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Gerd Riedel:
Frühmittelalterliche Besiedlung
(gekürzt von Kurt Scheuerer)

 
"Bis in die Zeit um 700 n.Chr. begruben die Bajuwaren nach heidnischer Sitte ihre Toten in ihrer Tracht, wobei den Männern ihre Waffen, den Frauen ihr Schmuck beigegeben wurde. ...
Diese reiche Informationsquelle versiegt aber recht abrupt, als es in den Jahrzehnten um 700 n.Chr. unter dem Einfluß des Christentums in weiten Teilen unseres Landes unüblich wird, die Toten in ihrer Tracht und mit Beigaben versehen zu beerdigen."

"Von vielen der alten »ing-Orte«, die die Stadt Ingolstadt umgeben, sind sogar mehrere Grablegen bekannt, etwa aus Großmehring, Manching und Etting. Einige von ihnen besitzen durchaus herausragende Beigaben wie die Gräber von Lenting, Irsching, Kösching und der ... Löwenbuckel bei Gerolfing."

Die Siedlung von Burgheim lieferte "große Mengen von Fundmaterial, so daß ein ganzer Keramiktypus, die sogenannte »Burgheimer Ware«, ihren Namen trägt."
Durch Fundmaterial bekannt ist auch noch eine Siedlung bei Manching.
Einige Scherben belegen eine wohl schon in der Merowingerzeit bestehende Siedlung bei Weichering.
"Deutlich jünger sind die Hinterlassenschaften, die von einer spätmittelalterlichen Ansiedlung südlich von Hagau dokumentiert werden konnten."
"Nur wenige hundert Meter südöstlich von Zuchering standen im ausgehenden Früh- und im Hochmittelalter die Gebäude einer Siedlung. Sie hatte sicherlich, wie die meisten Weiler und Dörfer dieser Zeit, bäuerlichen Charakter. Ihre aus Holz errichteten Häuser müssen zwar nicht alle gleichzeitig existiert haben. Die aufgefundene Keramik weist sogar darauf hin, daß die Siedlung zumindest einige Generationen bestanden hat. Es scheinen sich aber dennoch mindestens zwei Hofstellen abzuzeichnen. Zu beiden gehörten neben ebenerdigen, grob in Ost-Westrichtung orientierten Gebäuden auch kleine, in den Boden eingetiefte Hütten, die »Grubenhäuser«. Sie sind die Vorgänger unserer heutigen Keller."
Etwas älter scheinen wenige hundert Meter weiter die stattlichen Holzhäuser, mit Grubenhaus und Brunnen, gewesen zu sein. "Zwei eng nebeneinander gelegene Häuser, die sicherlich nicht gleichzeitig bestanden haben, könnten auf eine Lebensdauer von wenigstens ein paar Jahrzehnten hinweisen."

"Nur durch drei Grubenhäuser gibt sich die dritte und östlichste Siedlung des Mittelalters auf der Trasse der B 16 zu erkennen."

Der ausgedehnte Siedlungsplatz am Ostrand von Zuchering bestand vom späten 6./7. Jh. n.Chr. und wurde erst im 12. Jh. wieder aufgegeben. "Die großen Mengen von Eisenschlacke weisen den Ort als bedeutenden Verhüttungsplatz aus, dessen Einwohner nicht nur von der Landwirtschaft ihren Lebensunterhalt bestritten. Die mehrfach an der selben Stelle neu errichteten Häuser der Siedlung deuten auf eine stirkte Parzellierung des Grundes hin. Man kann daher das frühmittelalterliche Zuchering als »frühstädtische« Siedlung bezeichnen."

Eine weitere Siedlungsstelle nur wenige hundert Meter östlich, südlich von Seehof, gehört mit einigen Grabfunden ins 7. Jh.

Rauhwandige Töpfe, deren Ränder innen eine leichte Kehlung zeigen sind sowohl in Manching, als auch in Seehof, Zuchering und Weichering zu finden. "Diese vier Siedlungen könnten demnach im frühen Mittelalter etwa gleichzeitig existiert haben."

Im Gebiet der Altstadt von Ingolstadt und in ihrem direkten Umland lassen sich aber merkwürdigerweise keinerlei Funde namhaft machen, die vor die Jahrtausendwende zurückreichen.
Die Ausgrabungen beim Herzogskasten und vor allem am Zehenthof erbrachten einige wenige Keramikfragmente, die ins 11./12. Jh. datiert werden können."
Die Untersuchungen im »Birnbaumhäusl« und an der Schäffbräustraße können keine Belege für eine Besiedlung des Platzes vor dem 13. Jh. beibringen.
Im übrigen fehlen Ingolstadt jegliche Hinweise auf Reihengräberfunde.
"Es liegt sehr nahe, den Königshof eingespannt in ein Geflecht von Siedlungen zu sehen, die bestimmte Aufgaben zu erfüllen hatten."


Gerd Riedel
in: Archäologie um Ingolstadt. Kipfenberg 1995. S. 218-232.

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