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Ausstellung 2018:
Mary Shelleys Frankenstein Kreatur - zurück in Ingolstadt
Das Leben der Kreatur

 
Marc Köschinger

Das Leben der Kreatur
Wer also bin ich?

Mary Shelley gibt der Schöpfung Victor Frankensteins keinen Vornamen. Sie verwendet sprechende Bezeichnungen wie „creature, being, unhold, daemon, monster“, die auf die „Lebensgeschichte“ des Geschöpfes Bezug nehmen: von unschuldig bis böse.

Das Wesen ist durch die Abwesenheit seines Schöpfers/seines Vaters auf sich allein gestellt. Die „Menschwerdung“ der Kreatur beginnt mit der Erfahrung der Sinne: sehen, fühlen, hören, riechen, mit der Erkenntnis von Licht und Dunkelheit, von Hunger und Durst. Weitere Empfindungen folgen: Angst und Freude. Der Fixpunkt wird der Mond, der die Veränderungen der Zeit erfahren lässt. Die Kreatur erkennt nach und nach einzelne Gegenstände, nur die Sprache erlernt sie nicht.

Ein zentraler Punkt in der Entwicklung der Kreatur ist die Entdeckung des Feuers als ein zweischneidiges Element: Licht/Wärme und Schmerz/Zerstörung. Die Kreatur verlässt den Wald bei Ingolstadt, als es ihr nicht mehr gelingt, ausreichend Nahrung zu finden. Drei Tage und Nächte wandert sie der „sinkenden Sonne“ entgegen. In einer Hütte auf einer Anhöhe lernt die Kreatur die menschliche Sprache, den sozialen Umgang durch Beobachtung der Familie de Lacey.

Wer also bin ich? Die Kreatur wird zum Unhold, als sie feststellen muss, dass Sprache und Benehmen allein nicht ausreicht, in der menschlichen Gesellschaft anerkannt zu werden. Es fehlen die familiären Bindungen und vor allem das menschliche Aussehen. In dieser Erkenntnis der besonderen Spezies will die Kreatur ein Ebenbild erschaffen haben: „This being you must create“ - Dieses Wesen musst du (Victor Frankenstein) für mich erschaffen! Und dieses Wesen muss weiblich sein.
 

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