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Texte im Stadtmuseum Ingolstadt - Raum 3
Zur Struktur der Bronzezeit und Urnenfelderzeit

 
Zu den weltverändernden Erfindungen der frühen Menschen zählt auch die Metallgewinnung und Metalltechnik, die in Zentraleuropa zwar relativ spät zur Anwendung gelangt, dann hier aber ebenso wie in den Herkunftsgebieten dieser Kunst zu neuen Wirtschafts- und Gesellschaftsformen führt. Denn für Erzbergbau und Erzverhüttung großen Ausmaßes ist ebenso wie für Metallverarbeitung und Metallhandel gewerbliche Arbeitsteilung erforderlich, die jedoch erst aufgrund von Mehrproduktion an Lebensmitteln, also von Überschüssen des Ackerbaus möglich erscheint.
Zu diesem Spektrum um Ursache und Wirkung in der Formationsperiode der Metallkultur gehören noch serienmäßige Warenproduktion, Wertbildung und Wertmessung, Schatzhäufung und stärkere soziale Differenzierung.
Erst Kupfer, dann Bronze als Legierung aus Kupfer und Zinn, auch Edelmetalle bilden den Standard der neuen Kultur und Zeit, die ein rundes Jahrtausend zwischen 1800/1700 und 800/700 v. Chr. dauert.

Allerdings reagieren die einzelnen Gruppen der jungsteinzeitlichen Ackerbaukultur unterschiedlich auf die vom Vorderen Orient über Balkan und Donauraum (oder auf dem Umweg über Südwesteuropa) nach Norden vordringende Kenntnis der Metallurgie. Während etwa im Nordostalpengebiet große Kupfererzbergbau- Verhüttungsreviere entstehen und Kupfer hier zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor wird, kann in anderen Gebieten die kulturelle Herausforderung durch Metallkultur und Metallobjekte geradezu Ablehnung des neuen Werkstoffs auslösen und Verbesserung der alten Steintechnik, verstärkten Silexbergbau und Imitation der Metallvorbilder in Silex bewirken. So stehen auch die Silex-Gruben der Alb weiter in Betrieb.

Es kommt, während der Bronze- und Urnenfelderzeit überhaupt, zu intensiverer Begehung und Besiedlung der Albflächen und Albhöhen, der Moor- und Dünengebiete des Donaumooses sowie anderer Gebiete von geringer Bodengunst aus heutiger Sicht, was man als zeitweise Tendenzen zu Weidewirtschaft und Jagd deuten kann.

Im Übrigen liegt der Landstrich an Oberer Donau und Alb durchaus im Zug kultureller Leitlinien.
Die kulturmorphologisch-formenkundliche Gliederung und allgemeine Dynamik dieser ersten Metallzeiten lässt sich für die Museumspraxis gut anhand der Bestattungssitten aufzeigen:
  • Die für die Frühbronzezeit typischen Flachgräberfelder mit seitlichen Hockerbestattungen werden zunächst durch Brandbestattungen in Urnengräber-Gruppen abgelöst.
  • Während der Mittelbronzezeit kommt es sodann zur Beisetzung der Toten unter künstlichen Erdhügeln, die zu größeren Hügelgräberfeldern gruppiert werden (Hügelgräberkultur).
  • Dagegen wird zur Spätbronzezeit und Urnenfelderperiode Leichenverbrennung verbindlich, wobei die Reste der Toten nebst den mehr oder weniger mitverbrannten Beigaben in Tonurnen und auf oft nach Hunderten von Flachgräbern zählenden Plätzen (Urnenfeldern) zur Beisetzung gelangen.

Nicht nur ökonomische, auch religiöse Ideen prägen also diesen Zeitraum und dessen offenbar stetige Bevölkerung - es gibt zwar Anzeichen für Wechsel von Siedlungsräumen, Fluktuation und Binnenkolonisation, nicht aber für größere expansive Völkerbewegungen.

Dr. Rudolf Albert Maier, Tafeltext im Stadtmuseum Ingolstadt
Fotos: Kurt Scheuerer


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