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Verleihung des Kulturpreises der Stadt Ingolstadt
an Herrn Dr. Siegfried Hofmann

 
Dr. Siegfried Hofmann. Foto: Kurt Scheuerer
Dr. Siegfried Hofmann wird im Jahr 2006 zusammen mit Dr. Theodor Straub mit dem Kulturpreis der Stadt geehrt. Verliehen wird der Preis seit 1988 als Anerkennung für herausragende Leistungen auf kulturellem Gebiet.

Das geschichtliche Erbe einer Stadt bedarf einer besonderen Pflege und Vermittlung, unermüdlicher Forschung und Publikation und nicht zuletzt einer Person, die dieses Erbe glaubwürdig und intensiv weiter trägt, mit vielen Disziplinen verbindet und den Menschen nahe bringt. Die Stadt Ingolstadt hat das große Glück, gerade mit Herrn Dr. Siegfried Hofmann jene außerordentliche Begabung gefunden zu haben, Kultur auf vielen Gebieten zu fördern und zu gestalten.

Dr. Siegfried Hofmann gehört zu den herausragendsten und vielseitigsten Forschern Ingolstadts, der es verstand und versteht, Stadtgeschichte mit einer unerreichten Fülle an Themen der Theologie, Kunstgeschichte und Geschichte zu verbinden.

Sein Lebensweg begann nicht in Ingolstadt, vielmehr führte sein berufliches Fortkommen erst 1960 nach Ingolstadt.
Geboren wurde Herr Dr. Hofmann am 13.02.1930 in Nürnberg. Die Kindheit verbrachte er in Kinding/Altmühltal und besuchte die Oberschule in Eichstätt.

Von 1951 bis 1956 studierte Siegfried Hofmann an der Ludwig-Maximilians-Universität München die Fächer Historische Hilfswissenschaften, Bayerische Geschichte, Geschichte und Theologie.
Im Jahr 1956 promovierte er bei Prof. Rall mit einer umfangreichen Dissertation über das „Urkundenwesen, Kanzlei und Regierungssystem der Herzoge von Bayern und Pfalzgrafen bei Rhein von 1180/1214 bis 1255/1294“, die 1967 in den Münchener Historischen Studien gedruckt wurde. Es handelt sich dabei um rein archivische Forschungen und Neuland zur Erarbeitung der rechtlichen und urkundlichen Quellen zur Bayerischen Geschichte.
In den Jahren 1957 bis 1960 besuchte Dr. Hofmann die Bayerische Archivschule in München, die er 1960 mit der Staatsprüfung für den höheren Archivdienst abschloss.

Am 1. Juli 1960 trat er die nach dem Tod von Dr. Grünzinger freigewordene Stelle des Leiters von Stadtarchiv, Wissenschaftlicher Bibliothek und Schloßmuseum (wie es damals noch hieß) an.

Seine Berufsanfänge fielen in eine schwierige Zeit. Anfang der 60iger Jahre beschloss der damalige Oberbürgermeister Dr. Listl das Bayer. Armeemuseum nach Ingolstadt zu bringen. Als Unterkunft war das Neue Herzogsschloss vorgesehen. 1965 begann die Auslagerung in das damalige Seuchenlazarett beim Kreuztor, nachdem die Absicht, das Archiv in den Keller des Neuen Rathauses zu stecken, abgewendet werden konnte. Viele Jahre der Notunterkunft folgten:

Im Jahr 1965 fand der erste Umzug des Archivs, der Wissenschaftlichen Stadtbibliothek und der Bestände des Stadtmuseums in das ehemalige Seuchenlazarett am Kreuztor, Friedhofstr. 2 ½ (heute Areal des Katharinen-Gymnasiums) statt. Drei Jahre später kam das Amt in das ehemalige Gaswerk bzw. städtische Werke an der Esplanade (heute Areal der Tiefgarage beim Schloss). Erst im Jahr 1975 konnte Herr Dr. Hofmann mit dem dritten Umzug in das renovierte „ Kavalier Hepp“ sowohl Stadtarchiv als auch Wissenschaftliche Bibliothek in adäquaten Räumen unterbringen.
Das Archiv drohte im Bewußtsein von Stadt und Bevölkerung zu verschwinden. Dem rastlosen Einsatz und seiner immensen Arbeitsleistung (über Monate hin Wochenend-Aufsätze zum Thema „Ingolstadt-Geschichte“) war es zu verdanken, daß das Archiv nicht vergessen wurde.
Herr Dr. Hofmann erzählte immer sehr anschaulich, in wie verengten Verhältnissen die Archivare gehaust haben, tat dies mit Humor, aber auch mit einigem Schaudern.

Erst 1975 konnte das Archiv im neurenovierten Kavalier Hepp eingerichtet werden. Auch, dass es dazu kam, ist seinem rastlosen Einsatz zu verdanken. Welches Ansehen das Stadtarchiv heute besitzt, beweist die Tatsache, dass die Archivschule München bei jedem Archivkurs nach Ingolstadt fährt, um das hiesige Stadtarchiv als Anschauungsobjekt für die künftigen bayerischen Archivare vorzustellen.

1961 wurde Herr Dr. Hofmann zum Stadtheimatpfleger bestellt und hatte dieses Amt bis 1997 inne. Dieses Ehrenamt war ihm ein besonderes Anliegen, da er sich als Historiker für die Entwicklung Ingolstadts verantwortlich fühlte. Sein besonderes Anliegen galt der Erhaltung historischer Bausubstanz. Dafür kämpfte er, so bei geplanten Abbrüchen von Stadtmauerbereichen beim Christoph-Scheiner-Gymnasium oder bei der Renovierung des Ickstatthauses oder Erhaltung der Festungsanlagen der klassizistischen Festung.

1971 wurde er zum 1. Vorsitzenden des traditionsreichen, seit 1865 bestehenden Historischen Vereins Ingolstadt gewählt. Einer alten Übung zufolge wird diese Aufgabe jeweils dem Leiter des Archivs zugewiesen. Unter seiner Vereinsführung mit Vorträgen, Exkursionen, wissenschaftlichen Publikationen führte er den Verein auf eine neue Höhe.

Im Jahr 1981 konnte das Stadtmuseum neu eröffnet werden. Die Gesamtkonzeption trägt seine Handschrift, mit der Eröffnung der Abteilung vom „Handwerk bis zur Industrialisierung“ wurde der Ausbau 1990 abgeschlossen.

Im gleichen Jahr wurde Herr Dr. Hofmann Kulturreferent der Stadt Ingolstadt und blieb in diesem Amt bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1994.

Betrachtet man das lange Wirken Siegfried Hofmanns, stößt man allenthalben auf seine wissenschaftlichen Leistungen. Neben zahlreichen Vorträgen zur Stadtgeschichte und eine Unmenge von Führungen lag ihm besonders die Erforschung der Stadtgeschichte am Herzen. Diese Aufgabe war ihm vom damaligen Oberbürgermeister Dr. Listl besonders aufgetragen worden. Für diese Aufgabe verwendete er in immer größerem Maße auch seine Freizeit, da ihm der Dienst dafür keine Zeit ließ.
Neben zahlreichen Aufsätzen im „Sammelblatt des Historischen Vereins Ingolstadt“, ca. 70 (seit 1964), in den „Ingolstädter Heimatblättern“, ca. 90 (seit 1960) und anderen Zeitschriften sind insbesonders zu nennen das große zweibändige INGOLSTADT-Werk, das er 1974 zusammen mit Prof. Dr. Theodor Müller und Dr. Wilhelm Reissmüller herausbrachte. Diesem grundlegenden Werk gesellte sich 1981 der Band über die Bilddokumente der Stadt und 1986 als Band IV ein umfangreicher Bildband über Ingolstadt mit teilweisen Quelleneditionen hinzu. 1986 war zusammen mit Dr. Gerd Treffer der Band über Cosmas Damian Asam und die Kirche Maria de Victoria erschienen. 1988 stellte er ein umfängliches Buch mit historischen Ansichten Ingolstadts vor. Daneben erschienen als Quelleneditionen die Urkunden zum Hl. Kreuz, die Quellenbände Urkunden des Hl. Geist-Spitals sowie die Urkunden des Rates der Stadt.

Derzeit arbeitet er am 2. Teil einer umfangreichen Ingolstädter Stadtchronik, der erste Band war zur 750-Jahr Feier der Stadt im Jahr 2000 erschienen.

Seiner Initiative ist es zu verdanken, dass sowohl das Grabungsbüro des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege als auch die Forschungsstelle Manching, Außenstelle der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts nach Ingolstadt kamen.
Auch, daß die Anatomie für das Deutsche Medizinhistorische Museum verwendet wurde und das Museum für Konkrete Kunst ist seiner tatkräftigen Mithilfe zu verdanken.

Wegen seiner Verdienste wurde Herr Dr. Hofmann entsprechend geehrt:
  • 1974 wurde er in den regionalen Planungsbeirat berufen.
  • Im Januar 1982 wurde ihm die Denkmalschutzmedaille verliehen.
  • 1983 wurde er von der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts zum korrespondierenden Mitglied gewählt.
  • 1982: Medaille des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus für besondere Verdienste um den Denkmalschutz.
  • 1983: Korrespondierendes Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts.
  • Im Juni 1987 erhielt er wegen seiner wissenschaftlichen Leistungen vom Vorsitzenden des Verbandes der Bayerischen Geschichtsvereine Prof. Bosl, die „Aventinus-Medaille“.
  • 1987 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen, 1992 erhielt er die Bezirksmedaille in Silber.

Zu seinen ehrenamtlichen Engagements zählen: der Vorsitz des Historischen Vereins Ingolstadt von 1971-1997, seit 2000 Ehrenmitglied des Historischen Vereins, der 2. Vorsitz der Gesellschaft der Freunde und Förderer des Deutschen Medizinhistorischen Museum Ingolstadt 1971-1990 (1990: Ehrenmitglied), der Beirat der Marieluise Fleißer Gesellschaft, lange Zeit war Herr Dr. Hofmann Diözesanratsvorsitzender der Diözese Eichstätt.

Herr Dr. Siegfried Hofmann ist ein Mann des geschliffenen Wortes und der präzisen Formulierung in seinen Schriften. Seinem Credo folgend, Geschichte zu hinterfragen, neu zu beurteilen und zu bewerten, schuf er in unermüdlichem Aktenstudium herausragende Werke zu fast allen Epochen der Stadt und ihrer Region. Er verband gerade bei seinen Forschungen zu den Jesuiten seine tiefen Kenntnisse der Theologie und Philosophie. In Siegfried Hofmanns Abhandlungen wird der Respekt vor den abweichenden Forschungsmeinungen stets deutlich. Er gehört zu jenen Gelehrten, die sich in behutsamen Beweiswegen den Quellen nähern und interpretieren. Nicht das Ziel, sondern der Weg war und ist ihm ein Bedürfnis in seinen historischen Abhandlungen.
Seine Führungen sind legendär, geistreich, witzig, gehaltreich – und sehr lange. Die Besucher kannten ihn als einen Mann, der Geschichte, Kultur in vielen Facetten nahe brachte, temperamentvoll und engagiert. Herr Dr. Hofmann ist ein Sinnenmensch, begeisterungsfähig, reiselustig und ein unermüdlicher Camper.
Seine Familie, Ehefrau und vier Töchter, haben mit seinem großen Arbeitseinsatz leben müssen. Ohne ihr liebevolles Verständnis und große Unterstützung wäre das Lebenswerk von Siegfried Hofmann sicher nicht so umfassend geworden. Gerade in seiner Ehefrau Erna fand er eine kongeniale Partnerin, die ihn unterstützte, mahnte, korrigierte und umsorgte. Ihr gilt an diesem Abend ein besonderer Dank!

 

Oberbürgermeister Dr. Lehmann, Ingolstadt, 04.10.2006


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