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ANTIKE ÖLLÄMPCHEN
Verwendung von Lampen

 

Religiöser Kult

In Griechenland waren kostbare Lampen als Weihgeschenk für die Tempel sehr beliebt. Der Bildhauer Kallimachos schuf im späten 5. Jh. v.Chr. für das Erechtheion in Athen eine gut berechnete goldene Lampe (Paus. 1,26,6-7. Groß, W.H. Kl.Pauly, Bd. 3, S. 79.) und "Dionysios d.J. soll den Tarentinern eine Lampe geschenkt haben mit soviel Dochtlöchern, als es Tage im Jahr gibt". (Athenaios 15,700d. Groß, W.H. Kl.Pauly, Bd. 3, S. 469.)
Im griechischen Kult dagegen wurden Fackeln verwendet; Öllampen brannten vorwiegend in römischen und orientalischen Tempeln.

Kandelaber
Öllampe auf einem hohen Ständer
Öllampe auf einem hohen Ständer

Die Abbildung rechts zeigt eine Öllampe auf einem hohen Ständer und ist ein Ausschnitt aus einer Mysterienplakette der sogenannten "danubischen Reiter".
In den kleinen öffentlichen Kulträumen wurden vor den Standbildern von Göttern von den Gläubigen Opferlampen angezündet. Dieser Brauch wurde von der christlichen Kirche weitergeführt, nur dass hier ausschließlich Kerzen Verwendung fanden.

Am Saturnalienfest, das während der Kaiserzeit zum großen Neujahrsfest mit Kaiserkult wurde, beschenkte man sich mit Kuchen, Honigwein und Kerzen und später auch Lampen und Sparbüchsen, welche glückbringende Zeichen, wie den doppelköpfigen Janus, Victoria und Fortuna trugen und wohl auch als Erinnerungsstücke aufzufassen waren. (Menzel. 1954. S. 7. und Groß, W.H. Der Kleine Pauly, Bd. 3, S. 469.)


Totenbrauch

Bestattungen sind seit der Zeit des Neandertalers nachweisbar.
Vorstellungen vom Wesen der Toten dürften wohl aus Traumgebilden entstanden sein:

Der tote Patroklos erscheint dem Achilleus im Traum, dieser streckt verlangend die Hände aus,
"Aber umsonst: denn die Seele, wie dampfender Rauch, in die Erde
Sank sie hinab hellschwirrend. Bestürzt nun erhob sich Achilleus,
Schlug die Hände zusammen und sprach mit jammernder Stimme:
Götter, so ist denn fürwahr auch noch in Hades' Wohnung
Seel' und Schattengebild, allein ihr fehlt das Leben!"

Ins Grab beigegeben wurde dem Verstorbenen in vorgeschichtlicher Zeit als Totenteil sein persönlicher Besitz - Schmuck oder Waffen - sowie Beigaben der Hinterbliebenen. Herausragende Menschen erfuhren zu allen Zeiten auch besondere Bestattungsformen.

Der griechische Totenkult bestand aus der Beisetzung mit Totenmahl am 3. Tag nach dem Tod, der Erd- oder Brandbestattung des Leichnams, seiner Versorgung mit Beigaben, der Anlage und dem Kultus der Grabstätte. (Bestattung des Patroklos, Homer. Ilias. 23.)
Es folgten Feierlichkeiten am 9. und am 30. Tag, der "uralter idg. Totenkult-Tag war und mit erneuertem Totenmahl und -opfer das definitive Ende der Trauerzeit und damit die Lösung der bisher bestandenen Hausgemeinschaft anzeigte." (Wachsmuth, Dietrich. Der Kleine Pauly, 1979, Bd. 5, S. 891 und 897/898.)

Im römischen Totenbrauch wurden am offenen Grab ein Totenkult-Opfer, ein Reinigungsritus (suffitio) sowie ein Totenmahl abgehalten.
Weihrauchschalen, Stadtmuseum Ingolstadt
Dabei zündete man eine Öllampe an und verbrannte - in besonderen Fällen - auch Weihrauch. Lampe und Weihrauchschale legte man dann zusammen mit dem Speisegeschirr ins Grab.
Am 9. Tag endete die Trauerzeit wiederum mit Opfer und Totenmahl sowie Spielen (ludi novemdiales). (Kl.Pauly, Bd. 5, S. 898.)

Im Verlauf des 2. Jhs verschwinden im rätischen Bereich die Tonlampen zunächst aus den Siedlungsfunden und dann auch aus den Brandgräbern. In den Körpergräbern des 3. und 4. Jhs befinden sich keine Lampen mehr. (Czysz. Germania.)
Die in den Gräbern beigelegten Lampen wurden entsprechend ihren schwachen Rauchspuren fast alle nur einmal benutzt; dies geschah wohl beim Totenmahl am offenen Grab.
Bei den Jahrtagen des Toten wurden Lampen auch auf die Grabaufschüttung oder in Nischen der Steinarchitektur gestellt. (Fasold. 1985, S. 195.)


Totenmahl

In China versammelte man sich zu jedem Jahrtag am Grab eines lieben Verstorbenen, um gemeinsam mit ihm zu essen und zu trinken; die Toten werden dadurch in die Welt der Lebenden mit einbezogen. Seit Konfuzius (um 500 v.Chr.) ist in China die Tugend der Ehrerbietung, das Hochhalten des Ererbten und damit die Verehrung der Ahnen einer der wesentlichen kulturellen Werte.

Die zahlreichen Beigaben von Speisen und Getränken in vorgeschichtlichen Gräbern müssen nicht bedeuten, daß man glaubte, der Verstorbene benötige eine Wegzehrung - vergleichbar dem Charonsobol - für seinen Gang ins Jenseits. Weit eher mag man an eine Liebesgabe seiner Angehörigen denken, an ein Band, welches ihn auch weiterhin mit ihnen verknüpfte.
Nach dem Totenmahl am Grab, an welchem der Verstorbene symbolisch teilgenommen hatte, wurde ihm sein Anteil am Mahl beigelegt. Man verabschiedete sich damit von ihm, gab ihm aber gleichzeitig auch die Möglichkeit, bei jedem weiteren geselligen Essen seiner Angehörigen oder Freunde mitzuhalten.

Gegen Ende des zweiten vorchristlichen Jahrtausends werden die Toten verbrannt und damit endgültig aus der Welt der Lebenden entfernt.
Als letzte Gabe erhalten sie die Lebensenergie der beim Totenmahl geopferten Tiere in Form einer Blutspende:

Erst wir beweinen Patroklos; denn das ist die Ehre der Toten.
Aber nachdem wir die Herzen vom traurigen Grame befreiet,
Lösen wir unsre Gespann' und schmausen allhier miteinander.
...
Setzten sich dann am Schiffe des aiakidischen Renners,
Tausende; jener darauf gab köstlichen Schmaus des Begräbnis.
Viele der mutigen Stier' umröchelten blutend das Eisen,
Abgewürgt, auch viele der Schaf' und meckernden Ziegen;
Viel weißzahnige Schweine zugleich, in der Blüte des Fettes,
Sengten sie ausgestreckt in der lodernden Glut des Hephaistos:
Und rings strömte das Blut, mit Schalen geschöpft, um den Leichnam.
(Homer. Ilias. 23,9f. und 28ff. Nach J.H. Voss.)

 

Marieluise Fleißer, Der starke Stamm

Auch heute noch bittet der nächste Verwandte unmittelbar nach einem Begräbnis die Angehörigen und Freunde des Toten zum Leichenschmaus ins Haus des Verstorbenen oder in ein Gasthaus. Die Ingolstädter Dichterin Marieluise Fleißer (1901-1974) beschrieb den "typischen" Verlauf eines derartigen Ereignisses:

Das 1950 in den Münchner Kammerspielen uraufgeführte Stück beginnt mit einem Treffen zum Leichenschmaus im Haus des Sattlers Bitterwolf. Zunächst finden die dort Versammelten für den zum Witwer gewordenen Leonhard Bitterwolf und dessen Sohn Hubert Worte voll Trauer und Anteilnahme.
Während noch ein Kranz für das Grab der Toten abgegeben wird, dreht sich das Gespräch plötzlich um Besitz, Geld und andere weltliche Dinge. Menschliche Spannungen und Rivalitäten kommen ganz hart "auf den Tisch".
In der zentralen Figur der Schwägerin Balbina gipfelt die Auseinandersetzung um Geld und Liebe. Sie verfolgt ebenso geschäftstüchtig wie bisweilen sentimental ihre Ziele. (Ingrid Eiden.)


Scheuerer, Kurt. FUNDORT 2. ANTIKE ÖLLÄMPCHEN. 1994.


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