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Josef Würdinger:
Ingolstädter Musikmeister des 19. und 20. Jahrhunderts

 
Bernklau

Georg Bernklau (1868 –1929)

königlicher Obermusikmeister
beim königlich bayerischen
1. Fußartillerieregiment
„vakant Bothmer"
in Ingolstadt

 

 

 

Georg Bernklau als Obermusikmeister.
Bild in Familienbesitz.

 

Georg Bernklau wurde am 16. November 1868 als Sohn der Schuhmacherseheleute Josef und Maria Bernklau, geborene Heller, in München geboren. Seine Eltern bemerkten schon recht früh seine Liebe und sein angeborenes Talent zu musizieren. Sie ermöglichten ihm daher zwischen 1882 und 1886 (53) ein Studium an der Akademie für Tonkunst in München, das er schließlich 1886 mit bestem Erfolg absolvierte.
Sein langgehegter Wunsch Militärmusiker zu werden, ging mit dem Eintritt in die bayerische Armee am 7. August 1887 in Erfüllung, als er in München als Hoboist im Musikkorps des 1. bayerischen Infanterieleibregiments seine erste Anstellung erhielt. Unter Musikmeister Högg konnte Bernklau sein auf der Akademie für Tonkunst erworbenes Wissen weiter verfeinern und es dauerte nicht lange, bis die Öffentlichkeit auf den jungen Militärmusiker aufmerksam wurde. Anlässlich einer Wohltätigkeitsveranstaltung 1887 in Augsburg, bei der auch das Musikkorps des 1. Bayer. Infanterieleibregiment unter Musikmeister Högg gastierte, spielte der 19jährige Georg Bernklau – der damals Schüler von Professor Hartmann an der Musikschule in Augsburg war – als Solo-Klarinettist das Konzertino von Carl Maria von Weber so brilliant, dass sein Solopart als die beste Aufführung des Abends gefeiert wurde. (54) „Man hat es hier ohne Zweifel mit einem ganz entschiedenen Talent zu thun, das wohl noch von sich reden machen wird." (55)

Bernklau

 

 

Der junge Georg Bernklau
beim Musizieren mit türkischen Freunden

 

 

 

 

 

 

 

Auch dienstlich ging es weiter bergauf. Bernklau wurde am 1.Februar 1888 zum Gefreiten, am 1.Dezember 1889 zum Unteroffizier, am 1. März 1892 zum etatmäßigen Hornisten und am 1. August 1896 zum Stabshornisten befördert und gleichzeitig zum Regimentsstab des 1. Bayerischen Fußartillerieregiments nach Ingolstadt versetzt. (56) Hier wurde er Nachfolger des bekannten und plötzlich verstorbenen Musikdirigenten Fritz Sonner vom Musikkorps des 1. Bayerischen Fußartillerieregiments, das damals schon 42 Bläser zählte. Am 14.Dezember 1905 wurde Bernklau zum Musikmeister und am 7. März 1909 zum Obermusikmeister befördert.

Wie alle seine damaligen Kameraden von den Ingolstädter Regimentsmusikmeistern war Georg Bernklau nicht nur perfekt in der Darbietung niveauvoller Musik, er wusste auch im Ingolstädter Fasching mit seinem Ballorchester zu begeistern. Das machte ihn zu einem der bekanntesten Ingolstädter Persönlichkeiten.

Schäffbräu-Keller

Er heiratete in Ingolstadt am 23.8.1900 eine echte Ingolstädterin, seine Frau Anna Maria Theresia war die Tochter des bekannten Ingolstädter Kaufmanns Böhmländer aus der Wagnerwirtsgasse und seine Tochter Marie war die Großmutter von Herrn Ludwig Kuglstatter aus München, der dankenswerterweise Bilder und Unterlagen seines Großvaters Georg Bernklau zur Verfügung stellte und somit überhaupt zum Gelingen dieser Kurzbiographie beigetragen hat. Die Kopien dieser Unterlagen sowie die Bilder werden im Ingolstädter Stadtarchiv, Akt Bernklau, aufbewahrt.

Bernklau
Obermusikmeister Georg Bernklau im Kreise seiner Musiker.
Die Aufnahme entstand in Grafenwöhr.

Bernklau

 

 

 

 

Obermusikmeister Georg Bernklau (ganz vorne) bei einem Festzug in der Ludwigstraße
(Bild in Privatbesitz)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Als Ingolstädter Artilleriemusiker „verstand es Bernklau, die rühmliche Tradition der Fußartilleriekapelle mit Erfolg fortzuführen und auch seinerseits stets eine vorzügliche und schneidige Marsch- und Konzertmusik zu machen, die in Ingolstadt und auswärts sehr beliebt war und den gleichen guten Ruf genoss wie die ganze prächtige und wuchtige Truppe an sich". (57)
Infolge seiner vorzüglichen Leistungen wurde Musikmeister Georg Bernklau im Jahre 1912 zum Instruktor für die zur Akademie der Tonkunst kommandierten Militärmusiker ernannt. (58)
Noch während der 1. Weltkrieges hatte das 1. Fußartillerieregiment in Ingolstadt keine Zukunft mehr. Es wurde samt seinem Musikkorps 1912 nach München kommandiert und bis zu seiner Auflösung im Jahre 1919 konnte Georg Bernklau auf eine 23jährige Tätigkeit als Musikmeister zurückblicken. Er war auch der letzte Musikmeister dieses Regiments sowie nach Auflösung des bayerischen Heeres auch der letzte Musikmeister einer Fußartillerietruppe überhaupt. (59)

Bernklau

Bernklau war Zeit seines Lebens mit Leib und Seele Musiker. Von seinen damaligen Vorgesetzten wurde er als ein „altgedienter im Heeresdienst ergrauter Musikmeister, der seine Pflicht stets in vollem Umfang erfüllt hat", beurteilt. Darüber hinaus waren „seine gute Gesinnung sowie sein bescheidenes Auftreten" die Voraussetzung dafür, „den Charakter eines Leutnants sowie die Erlaubnis zum Tragen der Regimentsuniform zu erhalten". (60)

Bernklau starb am 30. August 1929 in München. Unter großer Beteiligung der Münchner Bevölkerung wurde er vom Pfarrer von St. Vinzent im Münchner Westfriedhof beerdigt. Konzertsänger Marquardt sang in der Aussegnungshalle Gounods „Ave Maria". An der Spitze des Trauerzuges schritt eine Abordnung der „Vereinigung ehemaliger Angehöriger der K.B. schweren Artillerie" sowie eine Abordnung der „Vereinigung ehemaliger Angehöriger der Regimentsmusik des kgl. Infanterieleibregiments". Ein Musikkorps spielte zu ehren des verstorbenen Obermusikmeisters Trauerweisen. Dem blumengeschmückten Sarg folgten neben den Verwandten General Kreppel, die Obermusikmeister Windisch, Schott (ehemaliger Obermusikmeister beim 10. Infanterieregiment in Ingolstadt) und Schifferl sowie viele andere Freunde und Persönlichkeiten, die mit Georg Bernklau in Freundschaft verbunden waren. In herzlichen Worten brachte der Geistliche ein Lebensbild Bernklaus und die ehemaligen Angehörigen der anwesenden Regimenter sowie die anwesenden Obermusikmeister der Garnison München widmeten als letzten Gruß Blumen und erwiesen somit dem Verstorbenen die letzte Ehre.

Josef Würdinger, Ingolstadt, im September 2005


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