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Region um Ingolstadt
Beatrix Schönewald:
Die Wallfahrt zu St. Salvator in Bettbrunn

 
Bettbrunn, Kirche. Foto: Kurt Scheuerer
Wer kennt es nicht, dieses idyllische Kleinod im Nordosten Ingolstadts, die Kirche St. Salvator zu Bettbrunn, im Köschinger Forst, eingerahmt von nur wenigen Häusern, ehemals auch ein stattliches Wirtshaus in der Nähe?

Es ist eine lange Tradition, die sich in dem kleinen Ort offenbart, jener Wallfahrtsstätte, deren Mittelpunkt die Hostie ist. Sie gehört zu den ältesten in Bayern und hat trotz mannigfaltiger Veränderungen ihren Charme bewahrt, läßt ihren Ursprung erahnen.

Den Brauch, Orte mit besonderer Aura aufzusuchen, gibt es seit Urzeiten. Im Christentum ist die Auffassung stark vertreten, daß Gott an bestimmten Punkten dem Gläubigen besonders Gehör schenkt: »Gott ist überall und wird durch keinen Raum umschlossen oder begrenzt; wer kann aber seinen Plan durchschauen, weshalb Wunder an dem Ort geschehen, an dem anderen aber nicht?« (Augustinus).
Der Mensch als Pilger begreift sich als »homo viator«, als lebende Metapher für das Leben selbst. Die ersten Pilgerreisen führten an die Stätten des Wirkens Jesu Christi und der ersten Christen. Reliquien von Heiligen, Berührungsreliquien und Bilder zeugen von der Verehrung der Gläubigen. Wallfahrtsorte in der näheren Umgebung lösten allmählich die Fernwallfahrten ab, wurden zum Zentrum regionalen Kultes.

Bettbrunn, Kerzen. Foto: Kurt Scheuerer
Der Name »Vehprun« ist erstmals 1330 in einer lateinischen Ablaßbulle bezeugt, Bettbrunn »Petprun« in der Pfarrerrichtungsurkunde vom Jahr 1374.

Das Hostienmirakel findet 1430 in der sog. Reimhistorie, neu gefaßt 1584 vom Ingolstädter Professor Johannes Engerd, erstmals schriftliche Erwähnung.
Sie beschreibt das Hostienwunder des Schafhirten im Jahr 1125, der seine Gebete vor der Hostie in freier Natur sprach. Der Hirte vergißt eines Tages die Hostie und wirft sie samt Hirtenstab auf den Boden. Sie ließ sich nicht mehr bewegen. Auf bischöfliches Geheiß wurde eine Sühnekapelle an der besagten Stelle errichtet, die sehr bald zu einer viel besuchten Wallfahrtstätte wurde.

Nachhaltig unterstützt wurde die Wallfahrt nach St. Salvator durch die bayerischen Herzöge, die Wallfahrten als kirchliches wie politisch-gegenreformatorisches Instrumentarium benutzten: Herzog Ferdinand und Herzog Maximilian gingen in ihrer Ingolstädter Studienzeit des öfteren nach Bettbrunn, Kurfürst Max Emanuel soll seine Siege mit dem Besuch und der Verehrung in St. Salvator gekrönt haben.
Bis heute halten die Wittelsbacher an dieser Tradition fest, zumal sie im Köschinger Forst noch ein eigenes Jagdrevier besitzen.

Dr. Beatrix Schönewald, 1997


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