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Josef Würdinger:
Ingolstädter Musikmeister des 19. und 20. Jahrhunderts

 
Heinrich Kohn

 

 

Heinrich Kohn (Kuhn),
Musikmeister bei den Pionieren
und beim 13. Infanterieregiment
in Ingolstadt
sowie
Stabsmusikmeister im Reichsheer

 

 

Heinrich Kohn, 1907

 

Das Leben und Wirken des ehemaligen Ingolstädter Musikmeisters Heinrich Kohn zu erforschen, blieb im Endergebnis sehr bescheiden. In den um Mithilfe gebetenen Archiven aller seiner ehemaligen Wirkungsstätten – Nürnberg, Bamberg, Kempten und Bad Reichenhall – konnte nur sehr wenig Sachdienliches ermittelt werden, selbst im Bundesarchiv Freiburg und Koblenz befinden sich keine Hinweise auf ihn. Auch Nachforschungen im Familienkreis führten zu keinem Ergebnis. Das Wenige das über Kuhn bekannt ist, darf nachstehend geschildert werden.

Heinrich Kohn – ab September 1936 Kuhn – erblickte am 13. Mai 1875 in Geislingen an der Steige im Königreich Württemberg als Sohn des Militär-Musikdirigenten Heinrich Kohn, geb. am 1.3.1852 in Geislingen und seiner Frau Margaretha, geborene Fischer, geb. am 24.1.1852 ebenfalls in Geislingen, das Licht der Welt. Das Ehepaar Kohn hatte noch zwei weitere Kinder, Sohn Wilhelm, geb. am 2. Februar 1878 (vermutlich) in Ulm und Tochter Elsa Sophia Amalia, geb. am 5. Juni 1888 in Kempten. (84)
Der Vater des späteren Ingolstädter Stabsmusikmeisters Heinrich Kohn war zunächst vor seiner Musikerlaufbahn Korpsführer im königlich württembergischen Grenadier-Regiment Nr. 123 in Ulm (85) und wurde später dann am 28. März 1887 (86) zu den königlich bayerischen Einserjägern nach Kempten versetzt. (87) Zusammen mit seiner Frau Margarethe bezogen sie in Kempten zunächst eine Privatwohnung bis sie dann schließlich vom 12. Dezember 1887 bis 29. September 1896 in einer staatlichen Dienstwohnung in Kempten lebten. Heinrich Kohn sen. wurde im Laufe seiner Dienstzeit am 1. Januar 1896 mit dem Militärverdienstkreuz ausgezeichnet und am 8. Juli 1896 erhielten alle seine Familienmitglieder gemäß Entschließung und Aufnahmeurkunde der königlichen Regierung in Schwaben und Neuburg die bayerische Staatsbürgerschaft. (88) Eine doppelte Staatsbürgerschaft gab es damals noch nicht. Kurze Zeit später, am 27. Juli 1896 hat sich Heinrich Kohn sen. in seiner Wohnung erschossen. (89)

Sein Sohn Heinrich schlug ebenfalls die musische Militärlaufbahn ein. Mit 17 Jahren trat er als Hoboist in das Musikkorps des königlich bayerischen Infanterieregiments Nr. 2 in München ein, das der damals weit hinaus bekannte Musikmeister Peuppus leitete. (90) Nach seinen Lehrjahren bei Musikmeister Peuppus wurde Kohn zum Studium an der Akademie für Tonkunst in München freigestellt und nach einem erfolgreichen Abschluss im Jahre 1907 war er mit 32 Jahren der jüngste Musikmeister der bayerischen Armee. (91)
Im gleichen Jahr übernimmt er das Musikkorps des in Ingolstadt stationierten Pionier-Battaillons Nr. 1 (92). Ab 1912, als der bisherige Obermusikmeister beim 13. Infanterie-Regiment, Rudolf Kropp im gleichen Jahr seinen Abschied gab, wurde Heinrich Kohn sein Nachfolger.
Mit den Musikern des 13. Infanterie-Regiments erlebte Kohn von 1914 bis 1918 den ganzen 1. Weltkrieg. (93) Heinrich Kohn wirkte (wahrscheinlich) bis Dezember 1919 in Ingolstadt. (94)
Am 16. Dezember 1919 verließ er Ingolstadt in Richtung Bamberg und wohnte dort in der Infanteriekaserne, weshalb die Vermutung nahe liegt, dass er in Bamberg ein Musikkorps eines dort stationierten Regimentes führte. Im Jahre 1920 bezog Kohn am Heumarkt 6 in Bamberg eine andere Wohnung, aber bereits am 24. September 1920 verließ er Bamberg in Richtung Kempten. (95) Am 28.9.1920 meldet er sich in Kempten an, wechselt hier mehrmals seine Wohnung um dann doch endgültig vom 1. Juli 1923 bis 1. Juli 1927 in einer staatlichen Dienstwohnung auf dem dortigen Militärareal am Pfeilergraben 14, zu leben. 1927 verlässt er Kempten in Richtung Oberstdorf und heiratet dort am 27. Oktober 1927 die Hotelierswitwe Maria Kreszenzia Schmid, geborene Huber.

Das Ehepaar Kohn lebte in Oberstdorf im Hotel „Bergkranz", das Frau Kohn mit in die Ehe brachte. Nach ihrem Tod wurde das Hotel verkauft und abgebrochen. Ihr Sohn aus erster Ehe, Hans Schmidt, starb am 19. Juni 1942 im Alter von 34 Jahren. Weitere Nachkommen sind unbekannt bzw. verstorben. Die Söhne ihrer verstorbenen Nichten aus der Linie Huber, haben von ihrer Großtante „keine Ahnung". (96) Damit kann auch aus der Verwandtschaft Kohns nichts mehr erfahren werden.

Kohns Dienstbezeichnung „Stabsmusikmeister" deutet darauf hin, dass er auch während der nationalsozialistischen Zeit der Reichswehr angehörte. Sein Name Kohn war für einen Berufssoldaten jener Zeit nicht angesehen, da der Name „Kohn" bei der jüdischen Bevölkerung weit verbreitet war. Dies war auch der Grund für seine Namensänderung in „Kuhn". „Laut Entschluss des Staatsministeriums des Innern vom 22. September 1936 Nr. 4023 a 174 durfte von nun an Stabsmusikmeister Heinrich Kohn und dessen Ehefrau unbeschadet der Rechte Dritter den Familiennamen „Kuhn" führen," (97)

Heinrich Kuhn erhielt im Laufe seiner Dienstzeit 11 deutsche und österreichische Auszeichnungen, die zu ermitteln leider nicht gelungen ist. (98)
Er starb nach langem Leiden am 22. September 1958 in Oberstdorf und wurde auf dem dortigen evangelischen Friedhof – das Grab ist unbekannt und vermutlich aufgelöst – bestattet. (99)

Josef Würdinger, Ingolstadt, im September 2005


Anmerkungen
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