.

Hinab mit dir speckfaiste Rott:
Der Schmauß nit länger wehret.
Welche den Bauch als jhren Gott/
Mit Knobloch hie verehret.
Back dich du Sack/ mit sack vnd back/
Hinab in d'ander Kuchen.
Die selig Schaar/ die Dürr vor war/
Jetzt Gottes Speyß versuchen.

LXXXV.
Tvnc Ossa primum celsius
Prostrata se levabunt.
Tunc Ossa dura mollius
In nubibus cubabunt.
Tvnc Ossa sicca, gaudia
Torrentis irrigabunt.
Tunc Ossa, flante spiritu.
Vt herba geminabunt.

Alsdann werden die Bainer erst                 (die Gebeine)

Jn dLüfften sich erheben:
Die Heylthumb/ welche hie verehrst/         (= unser Körper)
Auff klaren Wolcken schweben:
Vol Himmelssafft vnd Lebenskrafft/
Nach dem wirs dann verdienen;               (nach Verdienst)
Werden sie/ wie in schöner Blüe/
Der lustig Frühling grünen.       (zusammengefügt wie in schöster Blüte des Lebensfrühlings)

E N D E.


Zusammengestellt und geschrieben von Kurt Scheuerer, Ingolstadt

Das Gedicht soll auch nach der Melodie eines Kirchenliedes gesungen werden.
Hier ein Vertonungsvorschlag von Heinrich Niedermeier.


siehe auch:

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