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ältere Texte im Stadtmuseum Ingolstadt - Raum 29
19. Jahrhundert

 
Die auf französischen Befehl erfolgte Schleifung der barocken Festung und der Verlust der Universität im Jahre 1800 hatten Ingolstadt aufs tiefste getroffen. Die von riesigen Schuttbergen umgebene Stadt wirke auf Fremde menschenleer. Überdies wurden die seit dem Spätmittelalter zu Ingolstadt gehörenden Audörfer aus der Stadt ausgegliedert. In dieser Zeit allgemeinen Niedergangs weckte die am 24. August 1828 erfolgte Grundsteinlegung der Landesfestung in der Stadt neue Hoffnung auf wirtschaftlichen Aufschwung. In der Tat wurden innerhalb von 28 Jahren ca. 23 Millionen Gulden aufgewendet. Noch das Reich gab für den ab 1875 erbauten Fortgürtel fast 12 Millionen Mark aus.

Drei Phasen des Festungsbaus zeichnen sich ab:
  1. 1828-1848/49 Bau der Hauptverwallung mit den Rundbauten am Brückenkopf und den Polygonalbauten rings um die Stadt,
  2. 1868-1872 Bau der drei Vorwerke Haslang, Max Emanuel und Wrede,
  3. ab 1875 Bau des Fortgürtels und der Zwischenwerke.

Der Festungsbau hatte eine tief greifende Veränderung der Sozialstruktur zur Folge. Die Zahl der Festungsarbeiter, die zum erheblichen Teil aus Notstandsgebieten kamen, und der Soldaten überstieg zeitweise diejenige der Bevölkerung. Ingolstadt wurde zur "Schanz".

Mit den Soldaten, Festungsarbeitern und dem Zuzug Privater verschob sich auch die kirchliche Struktur. In der noch im 18. Jahrhundert fast ausschließlich katholischen Stadt begann der protestantische Anteil an der Bevölkerung kontinuierlich zu wachsen.

1824 wurde eine evangelische Gemeinde gegründet, 1845/46 eine Kirche errichtet. Im Jahre 1900 waren von 22207 Einwohnern (einschließlich Militär) 3125 evangelische Christen und 99 Juden.

Sosehr die Stadt für die Wahl Ingolstadts als Festungsort dankbar sein musste, sah sie sich doch bald durch die strengen Rayongesetze (Beschränkung in der Bebauung) in ihrem Wachstum beschränkt, erst 1895 wurden diese unter Vermittlung des Gouverneurs General von Sauer aufgehoben.

Von großer Bedeutung war, dass Ingolstadt Eisenbahnknotenpunkt wurde. Am 14. November 1867 wurde die Linie München-Ingolstadt eröffnet, am 10. Jan. 1870 die Linie Ingolstadt-Nürnberg, am 1. Juni bzw. 15. Aug. 1874 die Linie Regensburg-Donauwörth und am 15. Mai 1875 die Linie Ingolstadt-Augsburg. Ingolstadt erhielt 3 Bahnhöfe: den Hauptbahnhof (Centralbahnhof), den Bahnhof Ingolstadt-Nord (Lokalbahnhof) und den innerhalb der Festung gelegenen Militärbahnhof.

Dr. Siegfried Hofmann, älterer Tafeltext im Stadtmuseum Ingolstadt, um 1980
Fotos: Kurt Scheuerer


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