Logo Kurt Scheuerer Wissensspeicher zur Geschichte von Ingolstadt  
Region um Ingolstadt
Die Keltischen Viereckschanzen im Neuhau

 

Heiligtümer - Opferplätze - Viehgehege?

Im Neuhau, einem Waldgebiet im Norden Ingolstadts, befindet sich eine gut erhaltene keltische Viereckschanze, nördlich davon liegen drei weitere:
Schanzen bei Böhmfeld. Karte und Luftbild: Bayerische Vermessungsverwaltung
Karte und Luftbild: Bayerische Vermessungsverwaltung.

Noch ungeklärt ist der Zweck dieser keltischen Vierecksanlagen aus dem 2. und 1. Jh. v.Chr., also der Zeit der großen Keltenstadt bei Manching.
In großer Zahl findet man sie von Mittel-Gallien bis Bayern. Besonders im Gebiet um Ingolstadt kann man mehrere gut erhaltene Anlagen besuchen.
Sie wurden durchwegs rechteckig errichtet und sind mit Wall und Graben versehen, ihr einziger Eingang zeigt nie nach Norden. Im Innern wurden oft ein oder auch mehrere Gebäude gefunden, gelegentlich Brunnenschächte, aber auffälligerweise, im Gegensatz zu den üblichen Siedlungen, kaum irgendwelche Kleinfunde.
Es wird sich also bei den bayerischen Anlagen wohl doch nicht ausschließlich um umzäunte Gehöfte wie in Riedlingen gehandelt haben.

Schanze im Neuhau, Kurt Scheuerer, 2000 Schanze im Neuhau, Kurt Scheuerer, 2000
Fotos: Viereckschanze im Neuhau: Graben, Wall und Osttor. Kurt Scheuerer, 2000


Böhmfelder Schanze, um 1980
Einige der gallischen Vierecksanlagen sind über Jahrhunderte hinweg bis in römische Zeit hinein als Opferplätze genutzt worden. Daher vermutete man auch bei den einheimischen Anlagen eine religiöse Nutzung, obwohl ein archäologischer Nachweis hierfür bisher erst in einem Fall (Wiedmais) erbracht werden konnte.
Darüber hinaus berichten römische Texte von der Nutzung solcher umfriedeter Plätze zu wohl kultähnlichen Festveranstaltungen mit Volksfest-Charakter, die sich über mehrere Tage erstrecken konnten.

Foto: Böhmfelder Schanze, um 1980, Kurt Scheuerer      


Nord-Süd-Fernstraßen
Die von der großen Stadt bei Manching weit entfernte Lage der Schanzen beim Neuhau läßt an eine Art »Wallfahrtsort« denken, vergleichbar dem späteren Bettbrunn. Wallfahrten sind aus der Antike überliefert und werden auch heute noch gerade in Bayern gerne durchgeführt.
Andererseits liegen diese vier Schanzen auf den Anhöhen in der Nähe eines sehr wichtigen Nord-Süd-Handelsweges, der bereits vor mindestens viertausend Jahren bis in die Neuzeit hinein große Bedeutung hatte. Funde von Bernstein entlang dieser Trasse lassen Vermutungen an Fernverbindungen von der Ostsee zum Brenner aufkommen.
Die Verwendung dieser fundlosen Umwallungen als Viehgehege ist also doch nicht so ganz auszuschließen. Man hatte, von Norden kommend, gerade das Altmühltal überquert, konnte die Ochsen ausspannen und dann zur Donau hin weiterziehen.

Derartige Vorstellungen bieten sich zwar durchaus an, sind jedoch reine Spekulation.

Kurt Scheuerer, 1997
(Karte und Luftbild oben: © Bayerische Vermessungsverwaltung)


Siehe auch:


Impressum - - - Nachricht an den Gestalter der Seiten: Kurt Scheuerer
Zur Auswahl Region um Ingolstadt - - - Zur Auswahl Materialsammlung Kurt Scheuerer - - - Zur Auswahl virtuelles Donaumuseum