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Siegfried Hofmann, Ilse Ernst
Dr. Johannes Eck und die Heilige Schrift

Eck und die Heilige Schrift

Eck war ein vortrefflicher Kenner der Heiligen Schrift. Um sie besser zu verstehen, hatte er sich seit seinen Tübinger Tagen mit dem Studium des Hebräischen befaßt und dieses bei Gregor Reisch in Freiburg und dann bei Johannes Böschenstein und Reuchlin in Ingolstadt fortgeführt. Er war im Chaldäischen bewandert und konnte rabbinische Kommentare benutzen.

In seinen theologischen Werken legte er auf die Begründung durch die Heilige Schrift größten Wert. Seine Predigten waren bewußt schriftnah. Dennoch trug er aufgrund der Erfahrungen mit dem Schriftgebrauch der Reformatoren Bedenken, die Heilige Schrift in der Volkssprache dem ungebildeten Volke zur Lektüre außerhalb des Schutzes einer bewahrenden Deutung freizugeben. Die Hl. Schrift war ihm ein kostbares, der Kirche anvertrautes Gut, Schrift und Tradition waren ihm untrennbar, ja die Hl. Schrift selbst sah er bereits als Niederschlag der mündlichen Tradition der Urkirche.

Dennoch übersetzte er im Auftrag des bayerischen Herzogs die Heilige Schrift, um einen von katholischer Seite vertretbaren deutschen Text verfügbar zu haben. Für das Neue Testament übernahm er die Übertragung des Hieronymus Emser, das Alte Testament übertrug er selbst. Er ging hierbei aber nicht auf den Urtext zurück, sondern nahm die im liturgischen Gebrauch lebendig gebliebene Sprachgestalt der Vulgata zur Grundlage, während Luther und Erasmus sich der Hebräischkenntnisse ehemaliger Ingolstädter Studenten, Luther Johannes Forsters und Erasmus Wolfgang Capitos, bedienten.

Dr. Siegfried Hofmann:
Dr. Johannes Eck. Seelsorger - Gelehrter - Gegner Luthers. Ingolstadt 1986. S. 90.
Katalog zur Ausstellung im Stadtmuseum Ingolstadt 1986


Die erste Ausgabe von 1537 ist Kardinal Matthäus Lang, dem Erzbischof von Salzburg gewidmet. Der Preis dieser Auflage betrug damals 2 Gulden (fl.).
Die erste Ausgabe erschien 1537, die zweite 1550, die dritte 1558, die vierte 1602, die fünfte 1611, die sechste 1619 und die siebte 1630. (Quelle: Wiedemann, Theodor: Dr. Johann Eck. Professor der Theologie an der Universität Ingolstadt. Regensburg 1865, S. 615-628).

Diese Übersetzung ist also das Gegenstück zur Bibelübersetzung von Martin Luther. Die erste Auflage im Jahr 1537 erschien in der Offizin von Alexander Weißenhorn I, der damals noch in Augsburg arbeitete.
Im Jahre 1539 siedelte diese Druckerei dann nach Ingolstadt über und zwar in die Schulstraße und wurde "eine Pflegestätte der katholischen Streitliteratur" (Benzing). Als Verleger wird Jörg Krapf in der Schlußschrift genannt.
Die Bibeln dieser Zeit sind in der Regel sehr zerlesen und daher alle durchwegs in einem sehr schlechten Zustand. (Aus: Bayern-Ingolstadt, Bayern-Landshut. 1392-1506. Glanz und Elend einer Teilung. Ausstellung d. Stadtarchivs, d. Wiss. Stadtbibliothek u. d. Stadtmuseums Ingolstadt. Ingolstadt 1992, Katalogteil S. 33)

Ilse Ernst, 2005


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