Logo Kurt Scheuerer, Ingolstadt Wissensspeicher zur Geschichte von Ingolstadt  
Josef Würdinger:
Ingolstädter Musikmeister des 19. und 20. Jahrhunderts

 

Max Seidenspinner (1912-1989),
Musikmeister, Komponist und Dirigent
aus Ingolstadt

Kompositionen

Neben seiner Tätigkeit als Chor- und Orchesterleiter im Ingolstädter Sängerverein findet Max Seidenspinner Zeit und Muse für neue Kompositionen. Sein kompositorischer Einfallsreichtum entlädt sich jedoch nicht nur in Orchesterwerken wie in seinen „Symphonischen Variation" oder in der viersätzigen „Fischersuite", sondern auch für Kammermusik entstehen prachtvolle Werke wie etwa das „Klaviertrio in C" und das „Streichtrio" für zwei Geigen und Tenorgeige (komponiert 1949) sowie die „Trio Sonate" für Violine, Cello und Klavier.

Streichtrio

„Künstlerisches Format und große geistige Kultur" urteilte ein Teil der rheinischen Presse, als Max Seidenspinner anlässlich eines Kammermusikabends im „Haus der Jugend" sein „Streichtrio" für zwei Geigen und Tenorgeige als Uraufführung vorstellte. Das Trio, eigens für das Heidelberger Bach-Quartett komponiert und virtuos gespielt von Hans Bender, Violine, Adam Rettich, 2. Violine und Margot Gutbrod, Tenorgeige, war eine Bestätigung der schöpferischen Fähigkeiten von Max Seidenspinner. Auch das Heidelberger Tagblatt urteilte sehr positiv: „...in dem dreisätzigen Trio lernte man ein Werk kennen, das es verdiente, in weitem Maße bekannt zu werden..." Und die „Rhein-Neckar-Zeitung" in Heidelberg schrieb: „...Der Komponist fesselt durch das feine künstlerische Format, durch die konzentrierte Substanz und große geistige Kultur. Er wirkt einfacher in den künstlerischen Mitteln als viele seiner Zeitgenossen, aber er zeigt eine straffe Linienführung mit starken Farbausdruck... Die Herbheiten mit den einschneidenden Rythmen, die einem im ersten Satz noch nicht so geläufig sind, werden im letzten Satz schon ganz vertraut... Das Trio ist formal bedeutend von starker emotionaler Durchdringung und sichert dem Komponisten einen Platz neben den großen Zeitgenossen".

 

Tenorgeige

Seidenspinner
Anlässlich eines Kammermusikabends im Neuen Schloss in Ingolstadt 1951/1952 bemerkte der Geiger Hans Bender zum Problem der Tenorgeige: „Die Tenorgeige, eine Oktave tiefer gestimmt als die Geige, ist in zwei Ausführungen denkbar, einmal spielbar wie eine Bratsche oder in der richtigen doppelten Geigengröße spielbar wie ein Cello ... die richtige Tenorgeige verlangt ein besonderes Studium oder einen Cellisten, der sein Instrument aufgibt, um sich dem neuen zu widmen... Nach Auskunft der Hochschule für Musik und Theater in München im August 2005 wird das Instrument der Tenorgeige nicht als Studienfach gelehrt. Sollte ein Student sich für dieses Instrument interessieren, wird er es allenfalls als Nebeninstrument in seinem regulären Violinunterricht behandeln können, als eigenes Fach ist es an der Hochschule nicht ausgewiesen.

Pseudonym

Seidenspinner hat auch etliche seiner Kompositionen nicht unter seinem wirklichen Namen, sondern unter seinem Pseudonym „Max Seidner" geschrieben und veröffentlicht. Dazu zählten seine „Bayerische Bauernpolka", die Variationen über „Kommt ein Vogerl geflogen" für Violine und Klavier, die Kompositionen „Blitzsaubere Mädchen", der Galopp für Orchester „Hoffnungsstrahl", „Liebes-Vals", „Tangoenthüllungen" und schließlich „Rumba-Prima". Fast alle die hier aufgeführten Kompositionen wurden durch so bekannte Orchester wie das von Kurt Graunke, dem bayerischen Rundfunkorchester unter dem Dirigenten Werner Schmidt Boelke und dem Orchester Franz Mihaulowitsch vertont und im Bayerischen Rundfunk gesendet. Der Meister bezeichnete diese Kompositionen unter seinem Pseudonym gerne als sogenannte leichte Sachen und als ausgesprochene Gelegenheitsarbeiten. Wenn man diese sogenannten Gelegenheitsarbeiten dann aber hört, kommt jeder, der gute Musik gerne hört zu der Überzeugung, dass manche seiner heutigen Komponisten-Kollegen ganz bestimmt dankbar wären, wenn sie solch schöne und einfallsreiche Musik zu schreiben imstande wären.

Josef Würdinger, Ingolstadt, im September 2005


Zurück zu: Max Seidenspinner
Zurück zu: Ingolstädter Musikmeister des 19. und 20. Jahrhunderts


Impressum - - - Nachricht an den Gestalter der Seiten: Kurt Scheuerer
Zur Auswahl Personen aus Ingolstadt - - - Zur Auswahl Materialsammlung Kurt Scheuerer