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Münzkabinett im Stadtmuseum
Die neuzeitliche Münzprägung in Bayern

Die neuen Münzen im 16. Jh., Gulden, Gold, Silber

Der allgemeine Aufschwung des europäischen Handels zum Ende des 15. Jhs bewirkte eine erhöhte Nachfrage nach Goldgulden, so daß nach Ersatz für die geringen Goldvorräte gesucht wurde.
Die verbesserte Erschließung alter und neuentdeckter Silbergruben in Sachsen, Böhmen, Tirol und Salzburg erlaubte die Ausprägung neuer, großer Silbermünzen.
Als erster schlug Erzherzog Sigismund von Tirol 1486 einen silbernen Guldengroschen (zu 60 Kreuzer) im Wert eines Goldguldens.
Die schwäbischen Städte sowie Pfalz-Neuburg, Regensburg und Salzburg schufen ab 1499 als Hauptmünze den Batzen zu 4 Kreuzer.
Bayern prägte nach der Münzordnung des Herzogs Albrecht IV. von 1506 Goldgulden nach rheinischer Währung und sehr viele Halbbatzen (zu 2 Kreuzer, bzw. 7 Pfennig) sowie Pfennige und Haller (= ½ Pfennig). Dazu kamen ab der Mitte des 16. Jhs Kreuzer, Groschen (zu 3 Kreuzer), Thaler und Halbthaler, sowie Dukaten, welche ab 1559 den Goldgulden ablösten.

Kipper- und Wipper-Zeit

Der vermehrte Geldumlauf und die ab 1560 rückläufige Silberausbeute in Deutschland führte zur Ausgabe von allmählich immer geringwertigeren Kleinmünzen.
Mit dem Kriegsausbruch 1618 wurden für die Söldnerheere große Geldmengen benötigt, was von 1620-1623 zur Ausprägung stark minderwertiger Münzen, der Kippermünzen, und 1622 zum allgemeinen Zusammenbruch der deutschen Münzwirtschaft führte.
Die für Bayern günstigere Kriegslage gestattete es, im April 1623 die schlechten 60- und 30-Kreuzer-Stücke im Verhältnis 4:1 abzuwerten und neue Münzen, in erster Linie Taler und Halbbatzen, auszugeben.

Barockmünzen

Im Verlauf des 30jährigen Krieges wurden repräsentative Barocktaler ausgeprägt; in erster Linie von den silberfördernden Ländern wie Tirol, Salzburg und Sachsen, dann aber auch von den zunehmend stärkeren freien Reichsstädten, wie Augsburg, Nürnberg und Ulm.
Die bayerischen Halbbatzen wurden von 1623 bis 1676 geprägt. Ihre leichte Wölbung zeigt, daß sie auf einer Walzenprägemaschine entstanden sind.
Der Schwarzpfennig wurde nur noch bis 1627 geschlagen, ab 1630 wurde er durch den neuen einseitigen Pfennig ersetzt, welcher bis 1765 in gleicher Form weitergeprägt wurde.
Das Prägerecht besaßen der Kaiser, geistliche Landesherren, Städte und weltliche Landesherren. Die Vorderseite der Münzen trug den Namen und das Portrait des jeweiligen Münzherren, die Rückseite das Wappen des herausgebenden Landes bzw. der Stadt.

Kurfürstentum Bayern

Ferdinand Maria (1651-1679) prägte nur wenige Münzen.
Maximilian III. Joseph (1745-1777) ließ nach der österreichisch-bayerischen Münzkonvention (welcher sich auch Regensburg anschloß) zahlreiche Konventionstaler, zum Teil mit dem Wappen, überwiegend jedoch mit der Madonna auf der Rückseite, sowie 20 und 10 Konventionskreuzer (= 12 Kreuzer) ausprägen. Diese Münzen wurden gerne als Schmuck verwendet.
Im Hausvertrag von Pavia 1329 trat Kaiser Ludwig der Bayer den Söhnen seines Bruders Rudolph die Pfalz bei Rhein und die Oberpfalz ab. Die bayerische Linie endete mit dem Tode von Maximilian III. Joseph 1777.
Von der vielfach zersplitterten Pfälzer Linie erbte zuerst Karl Theodor und nach ihm 1799 Maximilian IV. Joseph das bayerische Kurfürstentum.

Bayern im 19. Jh.

Zwischen 1806 und 1871 wurden vom Königreich Bayern vier verschiedene Gruppen von Kleinmünzen herausgegeben.
Es waren Heller, Pfennig und 2 Pfennig aus Kupfer und Kreuzer, 3 Kreuzer und 6 Kreuzer aus Silber.
Dabei galten 1 Kreuzer = 4 Pfennig, 1 Pfennig = 2 Heller.
Beachtenswert ist die wechselnde Bezeichnung Pfenning und Pfennig.
Die größeren Silbermünzen waren Halbgulden, Gulden und Vereinstaler, in geringer Menge auch Doppeltaler.

Deutsches Reich

Die Münzprägung wurde vereinheitlicht:
Die Kleinmünzen (1, 2, 5, 10, 20, 25, 50 Pfennig und 1 Mark) galten im ganzen Reich bei gleichen Bildern, während die großen Münzen (2, 3, 5 Mark aus Silber und 5, 10, 20 Mark aus Gold) bei gleicher Rückseite auf der Vorderseite jeweils das Bild des ausgebenden Landesherren trugen.
Die alten Silbermünzen liefen teilweise noch bis 1908 um; dabei galt: 1 Taler = 3 Mark.

Weimarer Republik

Zur Finanzierung der Kosten des Ersten Weltkriegs wurde der Umlauf der Banknoten im Deutschen Reich von 1,9 Mrd. Mark (1914) auf 22,2 Mrd. Mark (1918) erhöht.
Die Kaufkraft des Geldes schwand bis 1923 enorm, es gab Banknoten zu 10-Billionen-Mark. Kleingeld wurde nur noch aus Eisen, Zink und Aluminium geprägt.
Die Städte gaben ebenfalls 5- und 10-Pfennig-Münzen aus, um dem Mangel an Kleingeld abzuhelfen. Hierunter befanden sich auch Stücke aus Papier und Keramik.
Von der Stadt Ingolstadt selbst wurden keine Notmünzen ausgegeben, wohl aber von königlichen, städtischen und privaten Betrieben.
Um die Inflation zu beenden wurde die Rentenmark geschaffen. Es gelang, bei einem Umtauschverhältnis von 1 Billion : 1 die Währung zu stabilisieren.
1924 wurde als Abschluß der Währungsreform die Reichsmark eingeführt.

Zweiter Weltkrieg

Durch dirigistische Maßnahmen wie Lohn- und Preisstop, Verbot der Kreditaufnahme und Warenbewirtschaftung (Lebensmittelkarten) konnte der Anschein der Geldwertstabilität vorübergehend gewahrt werden (aufgestaute oder verdeckte Inflation).
Die Metallknappheit erzwang auch während des Zweiten Weltkrieges (1939-1945) die Ausgabe von Zinkmünzen.
Auf die verheerenden Schäden des Krieges waren Vertreibung, Demontage und Hungerjahre gefolgt. Die Geldentwertung schuf den Schwarzhandel und die Zigarettenwährung.
Am 21. Juni 1948 wurde das alte Geld für ungültig erklärt; jeder Bürger bekam schrittweise 60 Mark vom neuen Geld. Bankguthaben wurden 100 : 6,5 umgewechselt.
1975 wurde das 5-Mark-Stück, die letzte Münze, die noch Silber enthielt, durch eine Münze aus automatengerechtem Dreischichtenwerkstoff mit wohlabgewogenen magnetischen Eigenschaften ersetzt.

Text im Münzkabinett des Stadtmuseums Ingolstadt, Kurt Scheuerer, 1984.


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