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Texte im Stadtmuseum Ingolstadt - Raum 1
Die Donau

 

Zur Rolle des Donaustroms in kulturkundlich-geschichtlicher Hinsicht

Graphik: Stadtmuseum Ingolstadt. Foto: Kurt Scheuerer

Schon nach geographischer Lage, Erstreckung und Ausrichtung des Systems der Donau kommt diesem Strom die Aufgabe zu, Mitteleuropa und den Balkan und Vorderen Orient zu verbinden. Nach Pascal sind ja die Flüsse Wege, die wandern, und die uns dahinbringen, wohin wir wollen.
Tatsächlich hat das hydrologische Stromgebiet der Donau sehr früh die Dimension eines Geschichtsraums gewonnen, verlaufen seither längs des Naturstroms bedeutende Verkehrs- und Kulturströme in beiden Richtungen, stellen die durch rahmende Gebirgssysteme gebildeten Beckenlandschaften der Donau mit ihren Durchbruchstälern förmliche Pfortenlandschaften und Völkertore dar.
Bekannte kulturkundlich-historische Arbeitsbegriffe mögen das verdeutlichen. So spricht man von Donauländischen Kulturen oder Kultureinflüssen der Jungsteinzeit und Urnenfelderzeit, von dem spätgotischen Donaustil der Bildenden Kunst im Übergang von Spätmittelalter zur Frühneuzeit oder von dem neuzeitlichen Staat Österreich-Ungarn als der Habsburgischen Donaumonarchie.
Für historische Völkerbewegungen in Richtung oder Gegenrichtung des Stroms genügt es, auf die Keltenwanderungen, die Donaukelten der Antike, die Awaren- und Ungarneinfälle des Frühmittelalters oder die Türkenkriege sowie die Kolonisation durch die Donauschwaben der Neuzeit zu verweisen.

Vom Standpunkt und Gesichtskreis der frühen mittelmeerländischen Hochkulturen aus erscheint die Donau jedoch auch wiederholt als Grenze des bekannten Nordens der Alten Welt, angefangen von den Erdbildern des Hesiod, des Hekataios von Milet oder des Herodot bis zur militärisch-politischer Ausweitung und Grenzziehung des Römerreichs.
Diese von den Römern befestigte Stromgrenze und geschaffene Völkerscheide wird aber von einer rückwärtigen Kunststraße begleitet, die den Flottenverkehr auf dem Fluß selbst ergänzt und wiederum vom Schwarzen Meer zum Rhein hin und zum Atlantik weiterführt.
Noch im Rom der Barockzeit gilt- vom jetzigen geistigen Mittelpunkt der Welt aus gesehen - die Donau als Weltstrom und hat so als allegorische Figurengruppe an dem großen Vierflüssebrunnen von Bernini teil.
Ingolstadt liegt keineswegs an exponierter Stelle dieses Weltstroms und reiht sich neben weiteren Städtegründungen des 13. Jahrhunderts, die auf den Oberlauf dieser Wasserstraße bezogen sind.

Ingolstadt bezeichnet aber einen der wichtigen Nord/Süd-Übergänge über die West/Ost-Achse des Stroms. Zwischen Stätteberg/ Stepperg und Eining/Irnsing bzw. Weltenburg/Kelheim gibt es hier eine Zone urgeschichtlicher, römischer und frühmittelalterlicher Transversalen.
Auch trifft die von Paris über Worms am Rhein nach Byzanz führende mittelalterliche Fernstraße, die sog. Nibelungenstraße zwischen (Groß-) Mehring/Manching und Pförring/Münchsmünster auf den Donaustrom, während die große römerzeitliche Verbindungsstraße vom Rhein zur Donau zwischen Mainz und Faimingen verlief.
Im Bestreben, diesen Überlandweg noch mehr zu verkürzen, setzen im Frühmittelalter die Versuche einer Kanalverbindung von Rhein-Main und Altmühl-Donau ein (Fossa Carolina, Kanalprojekt Karls des Großen).

Wie viele Gewässer der Alten Welt und alle antiken Wassergrenzen ist der Donaustrom schließlich auch mythischer Ort. Sowohl nach Schrift- und Bilddenkmälern der Römerzeit als auch schriftlichen und mündlichen Überlieferungen des Mittelalters und der Neuzeit kommt dieser Charakter in den Personifikationen des Danubischen Neptun und der Donaufrauen oder Donaunixen zum Ausdruck.

Dr. Rudolf Albert Maier, Tafeltext im Stadtmuseum Ingolstadt
Graphik: Stadtmuseum Ingolstadt. Foto: Kurt Scheuerer


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