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Stadtmuseum Ingolstadt - Archäologische Radtour - 2. Station:
Nibelungendenkmal bei Großmehring

 
Der Verfasser des Nibelungenliedes nennt im hohen Mittelalter bemerkenswerterweise "Mehring" als Ort des Übergangs der Burgunder über die Donau, nicht Ingolstadt. Das Gelände, auf dem heute die Ingolstädter Altstadt steht, war nach Aussage der archäologischen Funde spätestens seit dem 12. Jahrhundert bebaut. Offenbar war diese Siedlung aber noch nicht bedeutend genug, um in dem berühmten Lied Erwähnung zu finden. Die Geschichte über den Zug der Nibelungen von ihrer Hauptstadt Worms am Rhein an den Hof des Hunnenkönigs Etzel (Attila) in Ungarn spielt jedoch in viel früherer Zeit, nämlich in der Mitte des 5. Jahrhunderts. Damals wurde das Burgunderreich um Worms tatsächlich durch das Zutun des weströmischen Heermeister Aetius von den Hunnen zerschlagen. Die Reste der Burgunder wurden ins heutige Savoyen und in die Westschweiz zwangsumgesiedelt. Der Dichter schuf daraus die Geschichte von der Not der Nibelungen, die von ihrem Zug nach Ungarn nicht mehr zurückkehrten.

"Mehring" dürfte in dieser Zeit bereits bestanden haben, auch wenn Funde aus der Mitte des 5. Jahrhunderts von dort bislang noch fehlen. Aktuelle Ausgrabungen im Neubaugebiet am Ostrand von Großmehring haben jedoch gezeigt, daß hier, hoch über der Donau mit gutem Blick über den Flußübergang, seit dem 6. Jahrhundert eine Siedlung der Bajuwaren stand. Ihre Bewohner waren zum Teil Bauern, zum Teil aber auch vornehme Krieger. Dies lassen noch heute ihre Gräber mit reichen Waffen- und Schmuckausstattungen erkennen, die erst vor kurzem von Archäologen geöffnet und genau untersucht worden sind. Einige dieser Krieger und ihre Gefolgsleute scheinen keines natürlichen Todes gestorben zu sein. Vielmehr zeigen ihre Knochen Kampfverletzungen. Es dürfte ihre Aufgabe sein, hier an der Donau, der alten Nordgrenze Bayerns, ungebetene Gäste abzuweisen. Dies tat auch der "Ferge" (Fährmann) von "Mehring" im Nibelungenlied. Er wollte den finsteren Hagen und seine rheinischen Burgunder nicht mit seinem Boot über die Donau übersetzten. Seine Weigerung bezahlte der alte bayerische Held mit seinem Leben. Seine Aufgabe übernahm sehr viel später die Festung Ingolstadt mit ihrer Donaubrücke.


Text und Gestaltung der Radtour: Dr. Gerd Riedel, Stadtmuseum Ingolstadt
Station 1 - Station 3 - Radtour 1997 Auswahl
siehe auch:


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