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Karner (Beinhäuser in Altbayern)

 
In einigen Friedhöfen in Altbayern und Österreich finden sich noch sogenannte "Karner" oder "Beinhäuser", gefüllt mit menschlichen Schädeln und Gebeinen. In mittelalterlicher Tradition wurden die Verstorbenen im Umkreis der Kirchen bestattet. Wuchs die Gemeinde, so wurden diese Friedhöfe oftmals zu eng und mussten erneut belegt werden. Die vorher ausgegrabenen Gebeine wurden zusammen gefasst und in einem dafür eigens geschaffenen Ossuarium, dem Beinhaus, sichtbar verwahrt.

Emanuel Braun schreibt in "Der mittelalterliche Karner von Greding" (Sammelblatt des Historichen Vereins Eichstätt): "Die Karner in der Oberpfalz sind eine kunstgeographisch eigene Gruppe, die sich auch in ihrer kleinen Maßstäblichkeit und ihren bescheidenen Formen von denjenigen in Niederösterreich oder Tirol abheben. ... Sie sind durchwegs von der romanischen Architekturauffassung, die klare Baukörper bevorzugt und von der strukturierten Wand lebt, geprägt." In Oberbayern wurden im 15. Und 16. Jh. kryptenartige Beinhäuser unter dem Chor oder der Sakristei von Pfarrkirchen gebaut.
"Zu einem gängigen Ausstattungsdetail von Karnern dürfte die Totenleuchte gehört haben, die ständig zu brennen hatte, und für die eigene Stiftungen errichtet wurden. Dadurch sollte das Gedächtnis an die Verstorbenen ausgedrückt werden. ... Die tiefe Wandnische mit Rauchabzug im Gredinger Untergeschoß ist als solche Totenleuchte anzusehen. Dieselbe Bedeutung hatten die Lichterker von Perschen und Pfaffenhofen."

Greding Greding
Der Karner in Greding (Foto: Kurt Scheuerer)

Greding: Womöglich wurde ein dem Kirchhof anliegender Turm der Gredinger Stadtmauer des 14. Jhs um 1510 eingewölbt und das zur Kapelle gestaltete Obergeschoß mit dem Dachstuhl aufgesetzt. Im Untergeschoß sind durch Holzgitter abgetrennte Gewölbe mit Schädeln und Gebeinen einzusehen.

Kurze Aufzählung einiger der von Emanuel Braun beschriebenen Karner in der Oberpfalz:
Perschen: Der Karner wurde im 12. Jh. als zweigeschoßiger Rundbau errichtet.
Rottendorf: Beide Geschoße des Rundbaus sind eingewölbt.
Allersburg: Nur noch der östliche Teil des Obergeschoßes ist erhalten. Er stammt wohl aus dem frühen 13. Jh.
Roding: Der - auf dem ehemaligen Friedhof bei der Pfarrkirche - als doppelgeschoßiger Rundbau errichtere Karner wurde später zu einer Kapelle umgebaut.
Chammünster: Das rechteckige, tonnengewölbte Untergeschoß des wohl im 13. Jh. errichteten Karners befindet sich unter dem Leichenhaus.
Lauterhofen: Der Karner neben der Pfarrkirche wurde wohl um 1200 erbaut und nach 1700 zur Maria-Hilf-Kapelle umgewandelt.
Pfaffenhofen: Der um 1200 erbaute Karner liegt bei der Kirche Mariä Himmelfahrt. Unter- und Obergeschoß sind kreuzgratgewölbt.
Regensburg, St. Emmeram: Das mehrere Meter in den Boden eingetiefte Untergeschoß des Karners wurde 1892 abgebrochen.
Zitiert nach: Braun, Emanuel. Der mittelalterliche Karner von Greding. Sbl. HV-Eichstätt 92./93., Eichstätt, S. 211-232.

Fotos: Kurt Scheuerer


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