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Der Landtag 1516 in Ingolstadt
Dr. Gerd Riedel:
Die Politik verändert das Land – archäologische Einblicke

 
In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts findet die letzte große Umstrukturierung der Siedlungslandschaft im Raum Ingolstadt vor der Industrialisierung statt. Bis zum 14. Jahrhundert sind ländliche Siedlungen oft instabil. Viele werden verlagert, zusammengefasst, aufgegeben oder neu gegründet, wie die Siedlung(en) „Brunn“ auf dem Brunnbuck nördlich von Gaimersheim. Manche bleiben aber auch an Ort und Stelle für Jahrhunderte bestehen, wie die Siedlung auf dem Eixelberg nördlich von Kösching oder „Smitstat“ bei der Schmidtmühle nahe Feldkirchen.

Kurz bevor in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts die Anfertigung von Landkarten üblich wird, hat ein letzter, wesentlicher Einschnitt in das Siedlungsgefüge des Raumes Ingolstadt stattgefunden: Überdurchschnittlich viele Siedlungen werden aufgegeben. Sie liegen zum Teil unmittelbar vor der Stadt Ingolstadt, wie Hard oder „im Gries“, so dass die militärische Bedeutung Ingolstadts (Ausbau zur Landesfestung, Kanonade von 1546) für deren Ende verantwortlich sein könnte. Es gehen aber auch Siedlungen unter, die in deutlichem Abstand zur Stadt liegen, wie „Zell“ südlich der Antonius-Schwaige oder der schon angesprochene Ort „Smitstat“.

Auch südlich der Donau bei Baar oder im Umkreis des Marktes Kösching ist die Aufgabe von Siedlungen zu beobachten. Dabei trifft es nicht nur junge Siedlungen, die erst in der wirtschaftlichen Blütezeit des 12./13. Jahrhunderts entstanden sind und Krisen möglicherweise nicht standhalten konnten. Die wüst gefallenen Orte können sogar älter sein als die Städte und Märkte, zu deren Gunsten sie wohl aufgegeben wurden. Das zeigt die Siedlung auf dem Eixelberg bei Kösching, die schon im 6. Jahrhundert, vielleicht sogar bereits im 4. Jahrhundert existierte.

Die Wüstung Epolding-Mühlthal südlich von München ist ein altbekanntes Beispiel dafür, dass diese Entwicklung nicht nur im Raum Ingolstadt, sondern im ganzen damaligen Bayern stattgefunden haben könnte. Aufgrund des Forschungsstandes in Südbayern ist das derzeit allerdings vielerorts noch nicht nachvollziehbar. Eine denkbare Erklärung für diese starken Veränderungen im Siedlungsbild ist die gezielte Förderung der Städte und Märkte gegenüber den ländlichen Siedlungen durch die bayerischen Herzöge.

Foto: Stadtmuseum Ingolstadt
Die Siedlung Smitstat bestand bereits in der späten Merowingerzeit. Im Hochmittelalter bekam sie ein eigenes, kleines Gotteshaus, dessen Steinfundamentreste bei archäologischen Ausgrabungen freigelegt wurden.

Foto: Stadtmuseum Ingolstadt
Die Wüstung Hard vor dem nördlichen Stadttor bestand bis in das 16. Jahrhundert. Ihr Ende hatte wohl keine wirtschaftlichen Gründe, wie ein italienischer Fayenceteller und eine qualitätvolle Ofenkachel im archäologischen Fundgut andeuten.


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