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Pioniere der Archäologie
Ausstellung im Stadtmuseum Ingolstadt

Feldbegehungen

Spaziergänge in die Vergangenheit

Unter Wiesen und in Wäldern können die Denkmäler der Vor- und Frühgeschichte geschützt Jahrtausende überstehen. Wird der Boden aber unter den Pflug genommen, sind oft auch die Zeugnisse der Vergangenheit, die er barg, dem Untergang geweiht. Festungswälle und Gräben, Grabhügel und Straßendämme werden eingeebnet und bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Vom Wegrand sind sie mit bloßem Auge nicht mehr erkennbar. Allenfalls vom Flugzeug aus sind sie noch auszumachen.

Aber bevor die Bodendenkmäler restlos verschwunden sind, bieten sie dem Vorgeschichtsforscher noch einmal die Möglichkeit, neue Erkenntnisse zu gewinnen. Was der Pflug an Scherben, Knochen oder Steinwerkzeugen aus dem Boden reißt und an der Oberfläche verteilt, kann der Archäologe mit geübtem Auge erkennen und auflesen.

Natürlich läßt sich durch solche "Lesefunde" bei weitem nicht so viel erfahren, wie durch die Funde aus planmäßigen Grabungen. Oft kann man nicht mehr sagen, ob ein Fundstück aus einem Grab oder aus einer Siedlung stammt, ob es an seinem Auffindungsort auch vor Jahrtausenden in den Boden gekommen ist, oder ob es der Pflug seither verschleppt hat. Dennoch ist es möglich, bei intensiver Suche das Alter und den einstigen Umfang längst untergegangener Siedlungen noch zu erahnen.Wieviele Siedlungen, Gräberfelder oder Kultplätze mögen durch den Kiesabbau um Ingolstadt schon unbeobachtet zerstört worden sein? Ihre Zahl läßt sich kaum abschätzen!

Kiesgrube. Foto: Dr. Reichart
Sie läge aber sicher noch viel höher, wenn die Wände der Kiesgruben für Männer wie Dr. Josef Reichart nicht "Schaufenster in die Vergangenheit" gewesen wären. Man benötigt zwar viel Zeit und Engagement, wenn man dem Abtransport der archäologischen Funde aus Kiesgruben zuvorkommen will. Dafür kann man unter Umständen einen besseren Einblick in den Untergrund bekommen als bei Feldbegehungen.

An den Kiesgrubenwänden lassen sich mit etwas Glück Pfosten- und Abfallgruben, Brunnenschächte oder Gräber beobachten. Nicht wenige Funde auch dieser Ausstellung sind so wiederentdeckt worden und durch ihre verantwortungsbewußten Finder ins Stadtmuseum gelangt. Zusammen mit Fotos, Skizzen und Fundnotizen stellen sie eine große Bereicherung für die Vorgeschichtsforschung dar.
 

Gerüstet fürs Jenseits

Grabfunde um Ingolstadt

Seit Jahrtausenden leben Menschen im Raum Ingolstadt und wurden auch hier begraben. Es findet sich daher kaum eine Ortschaft in diesem Gebiet, die keinen vorgeschichtlichen, römischen oder bajuwarischen Friedhof besäße. Besonders berühmt sind die Grabhügel im Gerolfinger Eichenwald, das große Gräberfeld der Urnenfelderzeit aus Zuchering und die keltischen Gräber vom Hundsrucken und vom Steinbichl bei Manching.

Während man in den Kulturschichten und Abfallgruben ausgegrabener Siedlungen meist nur Gefäßscherben und Tierknochen findet, liefern Gräber oft komplette Gefäße sowie Beigaben aus Metall, Glas und Bein. Aus der Sicht des Wissenschaftlers ist das eine oftmals ebenso aufschlußreich wie das andere.

Für die Museen und ihre Besucher sind Grabfunde aber ungleich attraktiver als die doch recht ”trockenen” Hinterlassenschaften aus den verlassenen Dörfern und Gehöften. Oft entgingen die unscheinbaren Siedlungsreste auch den Augen von Bauleuten und Heimatforschern. Ein Grabfund sorgte dagegen oftmals für Aufsehen. So ist es kein Zufall, daß in den Magazinbeständen des Stadtmuseums viele Gegenstände liegen, die eigentlich einmal einem Menschen im Jenseits nützlich sein sollten.

Manch einer mag sich fragen, ob die ”Spatenforscher” nicht doch lieber die Totenruhe hätten respektieren sollen. Aber leider ist es nur selten der Forscherdrang, der die Archäologen auf die Spur unserer Vorfahren führt. Baumaschinen sind oft schon in die Friedhöfe eingedrungen, bevor sich der Heimatforscher ans Werk machen kann. Was er birgt, wird allemal pietätvoller behandelt als der Abraum der Baustellen.

Die hier ausgestellten Funde stammen aus zwei Epochen unserer Geschichte, die uns besonders auffällige Grabbeigaben hinterlassen haben. Aus römischer Zeit vor etwa 1800 Jahren sind tönerne Graburnen, Lämpchen und Räucherkelche, aber auch einfach Krüge, Schalen und Teller erhalten geblieben. Rektor Josef Kneitinger und Adolf Eckl konnten viele von ihnen aus dem Gräberfeld von Oberstimm bergen. Die Römer gaben sie ihren Verstorbenen ins Jenseits mit. Die Bajuwaren haben ihren männlichen Verstorbenen im 6. und 7. Jahrhundert nach Christus meist ihre Waffens ins Grab mitgegeben. Die schweren, eisernen Hiebschwerter, Saxe genannt, sind bei Baumaßnahmen leicht zu entdecken. Vornehmere Zeitgenossen trugen zweischneidige Schwerter, die Spathen. Auch Schildbuckel und Lanzenspitzen wurden immer wieder aus dem Erdreich geborgen.

Aber wieviele kleinere Schmuckstücke, Gewandbesätze und Gebrauchsgegenstände wie Riemenzungen, verzierte Gürtelschnallen, Kämme oder sogar Glasgefäße sind unerkannt im Erdreich geblieben? Ein paar Goldfäden aus einem frühmittelalterlichen Grabhügel bei Gerolfing erzählen ein wenig von den Schätzen, die die Vorgeschichtsforscher trotz aller Bemühungen nicht retten konnten.


Text und Gestaltung der Ausstellung: Dr. Gerd Riedel, Stadtmuseum Ingolstadt.

Rundgang durch die Ausstellung


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